Böser Mann - Provinzkrimi
handelt. Sagt dir der Name was?«
»Nein.«
»Das ist der Sohn vom Architekten-Strauss.«
»Jetzt klingelt’s«, brummte Luginger.
»Ein typischer Verlierer, Franz. Schulabbrecher, Halodri, Nichtsnutz.«
»Was du alles weißt.«
»Und jetzt kombiniere mal.«
Faulhuber schwieg, Luginger trank.
»Eine Denksportaufgabe, Bernie, gell?«
»Schaffst das nicht?«
»Auf keinen Fall.«
»Fischer, Bürgerinitiative, Strauss, Architekt. Wo ist die Klammer? Unsere Neubausiedlung, verstehst.«
»Nein, tu ich nicht. Der Sohn ist doch tot und nicht der Vater. «
»Stimmt, aber mit etwas Phantasie geht da schon was zusammen. Zwei Tote in drei Tagen, Franz. Kein Zufall, glaub mir. Wo steckt eigentlich Sammy?«
»Der Gerolsee gehört aber zu Döring. Nicht unsere Leiche, Bernie.«
»Jetzt stell dich nicht dümmer, als du bist. Die paar Kilometer spielen doch keine Rolle. Zwei Tote, zwei Morde, und das bei uns.«
»Woher weißt das alles schon wieder?«
»Kontakte.«
»Die Uniformierten tratschen ja schlimmer als Waschweiber«, sagte Luginger.
»Die Quelle heißt Jessica Weber.«
Luginger kannte keine Jessica Weber.
»Das Mädchen ist 14 und die Tochter meiner Nachbarn. Sie hat mit Mike zusammen den Toten gefunden. Ihre Eltern sind auf einem Empfang und haben ihr Handy vergessen. Also ist sie bei mir. Sie ist mit Melanie befreundet, die Mädchen gehen in dieselbe Klasse. Die beiden sind jetzt oben in Melanies Zimmer. Polterer hat sie hergebracht und gesagt, sie sei völlig durcheinander. Mike hat wohl eine Aussage gemacht. Polterer wollte mir aber nichts Genaues sagen.«
»Waren diese Jessica und Mike denn allein?«, fragte Luginger. Ein weiterer Schluck Bier foss seine Kehle hinunter.
»Offensichtlich.«
»Und dann sind sie über den toten Strauss-Jungen gestolpert? «
»Scheint so. Wie gesagt, noch weiß ich nichts, weil Herr Polterer sich so wichtig nimmt. Er hat nur verlauten lassen, dass der Anblick des Toten schon einen Schock auslösen kann.«
Donnerwetter, dachte Luginger. Mike mit so einem jungen Mädel abends am Gerolsee. Das gibt Gerede. Exknacki verführt Töchterchen aus gutem Hause, während Mami und Papi Aperol schlürfen.
»Und um mir das zu erzählen, rufst an?«, fragte Luginger, während er sein Glas kreisen ließ.
»Auch, Franz, aber nicht nur. Markus Polterer hat mich gefragt, ob ich wüsste, wo Sammy steckt. Er war heute Nachmittag
bei euch und wollte Sammy sprechen. Sammy war aber nicht da. Irgendwie hat ihm das gar nicht gefallen.«
»Hat Sammy Hausarrest, oder was?«
»Red kein Schmarrn. Er sollte nur erreichbar sein. Das ist alles. «
»Ich werd’s ausrichten, ja. Und ich kauf ihm eine Leine. Schlaf gut.«
Luginger trank sein Bier aus und zapfe ein neues, während sich in seinem Kopf die schlechten Nachrichten türmten: Sammy könnte es doch gewesen sein, wenigstens wollte Moni das nicht mehr ausschließen; Mike findet eine Leiche am Gerolsee, und Polterer macht einen auf wichtig, weil sein Koch nicht im Körbchen lag, als er ihn streicheln wollte.
»Heiliger Strohsack, da rollt was auf mich zu«, grummelte er halblaut, ehe er seinen Kippenrest mit einem leisen Zischen im Spülbecken versenkte.
Dienstag
L uginger hatte das Gefühl, dass Polterer nicht wusste, wohin mit seinem langen, dünnen Körper. Verloren stand er in seinem Wohnzimmer, trug Uniform mit Bügelfalten vom Feinsten und Schuhe, die Luginger bei den aktuellen Temperaturen für keine gute Wahl hielt. I got my bell I’m gonna take you to hell röhrte eine Männerstimme aus den großen Boxen, die auf einem abgewetzten Parkettboden standen, um Sekunden später hinzuzufügen hell’s bells, hell’s bells, you got me ringing, hell’s bells, my temperature’s high, hell’s bells.
»Setzen Sie sich doch«, rief Luginger, während er mit einem Handtuch über sein Kinn fuhr und auf einen freien Stuhl wies.
»Rasieren Sie sich nass?«, fragte Polterer.
Luginger nickte aufs Geratewohl, ohne verstanden zu haben, was sein morgendlicher Gast gerade wissen wollte.
»AC/DC«, brüllte Polterer.
»Hell’s bells, you got me ringing«, antwortete Luginger, nachdem er die Lautstärke zurückgedreht hatte. »Passt doch irgendwie, oder?«
Turnschuhe, Gummilatschen und frisch geputzte Cowboystiefel lagen rum. Auf einem kleinen Schrank stand ein Kassettendeck mit diversen Fernbedienungen.
Polterer sagte: »Braucht man heute nicht mehr. Kassetten! Haben Sie noch welche?«
Luginger zeigte auf die oberste Reihe eines
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