Böser Mann - Provinzkrimi
eine
Schnapsidee. Ein völliger Rohrkrepierer. Er hatte mal zwei oder drei vom hiesigen Gymnasium, die sind aber gleich wieder abgesprungen, nachdem sie gemerkt haben, was für ein Scheißjob das ist. Ich hab keine von denen gesehen, hundert Pro, alles, was ich weiß, ist, dass Britta Höpfner auf einer Abiparty letztes Jahr völlig besoffen war und gequatscht hat. Von wegen schnell mal 500 Euro abstauben und so. Sie kenne da junge Hühner, die würden reichen Typen einen kauen, Geschäfsleute eben, die sich langweilten und sich nicht trauten, ihre Töchter zu vögeln.«
Mike schaute zu Boden, nahm einen Verlegenheitsschluck und kratzte sich am Nacken.
»Weiter«, forderte Luginger.
»Nix weiter.«
»Wie kommt denn der Strauss ins Spiel?«
»Britta hat an dem Abend seinen Namen genannt.«
»Seinen Namen genannt, seinen Namen genannt.« Luginger klatschte sein Tabakpäckchen auf den Tisch. »Was hat diese Britta noch so gesagt?«
»Mann, die war besoffen, bekifft, fertig mit der Welt. Keine Ahnung, was da stimmt oder gesponnen war. Sie hat gelallt. Gelallt, versteht ihr?«
»Was gelallt?«, fragte Luginger, und seine Stimme verriet, dass seine Geduld bald erschöpfsein würde.
»Axel hätte drei Schwachsinnsmiezen aus der Zwölfen flott gemacht. Die würden da einsteigen, die sähen auch schon so aus, zum Ficken geboren, dümmer als Paris Hilton.«
Sammy stöhnte. Sammy stöhnte sonst nie.
Luginger rauchte.
Mike sagte: »Ich kenn keine Namen, wirklich. Mit Mädchen vom Gymi läuft nicht viel.«
»Warst du damals auf der Party dabei?«, fragte Luginger.
»Ja.«
»Und hast du selbst gehört, was du grad erzählt hast?«
Mike nickte.
»Und woher weißt du, dass das ein Rohrkrepierer war?«
»Ich hab Britta im Dezember auf dem Weihnachtsmarkt wiedergesehen. Ihre Eltern hatten sie gerade rausgeschmissen, sie war auf dem Sprung nach Madrid. Wollte da studieren, neu anfangen, was weiß ich. Plötzlich tauchte Axel auf. Laberte rum, machte sich wichtig, kam blöd rüber wegen der Schlägerei mit Sammy und lachte noch blöder, als er sagte, dass Mister Schwarzschwanz überhaupt nicht wüsste, was abgeht. Schließlich hat er sich verdrückt, und ich hab Britta gefragt, was denn das für ein Aufritt war. Sie hat gekichert und gesagt, unser Bordellkönig hat keine Miezen mehr. Das wär den Mädels zu anstrengend, zu gefährlich und zu pervers.«
Luginger inhalierte ausgiebig Nikotin. Dann fragte er: »Wo steckt Britta Höpfner jetzt?«
Mike zog die Schultern hoch.
»Und der Weibel hast nichts von ihr erzählt?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Darum.«
»Verstehe«, brummte Luginger. »Darum. Der Strauss wollte am Gerolsee ja nicht allein grillen. Hast du jemanden gesehen?«
Mike schüttelte den Kopf. »Da war keiner. Auf dem Parkplatz nicht, auf der Treppe nicht, am Grillplatz nicht und auf den paar Metern bis zu den Büschen auch nicht.«
Luginger öffnete ein Fenster und die Eingangstür. Dann schob er grundlos Stühle hin und her.
»Kannst heute Abend aushelfen, Sammy?«, fragte er schließlich. »Ich bin mit Barbara verabredet, und Moni wär allein.«
Sammy nickte.
»Was war das denn für ein Bauwagen, vor dem du dem Strauss eine eingeschenkt hast?«
Ehe Sammy was sagen konnte, antwortete Mike: »Das war sein Heiligtum, wenigstens früher. In der Alten Bahnhofsstra-ße gibt’s doch eine Baulücke. Das Grundstück gehört dem Vater von Axel, und da hat er einen ausrangierten Bauwagen hinschleppen lassen.«
Nervös klopfe Luginger auf den Tisch. »Hast dein Gras bei Strauss gekauft, Mike?«
»Auch«, kam es leise und zögernd zurück.
»Wie oft, wie viel und wer weiß davon?«
Mikes Antwort blieb vage, und Luginger wusste, dass das nichts Gutes verhieß. Nur für sich, drei- oder viermal, nicht mehr als 123 Euro 50 Cent, keine Pillen, kein Stress, keine Zeugen, müde Geständnisse, die ihm verrieten, dass sein Autoschrauber Stammkunde war.
Sammy hingegen schwor Stein und Bein, dem Strauss nie auch nur einen Euro rübergeschoben zu haben. »Ich kannte den wirklich nur vom Sehen, Franz. Da gibt’s nichts, was die Bullen mir anhängen können.«
»So, jetzt reden wir Klartext«, sagte Luginger, nachdem Mike gegangen war. »Du hast Axel Strauss verdroschen. Nicht doll, aber immerhin. Ein paar Monate später ist er tot. Auf seinem Handy werden Fotos von dir und der Fischer gefunden. Obendrein liegen satte 10 000 Euro im Handschuhfach seines Wagens. Was soll die Weibel denken, mein
Weitere Kostenlose Bücher