Böser Mann - Provinzkrimi
torlose Unentschieden auf eigenem Platz innerhalb einer Woche zu verhindern. Dabei hatte es kurz vor Schluss noch eine Riesenmöglichkeit gegeben. Ribérys Freistoß war aber vom Kölner Keeper genauso bravourös gehalten worden wie Müllers Kopfball im Nachsetzen.
Um halb sechs hatten sich Lugingers Gäste neu sortiert. Die einen kommentierten die übrigen Bundesligaergebnisse, die anderen
reagierten sich am Spielautomaten ab, und der Rest war einfach nur froh, dass auch diese Partie vorbei war.
Moni verteilte volle Gläser und machte Striche auf Deckel, Sammy stellte eine Tafel mit dem Angebot »Chili con Carne 4 Euro« aufs Klavier, und Luginger stand rauchend vor seinem Lokal.
Plötzlich sah er, wie Mike sein Handy aus der Hosentasche zog und ein Gespräch entgegennahm. Mit jeder Sekunde, die Mike zuhörte, wurde er unruhiger. Schließlich starrte er auf sein Display, als ob er nicht glauben könnte, was gerade geschehen war. Er blickte sich um, legte Moni einen Schein auf die Theke und kam zum Ausgang.
»Musst los«, bemerkte Luginger.
»Hhm«, kam es zurück.
Luginger nickte, und Mike ging ums Eck, wo er den alten Volvo der Menzingers geparkt hatte.
»Da ist was im Busch«, sagte Luginger zu Faulhuber, der zusah, wie ihm Moni einen Spezi mischte, »ich fahr hinter Mike her. Sag Sammy, ich brauch sein Rad.«
Faulhuber fragte überrascht: »Und ich?«
»Du bleibst hier. Lass dein Handy an.«
Als der Volvo rückwärts vom Parkplatz fuhr, stieg Luginger aufs Rad und wartete, bis Mike einen kleinen Vorsprung hatte. Dann trat er in die Pedale, fuhr die Dorfstraße lang, bog auf die Tegernseer Landstraße ab und hoffte inständig, dass Mike ihn nicht durch den ganzen Ort hetzte. Zu schnell und zu weit würde Luginger nicht schaffen. Die ersten paar 100 Meter waren schon grenzwertig.
Sein Handy klingelte. Mit einer Hand am Lenkrad hörte er Faulhubers Stimme: »Bist du bescheuert. Der hängt dich doch ab. Sag, wo du bist, ich hol dich ein.«
Mike bremste. Café Knoll, dachte Luginger und rief ins Telefon: »Alles bestens. Ich meld mich gleich wieder.«
Er stieg vom Rad und schob es auf den schmalen Bürgersteig. Mike saß noch im Wagen, als Britta Höpfner auf ihn zulief. Sie redete auf ihn ein und reichte ihm etwas durchs Fenster, das nicht zu erkennen war. Dann drehte sie sich um und ging zurück ins Café.
Mike rollte vom Parkplatz, gab Gas und setzte nach wenigen Metern den Blinker. Der nimmt die Max-Beckmann-Straße, dachte Luginger, und will wieder auf die Dorfstraße. Erneut meldete sich sein Handy. Er ließ es singen und schwang sich auf den Sattel.
Im Fahren fischte er das Telefon aus der Hose und rief nur: »Keine Zeit, Bernie, muss mich sputen.«
»Weibel hier. Ich suche Frau Höpfner, dringend.«
»Café Knoll in der Tegernseer Landstraße.«
»Ist das bei Ihnen?«
»Wo denn sonst.«
Luginger hatte das Gespräch beendet und betete, dass die Ampel an der Kreuzung zur Dorfstraße rot war.
Sie war es. Mikes Volvo stand hinter einem Motorrad. Würde Mike jetzt in den Rückspiegel schauen, wäre er aufgeschmissen. Die Ampel sprang auf Grün, Mike fuhr rechts die Dorfstraße hoch. Luginger schwitzte. Er schaltete einige Gänge höher und ärgerte sich, dass der Sattel so tief lag. Mike bog links ab. Luginger ahnte jetzt, wohin die Reise ging.
Das schaff ich, dachte er. Das schaff ich. Der will zu Geiger.
Und: Das war ein Schlüssel vorhin, die Höpfner hat ihm einen Schlüssel zugesteckt.
Mikes Wagen schlich die Konrad-Adenauer-Straße entlang, und Luginger nutzte eine Garageneinfahrt vor der Hausnummer 11, um sich unsichtbar zu machen. Er lehnte Sammys Rad an ein Heckenstück und spähte ums Eck.
Mike hatte vor Geigers Garage geparkt. Luginger sah das Volvoheck und entschied, einige Sekunden zu warten. Die Straße war menschenleer, noch nicht mal Hunde, die Gassi mussten, waren unterwegs.
Luginger drehte eine Zigarrette. Dann marschierte er los.
Eines der beiden Garagentore stand offen. Luginger beobachtete, wie Mike hastig Kistenberge durchkämmte, die links und rechts von ihm aufgereiht waren und beinahe bis zur Decke reichten. Hinter dem Volvo stehend, steckte er sich seine Kippe an. Mike war viel zu beschäftigt, um ihn zu bemerken. Geiger hat Britta Höpfner angerufen, dachte er, und die hat Mike beaufragt, hier zu suchen, weil sie wusste, Geiger ist nicht zu Hause, wenn er sich mit ihr trifft.
Luginger rauchte und konnte gar nicht mehr mit ansehen, wie sich Mike abrackerte. Mit
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