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Böser Mann - Provinzkrimi

Böser Mann - Provinzkrimi

Titel: Böser Mann - Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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oder?«
    Luginger streckte seinen Rücken und versuchte Haare aus der Stirn zu wischen, die gar nicht da waren. Dann fragte er: »Warum bist du eigentlich hier? Warum haben die dich nicht eingebuchtet? «

    »Keine Ahnung«, sagte Sammy. »Die Weibel hat nur verlangt, dass ich erreichbar sein muss. Und zwar hier im Hammer-Eck.«
    »Die war ja auch gelassen«, murmelte Luginger und schaute deprimiert zu Boden. »Hast vorhin schon erwähnt. Die muss sich auch nicht mehr aufregen. Die hat alles im Kasten. Zuerst fährst den Fischer über den Haufen, und später stichst den Strauss ab. Na ja, und irgendwo in Ghana wird’s so ein Ritual geben. Zapfhähne in Ärsche schieben. Damit der Tote auch nicht vergisst, was richtig gut ist im Leben. Saufen und Ficken. Ich fass es nicht, ich fass es einfach nicht.«
    »Jetzt mach mal halblang«, erwiderte Sammy aufgebracht. »Was du dir da zusammenreimst, ist völliger Quatsch.«
    »Völliger Quatsch«, wiederholte Luginger. »Bist du eigentlich noch von dieser Welt? Die Weibel hat dich am Haken und mich gleich mit. Wenn die ordentlich nachbohrt, ist dein Alibi von Freitagnacht futsch. Oder glaubst du, Moni und Faulhuber wandern für dich wegen Falschaussage nach Stadelheim? Und dafür, dass der Strauss ganz oben auf der Liste deiner Lieblingsfeinde steht, gibt’s gute Gründe. Erpressung zum Beispiel. Rache. Was weiß ich, was der Weibel noch so einfällt.«
    Sammy war inwischen aufgestanden und genervt zur Tür marschiert.
    »Mit dir sollte heute keiner mehr reden«, rief er, bevor er nach draußen ging. »Pause, ja. Schalt mal ab. Ich hab niemanden umgebracht. Fischer nicht, und den Strauss auch nicht.«
    Luginger brauchte eine Weile, um runterzukommen. Schließlich kam es selten vor, dass er so viel in so kurzer Zeit zu sagen hatte. Er trank einen doppelten Espresso und nahm zur Feier des Tages einen schönen Cognac dazu. Dann dachte er nach und sortierte lauter Fragen, die sich in den letzten Minuten
ergeben hatten. Warum hat die Weibel Sammy nicht eingebuchtet? Wie lange würde sie brauchen, um Sammys Alibi vom Montag zu überprüfen? Was bedeutete es, wenn sie ihm für Freitagnacht was anhängen konnte, für Montag aber nicht? Und welche Rolle spielten die 4000 Euro, die die Fischer bezahlt hatte?
    Verwirrt und fahrig zündete er sich eine Zigarette an. Nach einigen Zügen hatte er sich so weit entspannt, dass er wieder klarer denken konnte. Ein Zeuge hat Sammy Freitagnacht um halb zwölf aus dem Haus der Fischer kommen sehen. Sammy ist aber erst um zwölf gegangen. Sagt er, behauptet er. Entweder lügt Weibels Zeuge oder Sammy. Die Weibel hat Sammy aber nicht eingebuchtet. Ganz im Gegenteil. Sie hat ihn mit seinem Rad durch die frische Luft nach Hause geschickt. Also glaubt sie an sein Alibi, oder sie weiß, dass ihr Zeuge Bockmist erzählt hat. Vielleicht gibt’s ja auch gar keinen Zeugen, und das raffinierte Luder fährt nur eine Verunsicherungsstrategie.
    Luginger zog an seiner Kippe und blies lauter als sonst Rauch in die Luft.
    »Wann hab ich zum letzten Mal so viel denken müssen?«, flüsterte er und schenkte sich noch einen klitzekleinen Cognac ein.
    Montag. Was war am Montag? Ein Scheißtyp namens Strauss wird erstochen. Und wieder steckt Sammy mittendrin. Die Fotos auf dem Handy, die 4000 Piepen, die blöde Schlägerei, und Sammy war nicht im Hammer-Eck. Drückte sich in München herum, und die Weibel glaubte ihm auch das. Warum?
    Nach dem Cognac musste Wasser her. Luginger füllte ein Glas und schluckte kräftig. Während er seinen Kippenrest ausdrückte, fielen ihm für das lässige Weibel-Verhalten nur zwei denkbare Erklärungen ein. Entweder hatte sie es nicht eilig, weil sie es
nicht eilig haben musste. War sich sicher, Sammy über kurz oder lang dranzukriegen. Hatte alles schon eingetütet und wartete nur auf den passenden Augenblick. Oder aber die ganze Fischer-Sammy-Nummer war ihr egal, und Sammy als böser Mann interessierte sie überhaupt nicht. Dann war sie auf einem anderen Kriegspfad. Ob Ehebruch, Lebensversicherung oder Erpressung, scheiß drauf. Die Lady hatte was im Gepäck, was Dunkles, Geheimnisvolles, und seine ganze Denkerei war für die Katz.
    Er brauchte eine weitere Zigarette, bevor er zum Tefefon griff.
    »Weibel.«
    »Luginger.«
    »Ach Sie. Mit Ihnen hätte ich jetzt gar nicht gerechnet.«
    »Tun Sie nicht so unschuldig. Dass Sie mir heute Morgen nichts von Ihrem Zeugen gesagt haben, der Sammy alt aussehen lässt, war kein schöner Zug.

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