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Böser Mann - Provinzkrimi

Böser Mann - Provinzkrimi

Titel: Böser Mann - Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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nicht das erste Mal, dass er in betrunkenem Zustand gestürzt ist. Vor nicht mal zwei Jahren hat er sich das Schlüsselbein gebrochen, nachdem er in der Dusche ausgerutscht war. 2,3 Promille. Weitere Details folgen später.«
    Schweigen und freundliches Lächeln der Anwältin. »Kommen Sie, gehen Sie nach Hause. Hier wird nichts mehr passieren. Ich gehe noch mal nach oben und hoffe, Mister Sammy die Nacht in einer Zelle ersparen zu können.«
    »Fluchtgefahr«, brummte Faulhuber knapp.
    »Nicht auszuschließen, ja.«
    »Aber er ist doch nicht vorbestraft«, bemerkte Moni.
    »Das hilft ihm, das hilf ihm sogar sehr. Dass einer wie er ausrastet, weil ein Nachbar seine Freundin wieder und wieder beleidigt, ist völlig verständlich. Und dass eine im Zorn geäußerte Drohung nicht überbewertet werden darf, ebenso.«
    »Was ist das Schlimmste, was ihm passieren könnte?«, fragte Moni.
    »Dass ein glaubwürdiger Zeuge gesehen hat, wie Mister Sammy Herrn Flegel die Treppe runtergestoßen hat. Dann hätte er verloren.«
    Luginger zupfe Tabakreste von seiner Zigarette, kramte sein Zippo aus der Hosentasche und zündete sich eine an.
    »Was wird aus Frau Fischer?«, fragte er.
    »Kein hinreichender Tatverdacht. Außerdem hat sie für die fragliche Zeit ein Alibi. Sie hat über eine Stunde lang mit ihren Eltern und ihrem Sohn telefoniert.«

    Dr. Hilgard machte kehrt und schwang ihre Hüfen Richtung Hauptgebäude. Barbara schüttete Kaffee in eine Tasse und reichte sie Luginger.
    »Komm«, sagte sie und strich ihm über den Unterarm, »gehen wir. Frau Hilgard macht das schon. Dein Sammy ist und bleibt ein Guter. Und verliebt ist er, ist doch schön, oder?«

    In Faulhubers Daimler saß jetzt auch Helga Fischer. Polterer hatte sie vor zehn Minuten nach unten begleitet und allen eine gute Nacht gewünscht. Die kleine Frau war gefasst und strahlte eine Energie aus, die Luginger nach dem, was vorgefallen war, kaum glauben konnte.
    Barbara hatte sie gefragt, ob sie irgendwas für sie tun könne, und sie hatte geantwortet, nein, sie sei ganz zufrieden. Zufrieden! Ja, das klinge vielleicht unverständlich, aber Flegels Tod mache vieles leichter. Er habe ihr gedroht, ihrem Sohn von seiner geilen Mutter zu erzählen. Man solle sich das mal vorstellen! Dann war sie von einer Sekunde auf die nächste verstummt, hatte sich auf dem Rücksitz angeschnallt und zu Faulhuber gesagt: Schönes Auto, Carsten wollte auch immer Mercedes fahren, dabei weiß doch heute kein Mensch mehr, welches Auto unter welchen Bedingungen zusammengeschustert wird.
    Faulhuber hatte Musik angestellt. Van Morrison und Moondance, dachte Luginger, das schaukelt uns jetzt heim. Keine Aufreger mehr, nur noch Pause und Ruhe und Ende. Als er sich umdrehte, sah er, dass Barbara die Augen geschlossen hatte. Frau Fischer erwiderte seinen Blick und lächelte.
    »Wissen Sie, morgen kommt Tommy zurück. Ich freue mich so auf den Jungen, und gleichzeitig habe ich eine Höllenangst.
Was wird er mich fragen? Wie soll ich ihm erklären, was passiert ist? Was weiß ein Dreizehnjähriger über den Tod? Was weiß ich über den Tod?«
    Sie rückte ein Stück nach vorne, legte beide Hände auf Faulhubers Nackenstütze und fuhr nach einer kurzen Pause fort: »Carsten und ich hatten Probleme. Probleme zwischen Mann und Frau. Darum hatten wir eine Abmachung. Falls ich einen anderen Mann haben sollte, kein Wort davon. Also habe ich ihm nichts gesagt, und er hat nicht gefragt. Er hätte nie gefragt. Nie! Verstehen Sie? Ich bin kein schlechter Mensch, ich bin nur aus Fleisch und Blut, ich meine …« Frau Fischer schniefe kurz. »Frau Weibel habe ich es erzählt. Da führte kein Weg dran vorbei, aber sonst weiß es niemand. Sie war sehr verständnisvoll und zurückhaltend. In Bezug auf Sammy. Sie hat ihn nicht gleich ins Gefängnis gesteckt. Sie hat mir geglaubt. Und jetzt erzähle ich es Ihnen, hier und jetzt, in dem schönen Auto, das so leise über die Autobahn fährt. Danach muss Schluss sein, endlich Schluss, verstehen Sie.«
    Luginger spürte, wie sich irgendwas in seinem Innern zusammenzog und ihn tief in den Beifahrersitz drückte. Für einen kurzen Moment wollte er aufhören zu atmen. In seinem Kopf tat sich nichts. Kein Gedanke, keine Frage, kein Kommentar.
    Still war’s im Daimler. Und es dauerte, bis Luginger schließlich fragte: »Sammy?«
    »Ja, Sammy«, sagte Frau Fischer, und Luginger war sich sicher, dass niemand vorher seinen Namen so zärtlich ausgesprochen hatte, »Sammy

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