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Böser Mann - Provinzkrimi

Böser Mann - Provinzkrimi

Titel: Böser Mann - Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ahnt was, weiß aber nichts.«

Samstag
    D er Morgen begann, wie die Nacht geendet hatte. Desolat. Barbara hatte im Schlaf japanische Trommler beschimpft, sich hin- und hergewälzt und Luginger so weit an den Bettrand gedrängt, dass er beinahe hinausgefallen wäre. Als gegen sieben auch noch das Telefon klingelte, war er sofort aufgesprungen und aus dem Schlafzimmer gerannt, damit das Gebimmel sie nicht weckte.
    Seine Mutter hatte nicht schlafen können. Familienschicksal, dachte Luginger, während sie auf ihn einredete. Frau Weibels Besuch am frühen gestrigen Abend hatte sie aufgewühlt. Später war auch noch Dr. Brettmann aufgetaucht, und vor lauter Gedanken im Kopf hatte sie sich um fünf in der Früh einen Kaffee gemacht.
    »Wir haben die Lage sondiert, Bub«, sagte sie, »du musst sofort was unternehmen. Die Kommissarin glaubt, dass Axel Strauss ein Versteck hat, in dem er einen Computer aufbewahrt. Wenn du den findst, können wir für die Mädchen was tun. Sie sagt, ein geschickter Computernutzer kann heute alles so hindrehen, dass es ausschaut wie echt. Sie glaubt auch, dass der Kerl keine versteckte Kamera benutzt hat, um In-fagranti-Bilder zu machen. Viel einfacher wär es heute, wenn er die Mädchenköpfe mit anderen Frauenkörpern zusammenbringt. Weißt, das geht alles am Computer, also er nimmt das Bild einer nackerten
Frau, schneidet ihr den Kopf ab und setzt den von einer anderen drauf. Kennst das?«
    Luginger gähnte, und sein Hirn sortierte Beschreibungen und Begriffe, die ihm völlig neu waren. »Die Lage sondieren« hatte er aus dem Mund seiner Mutter noch nie gehört. Genauso wie »Computernutzer« oder »In-flagranti-Bilder«.
    »Bist wach, Franz?«
    »Nein, kenn ich nicht, Mama. Am Computer kann ich nicht viel.«
    »Also, das Versteck musst finden, bevor es ein andrer findet.«
    »Mama, lass das doch die Polizei machen. Die wird dafür bezahlt. «
    »Red nicht so gescheit daher. Die Kommissarin interessiert das überhaupt nicht. Sie sagt, sie sucht den Mörder. Wenn die Mädchen nackert in Hotelbetten liegen und sich begrapschen lassen, müssen sie eben schauen, wo sie bleiben.«
    »Aber, Mama, wie stellst dir das vor? Woher soll ich wissen, wo der Scheißkerl von Strauss ein Versteck hat?«
    »Dr. Brettmann redet mit der Höpfner. Und du fragst mal den Sammy, die Jungen haben doch Ideen.«
    Luginger stöhnte. Dann griff er sich in den Schritt und schob die Beine übereinander. Er musste pinkeln.
    »Mama, ich kann jetzt nicht lang reden. Ich muss aufs Klo.«
    »Geh halt, ich wart so lang.«
    »Was ist denn das jetzt? Können wir nicht später noch mal reden?«
    »Nein. Wenn dich nicht kümmerst, frag ich den Sammy.«
    Luginger stöhnte tiefer. Er wusste, dass er nur nachgeben konnte. »Ich kümmer mich schon. Geht’s nicht a bisserl langsamer, Mama? Es ist kurz nach sieben. Heilandszeiten, du tust ja
so, als ob dieses blöde Versteck, das bis jetzt niemand gefunden hat, gleich auffliegen tät.«
    Am anderen Ende der Leitung war Sendepause. Anna Luginger schwieg. »Jetzt trink erst mal einen Kaffee, Bub«, sagte sie schließlich, und ihre Stimme klang versöhnlicher. »Kommst später mal rüber?«
    Luginger war schon unterwegs zum Klo. »Mach ich.« Er wollte das Gespräch gerade beenden, als ihm was einfiel. »Was macht denn die Polizei mit den Sachen von dem Strauss, wenn sie sein Versteck gefunden hat?«
    »Nix, Franz, die suchen doch gar nicht. Das hab ich dir doch grad erzählt.«
    »Glaubst das, Mama? Ich glaub das nicht. Die suchen, verlass dich drauf.«
    Luginger saß auf der Klobrille. Wenn Barbara bei ihm übernachtete, pinkelte er im Sitzen. Das gehörte genauso zu seiner Ärgervermeidungsstrategie wie Rauchen bei offenem Fenster, leises Husten oder der offensichtliche Wille, schmutziges Geschirr zügig in die Spülmaschine zu räumen.
    Er könnte duschen. Barbara duschte immer direkt nach dem Aufstehen. Augen auf, Beine aus dem Bett, und schon prasselte Wasser in die Wanne.
    Duschen hatte Zeit. Keine Zeit hingegen hatte die Klärung der Frage, ob Sammy schon da war. Luginger zog seine Boxershorts hoch, spülte kurz und ging auf leisen Sohlen ins Treppenhaus. Die Tür zu Sammys kleiner Wohnung war zugesperrt. Sammy schloss nie ab, wenn er da war. Nicht mal bei Frauenbesuch. Luginger rüttelte leicht am Türknopf. Nichts. Dann klopfte er. Nichts. Er ging zurück und wählte seine Handynummer. Die Mailbox sprang an. »Sammy, Nachrichten nach dem Piep.«
Luginger legte auf und versuchte

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