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Böser Mann - Provinzkrimi

Böser Mann - Provinzkrimi

Titel: Böser Mann - Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Und über die 10 000 Euro haben Sie auch Bescheid gewusst.«
    »O Gottchen, der väterliche Freund kümmert sich selbst dann, wenn alles zu spät ist.«
    »Wie sind Sie denn drauf?«
    »Wie ich drauf bin? Wollen Sie das wirklich wissen? Ich hätte große Lust, Ihre Kellnerin und diesen Herrn Faulhuber herschleifen zu lassen, damit die beiden mit mir gemeinsam mal ganz intensiv das Alibi diskutieren können, das sie Sammy gegeben haben.«
    »Aber?«, fragte Luginger.
    »Aber ich hab Besseres zu tun.«
    »Schön. Dann hab ich was für Sie.«
    »Schießen Sie los.«
    »Treiben Sie eine junge Frau namens Britta Höpfner auf. Die weiß was über den Nuttenkram von dem Strauss.«

    »Wo wohnt die Frau?«
    »Unklar. Gerüchte sprechen von Madrid. Ihre Eltern leben aber wohl hier in Leuterding. Ich kenn sie nicht.«
    »Was weiß diese Britta? Geht’s etwas genauer?«
    »Ihre Arbeit müssen Sie schon selber machen.«
    »Worauf Sie Gift nehmen können, Herr Luginger. Nur verschweigen Sie mir nichts. Ich bin schon zu lange im Geschäft, um mich von Anfängern wie Ihnen an der Nase herumführen zu lassen.«
    Luginger schwieg und wollte gerade auflegen, als Frau Weibel ihn fragte, ob er einen Dr. Brettmann kenne.
    »Klar«, antwortete Luginger überrascht. »Der wohnt neben meiner Mutter. Soll ich Sie mal vorstellen?«
    »Ich würde mich gerne mit ihm unterhalten. Ist aber seit Stunden nicht aufzutreiben. Wissen Sie, wo der steckt?«
    »Was soll ein Anfänger wie ich denn noch alles wissen?«
    »Hätte ja sein können«, sagte Frau Weibel.
    »Schönen Tag noch, Frau Kommissarin.«
    Der Brettmann wird bei Mama hocken und Kaffee schlürfen, dachte Luginger. Mit Milch, ohne Zucker, aber mit Gebäck. Viel Gebäck. Am liebsten das dänische mit den großen Schokostückchen aus der Blechdose. Wie kommt die Weibel bloß auf den? Gehirnjogging wird die ja nicht brauchen. In einer Pizzeria stehen fünf Tische mit je vier Stühlen. Warum läuft der Laden nicht, wenn an einem Tisch nur zwei Hanseln sitzen und außer Pizza Margherita und einer Cola nichts bestellen?
    Luginger ließ es lange läuten. Seine Mutter nahm nicht ab.
    Dann rief er Resi an.
    »Weißt, wo Mama ist?«, fragte er.
    »Na, zu Hause, wo denn sonst?«

    »Bist dir sicher?«
    »Natürlich, Franz. Machst dir Sorgen? Dr. Brettmann ist bei ihr. Und das schon seit Stunden.«

    Luginger wusste, dass er so niemals einschlafen würde. Ihr Kopf lag auf seinem Arm, und es war viel zu hell, weil der Mond direkt ins Schlafzimmer schien. Vorhänge wären jetzt gut gewesen, nur Vorhänge gab’s nicht, weil Barbara Vorhänge hasste.
    Vom Kopfende aus sah er, dass ihr Betttuch Füße und Unterschenkel frei ließ. Irgendwann würde sie niesen, ihren Mund auf- und zuklappen und weiterschlafen. In seinem Arm begann es zu kribbeln. Er musste was tun, doch alles, was er tun könnte, würde dazu führen, dass sie aufwachte.
    Es war wie so oft. Postkoital schlief sie wie ein Murmeltier, sofort, tief, kompromisslos, er hingegen lag wach, konnte nicht rauchen und musste denken. Dabei hatte er heute schon so viel gedacht. Denken war einfach nicht sein Ding. Herrgott noch mal, was half es denn, jede Möglichkeit nach allen Regeln der Kunst hin- und herzuschieben, wenn dann doch alles anders kam. Er brauchte das nicht. Er gehörte nicht zu denen, die ständig nach Erklärungen suchten oder erst Ruhe fanden, wenn alle Rätsel gelöst waren.
    Barbara drückte ihre feuchte Haut noch enger an seinen Bauch. Dabei schob sie ein Knie nach oben und drangsalierte Weichteile, die nicht drangsaliert werden wollten. Er hörte ein kurzes Schmatzen, gefolgt vom dunklen Brummen einer Fliege, deren plötzlicher Aufritt ihn verstimmte.
    Der Abend war besser verlaufen, als er vor Stunden annehmen durfte. Tacos und Enchiladas bei Felipe, dazu mexikanisches
Bier, Cocktails und Sex, der nach holprigem Beginn in Stöhnen, Grummeln und Lachen hübsch ausgeklungen war. »Hübsch« war eines der bedeutenderen Wörter in Barbaras Sprachschatz. »Hübsch« war die begriffliche Abrundung für »gelungen«, »okay«, »sauber« und rangierte ganz knapp hinter »hervorragend«, einer Auszeichnung, die sie nur selten zu vergeben bereit war. »Hervorragend« stand für »mannomann«, »besser geht’s nicht«, »sagenhaf« oder »wooow« in betont gedehnter Sprechweise.
    »Hervorragend« war heute Abend nicht drin gewesen, dachte Luginger. Weder bei ihr noch bei mir. Zu viel zerrte an ihren Nerven, und zu lang war es her, dass

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