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Böser Mann - Provinzkrimi

Böser Mann - Provinzkrimi

Titel: Böser Mann - Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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zusteuerten. Sie bestellten Espresso. Einer von ihnen nahm eine Zeitung aus dem Ständer, griff in seine Hosentasche und legte zwei Münzen vor die silbern glänzende Zuckerdose.
    Genau so und nicht anders hatte es Strauss gesagt, hatte Sammy gesagt. Er würde seine geschäftlichen Interessen auf diesem Sektor neu definieren.
    Luginger löffelte Schaum von der Tasse. Neben ihm wurde Kaffee geschlürft. Dann hörte er »Cash generieren«, »Kosten senken« und »Investitionen verschieben«. Der glatzköpfige Hockersitzer befingerte ein Display. Schließlich steckte er sich Stöpsel in die Ohren und grinste zufrieden.
    Zu den 10 000 Euro in Strauss’ Alfa Romeo wusste Sammy genauso wenig zu sagen wie zu den Mädchen, von denen ja wenigstens Mike die eine oder andere namentlich kennen dürfe. Bis auf den Umstand, dass Strauss die Fischer und ihn mehrfach fotografiert hatte, was ja notwendigerweise bedeutete, dass sie über Tage, wenn nicht gar Wochen beobachtet worden waren, hatte Sammy während ihres Gesprächs nichts aus der Fassung gebracht.

    Sein Koch war wie immer gewesen. Gut gelaunt, direkt und völlig sorgenfrei, wenn es um morgen ging. Den Gedanken, dass Axel Strauss Helga Fischer mit den Fotos hätte erpressen wollen, hatte er nur kurz interessant gefunden, dann aber gesagt, die habe überhaupt kein Geld, und zwischen ihr und ihrem Mann habe es so ein Abkommen gegeben, na ja, die hätten sich in Ruhe gelassen.
    Sammy allein nach Erding fahren zu lassen, war falsch, dachte Luginger jetzt. Was, wenn die Weibel ihm nicht alles gesagt hatte? Wenn sie noch weitere Informationen besaß, die Sammy wirklich belasteten? Wenn sie ein Ass im Ärmel hatte und Sammy den Boden unter den Füßen wegzog? Vielleicht wusste sie längst, dass sein Koch Freitagnacht bei der Fischer war, und hatte es ihm bewusst verschwiegen, um Sammy zu überraschen. Oder sie hatte herausgefunden, dass die Kohle im Handschuhfach Fischer-Kohle war. Kontoabfrage, Barabhebung – und schon war die Kacke am Dampfen. Scheiße, dachte er. Scheiße, scheiße, scheiße! Da könnte richtig was schieflaufen bei der Weibel, und ich hab nichts gemerkt.

    Die Lauferei ging ihm immer mehr auf die Nerven. Hier fuhr jeder, nur er nicht. Aufrecht auf zwei Beinen bei helllichtem Tag nach Hause zu pilgern, war irgendwie diskriminierend. Und dann noch Sonne. Laufen und schwitzen kurz vor High Noon, schlimmer ging’s nicht. Bis auf Barbara würde jeder verstehen, wie er litt. Faulhuber, Gernot, Erika, Heider, selbst Moni war der Meinung, dass Spaziergänge nur sonntags taugten.
    Da schau her, dachte er. Das passt ja. Stehen die Anzüge doch direkt vor der Hütte mit dem blau-weißen Logo und quatschen
unter Schrifzügen, die jedem Deppen weismachen, dass sich gerade hier Finanzberater von morgens bis abends besonders krumm machen, damit die Sache mit dem Vermögensaufbau auch ja nicht schiefgeht.
    Neben ihm bremste ein Fahrschulauto. Tequila-Joe kurbelte sein Seitenfenster herunter.
    »Seit wann gehst du denn zu Fuß?«, fragte er, und Luginger konnte nicht anders, als Häme herauszuhören. Ohne eine Antwort abzuwarten, bat ihn Joe einzusteigen.
    Luginger zwängte sich auf den Rücksitz, nachdem er ein männliches Pickelgesicht mit langen strähnigen Haaren begrüßt hatte, von dem er annahm, dass es zu einem Fahrschüler gehörte.
    »Ist dein Dodge mal wieder hin?«, fragte Joe mit gebremstem Mitleid.
    Luginger nickte stumm.
    »Kannst ein Radl von mir haben. Die Bremsen sind im Eimer, aber wer braucht hier schon Bremsen. Platt ist’s auch, macht aber nichts, fährst halt auf den Felgen.« Joe lachte und riet seinem Fahrschüler, den Blinker zu setzen, bevor er abbog.
    Luginger fummelte an seinem Gurt herum. »Ist das eigentlich okay, dass ihr mich mitnehmt?«
    »Passt schon«, erwiderte Joe lässig.
    Minuten später parkten sie vorm Hammer-Eck. Joe stieg aus und legte den Beifahrersitz um, damit Luginger Platz zum Herauskriechen hatte.
    »Hast die Sache mit dem jungen Strauss schon gehört?«, fragte er schließlich.
    »Üble Sache«, bemerkte Luginger.
    »Sehr übel«, ergänzte Joe. »Der hat bei mir letztes Jahr erst
den Führerschein gemacht. Glaubt man so was! Erstochen am Gerolsee. Baut seinen Grill auf, zündet die Kohle an und Feierabend. Kanntest du den eigentlich?«
    Luginger verneinte und holte sein Tabakpäckchen aus der Gesäßtasche.
    »Merkwürdiger Vogel. Der brauchte eigentlich gar keine Fahrstunden. Fuhr wie ein Henker. Der ist bestimmt schon

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