Böser Mann - Provinzkrimi
Mike.
Luginger nickte.
»Hast der kleinen Weber Dope verkauft?«
Mike schüttelte den Kopf.
»Dann ist’s ja gut. Vertickerst an sonst jemanden?«
»Nein.«
»Hättest ja mal was sagen können wegen der Höpfner. Dass da was ist bei dir.«
»Und dann?«
»Hätt ich besser verstanden, warum du Sammy gesagt hast, er soll dem Axel aufs Maul haun.«
»Und dann?«
»Nix und dann.«
Mike bog in den Drachenweg ab. Britta Höpfner wartete schon neben einem kleinen Audi vor Anna Lugingers Haus. Schwarze Lederjacke, schwarze Jeans, schwarze Schuhe.
Die alte Frau schlief in ihrem Sessel, als Luginger leise ins Wohnzimmer kam. Er machte den Fernseher aus und legte vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter.
Seine Mutter öffnete die Augen, erschrak und brummelte dann: »Du hier? Bub, ist was?«
»Passt schon, Mama. Ich hab Besuch mitgebracht.« Dann zeigte er auf die Tür zum Flur, in der die andern standen. »Das sind Frau Höpfner und Herr Menzinger.«
Anna Luginger setzte sich auf und wischte eine graue Haarsträhne aus dem Gesicht. »Herr Menzinger. So ein Quatsch. Du bist doch der Michael.«
Mike nickte.
Luginger rückte Stühle zurecht und stellte den Laptop auf den Esstisch.
»Wir haben was gefunden, das Axel Strauss gehört hat, Mama. Und bevor die Weibel das Ding kassiert, wollten wir mal einen Blick drauf werfen.«
»Aha, und da kommt ihr zu mir?«
»Bei dir sucht uns keiner.«
Anna Luginger öffnete einige Knöpfe ihrer Wolljacke und griff nach einem Wasserglas, das neben ihr stand. Dann nahm sie bunte Tabletten und schluckte sie.
»Was nimmst da, Mama?«
»Hat mir Dr. Drillich gegeben nach meinem Sturz.«
»Wofür denn?«
Die alte Frau stöhnte leise.
»Gibt’s da irgendwo eine Packungsbeilage?«
»In der Küche, in der Schublade oben.«
»Hast die gelesen?«
»Nix hab ich gelesen«, erwiderte sie grantig.
Luginger schüttelte genervt den Kopf. »Das machen wir nachher, ja.«
Dann half er seiner Mutter zum Tisch und suchte ein Kissen, damit sie besser sitzen konnte.
Mike startete den Laptop. Kurz darauf verlangte der Rechner ein Kennwort.
»Scheiße«, sagte Mike.
»Was hast du denn gedacht«, sagte Britta Höpfner genervt.
»Ist er kaputt?«, fragte Anna Luginger.
»Nein, Mama«, antwortete Luginger. »Nur geschützt. Ohne Kennwort kannst nicht wissen, was drin ist, verstehst?«
»Verschlüsselt«, sagte die alte Frau.
»So ungefähr«, bemerkte Mike und blickte ratlos auf den Bildschirm.
»Versuch mal Britta«, sagte Britta Höpfner zu Mike.
Er tippte ihren Namen ein. Der Benutzername bzw. das Kennwort ist falsch, lasen alle.
»Ficken«, sagte Britta Höpfner.
Mike blickte ungläubig auf.
»Was ist?«, fragte Britta Höpfner.
»Was ist?«, fragte Anna Luginger.
Mike schrieb erneut. Nichts.
»Das waren die dümmsten Möglichkeiten«, bemerkte Britta Höpfner. »Ab jetzt wird’s schwerer.«
Luginger stand in der Küche und kochte Kaffee. Faulhuber hatte gerade angerufen und wollte wissen, was passiert sei. Alles eingetütet, hatte Luginger geantwortet, und einen Abriss der wesentlichen Ereignisse geliefert.
Neben der Milch stand auch Zucker im Kühlschrank. Statt im Besteckkasten lagen die Kaffeelöffel bei der Marmelade, und da die kleinen Untertassen verschwunden waren, packte Luginger nur Tassen aufs Tablett.
Britta Höpfner kritzelte Buchstabenkombinationen auf ein Blatt Papier, und Mike gab sie nacheinander ein. Nichts.
Luginger füllte Kaffee in die Tassen. »Sollen wir Brettmann rufen?«, fragte er. »Haben nicht Mathematiker Computer erfunden? «
»Schmarrn«, knurrte seine Mutter, und Luginger glaubte sehen zu können, wie ihre grauen Zellen arbeiteten.
»Sie suchen einen Code«, sagte sie zu Britta Höpfner gewandt. »Stimmt’s? So ein Geheimwort wie in Spionagefilmen.«
Britta Höpfner nickte ungeduldig. »Axel liebte so was. Er hat sich immer irres Zeug ausgedacht. Nur war sein Gedächtnis grottenschlecht. Also muss er was mit System genommen haben. «
»Der Laptop war in einer Kiste mit aufgemaltem Herz«, sagte Luginger.
»O Gott«, stöhnte Britta Höpfner.
Anna Luginger berührte ihre Hand und sagte leise: »Lassen Sie mich mal, Kindchen.«
Dann trank sie einen Schluck Kaffee und bat Luginger, die Keksdose aus dem Schrank zu holen.
Zuerst schrieb sie Britta. Dann reihte sie die Buchstaben des Namens so aneinander, dass sie in der Reihenfolge des Alphabets erschienen.
»Michael, schreib mal abirtt« , schlug sie vor.
Mike tippte die
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