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Böser Mann - Provinzkrimi

Böser Mann - Provinzkrimi

Titel: Böser Mann - Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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stundenlang irgendwo gefahren, bevor er das erste Mal neben mir saß.«

    Er rannte einen Feldweg lang. So schnell war er seit Jahren nicht mehr gelaufen. Ach was, seit Jahrzehnten. Neben ihm überall gemähte Getreidefelder. Er hustete. Er war zu schwer. Er spürte, wie Haare in seinem verschwitzten Gesicht klebten, weil sich sein Zopf gelöst hatte. Zehn Kilo mussten runter. Besser heute als morgen. Da vorne lief Mike. Gleich würde er im Wald verschwunden sein. Er rannte noch schneller. Warum hatte er bloß Stiefel angezogen? Seine Hose rutschte. Während er sie mit einer Hand festzuhalten versuchte, sauste die andere wie beim Sägen rhythmisch vor und zurück. Er schrie Mike irgendwas zu, ohne dass der es zu hören schien. Dann stolperte er und ruderte hilfos mit den Armen, bevor er aufschlug. Blut rann aus der Nase. Er roch Hundescheiße, Gras und Löwenzahn.
    Erschrocken blickte Luginger zur Uhr. Schon drei durch. Also war er wirklich eingeschlafen und hatte diesen Mist geträumt. Er befühlte seinen Bauch, schniefe kurz und quälte sich aus dem Bett.
    Unten waren Stimmen zu hören.
    »Warum sonst hätte der denn die Fotos machen sollen?«, hörte er Mike fragen. »Der wollte dich oder die Fischer erpressen.
Der hat aus allem Kohle gemacht. Oder glaubst du im Ernst, der hätte euch einfach so geknipst.« Luginger sah, wie Mike die Füße vom Tisch nahm und weiterschwadronierte: »Die Bullen können doch gar nicht anders, als die 10 000 Mäuse mit dem Mord an dem Fischer in Verbindung zu bringen, nachdem klar ist, dass der mit dem Wagen von Axel überfahren worden ist. Axel hat irgendwo kassiert, am naheliegendsten bei der Fischer. Die hat Kohle und wollte ihre Ehe retten. Also hat sie bezahlt, hat’s dir erzählt, und du hast Axel erstochen. Und um eine falsche Spur zu legen, hast du ihm den Zapfhahn in den Arsch gesteckt. So denken die Bullen. Also haben sie dich auf dem Kieker.«
    Sammy drehte Bierdeckel. »Schwachsinn. Wenn das Geld irgendeine Bedeutung hat, dann als Belohnung für Strauss, weil der den Fischer umgebracht hat. Und ich kann den Strauss nicht erstochen haben, ich war gestern mit einem Freund unterwegs. Dafür gibt’s Zeugen.«
    »Ich hab ja auch nur gesagt, was die Bullen denken, nicht, was wahr ist«, hielt Mike kleinlaut dagegen. »Für die passt doch alles zusammen, und die Fotos und die Kohle sind der Rest, um dich in die Pfanne zu hauen.«
    Sammy drehte weiter Bierdeckel. »Warum hast du denen gesagt, dass ich mit dem Strauss Streit hatte? Sieht so aus, als ob du es gar nicht abwarten konntest, mich anzuschwärzen.«
    »Ich bin vorbestraf, Mann, schon vergessen? Ich bin mit einer Vierzehnjährigen abends allein am See, hab einen Joint in der Tasche, und der bekannteste Dealer weit und breit liegt plötzlich mausetot vor meinen Füßen. Die finden das Handy, die Fotos, die Kohle. Und für deine Ich-bin-ein-guter-Mensch-und-haudem-Axel-jetzt-mal-aufs-Maul-Nummer gibt’s noch zwei Zeugen. Kapierst du eigentlich, was das für mich bedeutet?«

    Wie in Zeitlupe ging Sammy auf Mike zu, packte ihn am Kragen, riss ihn hoch und gifete los: »Du hast gewollt, dass ich dem Strauss aufs Maul hau, oder? Wenn du auch nur eins der Mädchen kennst und das verheimlichst und Helga und ich deswegen Ärger kriegen, brech ich dir die Knochen. Und wenn ich erfahr, dass du jemandem von den Fotos auf dem Scheißhandy was erzählst, musst du dich hier nicht mehr blicken lassen. Verstanden? «
    Luginger spielte die Unschuld vom Lande und schlenderte entspannt auf Sammy zu, der gerade dabei war, Mike auf seinen Stuhl zurückzudrücken.
    »Hast Stress?«, fragte er seinen Koch.
    Ohne zu antworten und mit wegwerfender Handbewegung ging Sammy hinter den Tresen und knallte die Kühlschranktür auf und zu.
    Luginger legte Tabak auf den Tisch. Dann schaute er Mike lange in die Augen.
    »Wie geht’s meinem Zylinderkopf?«
    »Bis Donnerstag, ja.«
    »Ist’s nicht besser, ich besorg das Ding? Dann kannst auch wirklich loslegen.«
    »Mach dir keinen Kopf. Ich hab das im Griff.«
    Sammy stellte zwei volle Gläser Cola auf den Tisch. »Magst was trinken?«, fragte er Luginger.
    »Danke, nein. Ich mag aber klare Antworten. Was wisst ihr über die Geschäfte von Axel Strauss?«
    Mike ließ die Gelenke seiner Finger knacken. Dann zog er die Nase hoch und legte los: »Der hat gedealt. Gras und Pillen. Wollte groß ins Geschäft. Hat aber wohl nicht geklappt. Keine wirklich harten Sachen. Und das mit den Mädchen war

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