Böser Mann - Provinzkrimi
es bei der Polizeidirektion Erding. Niemand konnte Auskunft erteilen, Frau Weibel und Herr Fröhlich waren nicht im Haus.
Er ging in die Küche und setzte Kaffeewasser auf. Dann suchte er im örtlichen Telefonbuch die Nummer von Polterer. Keiner hob ab. Das Letzte, was ihm einfiel, war die Wache in Leuterding. Eine freundliche Frauenstimme sagte, sie wisse von nichts.
Er füllte Kaffee in den Filter und goss Wasser drauf.
Barbara trottete aus dem Schlafzimmer, winkte kurz und verschwand im Bad. Klospülung, Wasser, Dusche.
Während Luginger den Backofen heizte, um ein paar Semmeln aufzubacken, fuhr er seinen Laptop hoch. Mit einer Tasse in der Hand suchte er im elektronischen Telefonbuch eine Dr. Hilgard in München. Treffer, Glück gehabt. Dr. Andrea Hilgard, Rechtsanwältin. Er schaute auf die Uhr und brummte: »Scheiß drauf.«
»Hilgard«, meldete sich die Stimme, die er kannte.
»Luginger.«
»Guten Morgen, Herr Luginger, Sie sind aber früh dran.«
»Sie auch.«
»Ich immer. Ich hatte Sie erst so ab acht auf der Liste. Das heißt nicht Sie, sondern Ihre Freundin. Ihre Nummer habe ich ja gar nicht.«
»Wo ist Sammy?«
»Ja, Mister Sammy ist noch in Haf. Er hat seine Aussage, nachdem Frau Fischer weg war, vervollständigt. Er wollte ihr wohl keine schlaflose Nacht zumuten. Er hat zugegeben, noch einmal mit dem Rad am Haus von Herrn Flegel vorbeigefahren zu sein. Unangenechmerweise war das gegen 18 Uhr. Er wollte
ihn noch einmal zur Rede stellen, sah dann die offene Eingangstür, hat gezögert und ist wieder weggefahren. Kurz und gut, wir haben ein Glaubwürdigkeitsproblem, und die leitende Kommissarin war schwer angefressen, wenn ich mich mal so ausdrücken darf.«
Das gibt’s doch nicht, dachte Luginger. Zweimal innerhalb einer Woche die gleiche Scheiße. Erst so, dann so. Häppchenweise das ausspucken, was eh rauskommt. Die Weibel und angefressen. Unter der Decke wird sie gehangen haben, die Deeskalationsspezialistin.
»Sind Sie noch dran?«, fragte Frau Hilgard.
»Und wie geht’s weiter?«, fragte Luginger
»Das hängt letztendlich vom Haftrichter ab. Für eine positive Entwicklung spricht, dass Mister Sammy aus freien Stücken seine nochmalige Fahrt zu Herrn Flegel eingeräumt hat, wohl wissend, dass ihn das belasten würde. Weniger günstig, aber auch relativ unerheblich ist, dass Frau Weibel, die Kommissarin, wutschnaubend gegen zwei Uhr die Polizeidirektion verlassen hat und nach Hause fuhr. Die Dame hat in den letzten Tagen wohl einiges mitgemacht.«
»Ihr Tipp?«
»Wir sind nicht beim Fußball, Herr Luginger. Für mich hat sich nichts geändert. Ob Mister Sammy noch ein- oder zwei-oder dreimal vor dem Haus von Herrn Flegel aufgetaucht ist, tut nichts zur Sache. Der Mann war ein Trinker und nicht immer voll bei Kräften. Das hat übrigens auch Frau Weibel bestätigt. Er hat am Montag Mister Sammy mit einer Aussage, die sich dann als wenig haltbar herausstellte, schwer belastet.«
Während Barbara nackt ins Schlafzimmer zurückhuschte, war Luginger völlig bedient. Flegel war das gewesen. Der Drecksack,
der bei der Fischer Post in den Kasten geworfen hatte. Korbinian Flegel, Säufer, Rassist, Spitzel und so fertig mit der Welt, dass es nicht mal zu einer sauberen Falschaussage gereicht hat. Halb zwölf, Viertel vor zwölf, zwölf und so weiter.
»Wollen Sie mir etwas sagen?«, fragte Frau Hilgard.
»Nein. Tut mir leid, bin in Gedanken. Ist grad a bisserl viel auf einmal.«
»Verstehe. Dass Mister Sammy nicht wusste, wie der Zeuge heißt, der ihn wegen des Tötungsdelikts an Herrn Fischer belastet, ist übrigens sehr hilfreich.«
»Aha«, brummte Luginger. »Hilfreich, das ist ja schön.«
»Unbedingt«, sagte Frau Hilgrad. »Stellen Sie sich mal vor, wir müssten das Motiv Rache in zweifacher Hinsicht aus der Welt schaffen. Zum einen wegen der Zeugenaussage in Sachen des Herrn Fischer, zum anderen wegen der Beleidigungen in Sachen der Frau Fischer.«
»Das tröstet mich«, füsterte Luginger. Dann fragte er: »Kann die Spurensicherung Sammy entlasten?«
»Wie denn? Gut möglich, dass man an Herrn Flegels Kleidung etwas finden wird. Aber was soll uns das sagen, nachdem unbestritten ist, dass Mister Sammy mittags handgreiflich geworden ist?«
»Warum sagen Sie eigentlich immer ›Mister Sammy‹. ›Sammy‹ reicht völlig.«
»Meinem Mandanten gefällt es, und ›Sammy‹ ohne Anrede geht nicht.«
»Geht nicht«, wiederholte Luginger übellaunig.
»Stört Sie das?«, fragte
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