Böser Mann - Provinzkrimi
Strauss gekannt hat. Ich persönlich glaube, dass Herr Menzinger mehr weiß, als er auszusagen bereit ist. Womöglich möchte er andere Frauen schützen und enthält uns Namen vor. Ihr Sammy hat sich nach Angaben von Herrn Menzinger vor etwa einem halben Jahr vor einem Bauwagen mit Axel Strauss zuerst gestritten und dann geprügelt. Herr Menzinger ist dafür nicht alleiniger Zeuge. Eine junge Frau und ein Mann aus einer Nachbargemeinde waren ebenfalls dabei. Die 10 000 Euro, die wir in Herrn Strauss’ Wagen gefunden haben, übrigens ein Hinweis, dass ein typischer Raubmord eher unwahrscheinlich ist, lassen den Schluss zu, dass der Tote zu Lebzeiten prächtig verdient hat.«
Die Kommissarin sammelte die Fotos wieder ein und schwieg eine Weile.
Luginger dachte nach. Dann fragte er: »Das junge Ding, diese Jessica Weber, hat die den Toten so gesehen wie ich gerade?«
»Woher kennen Sie den Namen des Mädchens?« Frau Weibel war sichtlich überrascht.
Luginger hatte seine Stirn in Falten gezogen und sagte, ohne sich von Frau Weibels Erstaunen beeindrucken zu lassen: »Sie gehen also davon aus, dass der junge Strauss grillen wollte. Dann wurde er überfallen und erstochen, sehe ich das richtig? «
Frau Weibel nickte.
»Nach den Stichen wurde die Leiche hinter ein Gebüsch gezerrt, damit sie erst mal weg war?«
»Das ist unwahrscheinlich. Blut gab’s nur am Fundort des Opfers«, meinte die Polizistin.
»Und Sie halten es für möglich«, kombinierte er weiter, »dass Sammy etwas damit zu tun haben könnte, weil er sich mit Axel Strauss schon einmal angelegt hat?«
Frau Weibel öffnete die Hände, als würde sie ihn einladen fortzufahren.
»Vier Steaks, drei Bier, reicht gerade mal für zwei, drei Personen. «
Frau Weibel blickte dankbar geradeaus.
»Und nachdem Sie Bilder von Frau Fischer und Sammy auf dem Handy des Toten gefunden haben, können Sie gar nicht anders, als ihn zu verdächtigen.«
»Richtig«, bestätigte sie kurz und zufrieden, als wollte sie Luginger eine Eins für vortreffliche Mitarbeit ins Notenbüchlein eintragen, um nach einer kurzen Kunstpause hinzuzufügen:
»Am einfachsten wäre es, Ihr Koch hätte für die Zeit von 19 bis 20 Uhr ein Alibi. Bei Ihnen war er ja nicht.«
»Zeugen haben Sie keine aufreiben können?«, fragte Luginger.
»Bis jetzt jedenfalls nicht, nein. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.«
»Gut«, sagte Luginger, »ich kümmere mich.« Dann stand er auf und ging zur Tür. »10 000 Euro glatt, das ist doch kein Zufall? «, fragte er noch.
»Nein, ist es nicht«, kam es zurück. »In ein, zwei Stunden weiß ich, ob der Wagen, den Axel Strauss gestern Abend dabeihatte, derselbe ist, mit dem Herr Fischer überfahren wurde. Wenn ja, könnte das Geld eine Art Honorar sein.«
Luginger nickte.
»Herr Polterer nimmt Sie wieder mit nach Leuterding. Er wird unten auf Sie warten. Schönen Tag noch.«
Als Luginger schon aus der Tür war, rief sie ihm noch nach: »Jessica Weber. Woher kennen Sie den Namen?«
»Bernie weiß so was. Die kleine Weber wohnt in seiner Nachbarschaft und ist eine Schulfreundin seiner Tochter.«
»Wer ist Bernie noch mal?«
»Herr Faulhuber. Der Zahnarzt mit dem teuren Rotwein.«
Frau Weibel wiegte ihren Kopf vor und zurück, als wollte sie einer Fehlhaltung entgegenwirken.
Dann ging sie auf Luginger zu und sagte leise: »Mike Menzinger kennt sich aus. Mit mir wird er nicht reden. Ich bin Bulle, und mit Bullen hat er keine guten Erfahrungen gemacht. Knöpfen Sie ihn sich vor. Irgendwas geht in Ihrer Gemeinde richtig schief. Ich rieche das. So einer wie der junge Strauss hält nicht den Mund. Der will bewundert werden, der quatscht.
Und Herr Menzinger hat zugehört. Ach ja, wenn es Herr Amison bis zwölf nicht zu mir schafft, werde ich ungemütlich. Sehr ungemütlich.«
Während sie eine Karte mit ihrer Telefonnumer aus ihrer Gesäßtasche fischte, bemerkte Luginger: »Amison. Wenn ich Sammy so nennen würde, wüsste er gar nicht, dass er gemeint ist.«
Auf dem Rückweg konzentrierte sich Polterer ganz aufs Fahren. Luginger saß neben ihm und sortierte die Informationen, die seit heute Morgen sein Hirn füllten. Axel Strauss könnte Freitagnacht Carsten Fischer überfahren haben. Wahrscheinlich hat sein Alfa Romeo den Unfall im Erlenweg verursacht. Zwei Tage später ist er tot. Erstochen von einem Mann, den er vielleicht zum Grillen eingeladen hat und der nach der Tat noch Zeit hatte, den Hintern seines Opfers mit einem Zapfhahn zu
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