Böser Mann - Provinzkrimi
Frau Hilgard.
»Ja«, sagte er, als er sah, wie Barbara in einer seiner Unterhosen durch die Küche schlich. Barfüßig, barbusig, barbäuchig,
barbeinig, dachte er, während er sich fragte, warum ihm Dr. Hilgard so auf die Nerven ging.
»Ich bin um zehn Uhr mit Mister Sammy verabredet, danach treffe ich die ermittelnde Kommissarin«, sagte die Anwältin in ruhigem und bestimmtem Ton. »Ich hoffe, dass dann auch der Obduktionsbefund vorliegt. Die haben einen besonders eifrigen Rechtsmediziner. Ich kenne den Herrn. Wir nennen ihn Dr. Zack-Zack.«
»Na gut«, sagte Luginger kraftlos. »Ich geb Ihnen meine Nummer. Wenn Sammy was braucht, sagen Sie Bescheid, ja?«
»Mach ich. Schönen Samstag noch.«
»Guten Morgen«, rief Barbara aus dem Badezimmer. »Wer war das?«
»Die Anwältin. Sammy sitzt noch. Er hat, als wir alle weg waren, zugegeben, noch mal bei Flegel gewesen zu sein. Zur Tatzeit, versteht sich.«
Barbara fummelte mit einem Wattestäbchen in ihren Ohren herum. Sie stand jetzt vor ihm und kniff die Augen zusammen. »Meine Güte, das klingt aber schlecht.«
»Ich bin von Trotteln umzingelt«, ereiferte sich Luginger und schob hefiger als nötig das Blech mit den Semmeln in den Ofen. »Von Trotteln, die zur falschen Zeit am falschen Ort sind«, rief er lauter werdend und knallte sein Tabakpäckchen auf den Tisch.
Barbara räumte den Kühlschrank leer. Marmelade, Butter und einen Rest Salami mit Pfefferrand. »Mach mal langsam, Franz. Mike ist in diese Britta verschossen und Sammy in Frau Fischer. Die Jungs machen Fehler, weil sie helfen wollen. Und helfen wollen sie, damit sie Pluspunkte sammeln. Also sind sie dort, wo es brennt, und kriegen Blasen.«
Schön gesagt, dachte Luginger. Eine Konstante im Leben. Frauen wollen Beweise und ordentlich Musik drum herum. Und je blöder, desto tiefer die Liebe. Steinzeit, Mittelalter, Neuzeit, Erbinformation beinhart.
Luginger freute sich. Erbinformation beinhart, das merk ich mir, das werd ich brauchen können. Futter für sinnlose Debatten.
»Findest nicht, dass ich recht habe?«, fragte Barbara nach, während sie in Lugingers Rücken Kaffee einschenkte.
»Doch«, erwiderte er.
»Du könntest mal Eier besorgen. Ein Samstagmorgen ohne Ei ist nicht wirklich prickelnd.«
Beide saßen am Küchentisch. Barbara griff nach Lugingers Hand.
»Du machst dir Sorgen, was?«
Luginger schwieg und schlürfe viel zu laut Kaffee.
»Bitte«, mahnte sie, und ihre Stimme verriet Anzeichen von Missmut.
»Sag mal, geht das mit der Liebe nicht auch a bisserl einfacher. Ohne Blasen, mein ich?«
Barbara schob die Marmeladengläser hin und her. »Schon«, sagte sie, »wie bei uns. Oder meinst du, das ist keine Liebe?«
Luginger ahnte den Abgrund. Fragen dieser Art konnte er nur falsch beantworten. Entweder er sagte, was er dachte, oder er sagte, was er glaubte, ihr könne es gefallen. Beides würde nicht durchgehen.
Er drehte sich zum Ofen um. »Meinst, die sind fertig?«
»Willst Zeit gewinnen, Franz?«
Luginger bückte sich und holte mit Topflappen bewaffnet die Semmeln raus.
»Passt schon«, sagte er. »Weißt ja, für Feuerwerke bin ich der Falsche.«
»Stimmt, bis du mal eine Rakete zündest, muss die Welt untergehen. «
»Gefällts dir nicht?«
Barbara blickte ihm in die Augen. »Na ja, zu nüchtern manchmal, finde ich. Und zu routiniert.«
Luginger schnitt die heißen Semmeln auf. »Mir gefällt’s.«
»Ja, das glaube ich dir aufs Wort. Dir gefällt’s. Passt schon. So geht dein Leben dahin, Franz. Aber wenn andere mehr wollen, was machst dann?«
»Es wollen ja alle mehr. Mama, Sammy, Mike, selbst Faulhuber hat einen Plan, wie er sich einmischen kann, und baggert an mir rum.«
Barbara tauchte ihr Messer in die Butter. »Siehst du, nur auf mich kannst dich verlassen«, sagte sie bemüht. »Ich will nicht mehr.«
Luginger nickte. Dann langte er nach einem Haarband und bändigte seine Mähne am Hinterkopf.
Er überlegte kurz, ehe er fragte: »Hättest mal Lust, mit mir meine Mutter zu besuchen? Sie hat sich vom Brettmann alte Tatort-Filme auf DVD besorgen lassen. Ich glaub, mit der Technik wird’s hapern.«
Barbara verzog das Gesicht zu einer Monstergrimasse. »O Gott, Franz, was ist denn das für ein bescheuerter Vorschlag? Seit wann schauen deine Mutter und ich gemeinsam fern? Seit wann verbringen wir auch nur eine Minute miteinander, wenn wir nicht unbedingt müssen? Ich und deine Mutter! Dass ich nicht lache. Soll ich dasitzen und Chips knabbern,
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