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Boeser Traum

Boeser Traum

Titel: Boeser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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wirklich, wenn sie aufflögen? Käme es zu einer Gerichtsverhandlung? Was würde man ihnen vorwerfen? Entführung wohl kaum. Charlotta hätte sich ja freiwillig auf die Nummer eingelassen, es wäre ja keine Gewalt im Spiel. Und immerhin wollen sie ja kein Geld erpressen. Und auch sonst nichts. Sie würden sich nicht mal melden bei Charlottas Eltern. Ist es strafbar, eine Freundin einzuschließen, wenn die es sogar will? Ist es strafbar, so eine Angst zu verbreiten? Emilia überlegt. Sie klickt sich durch die verschiedenen Seiten im Internet. Sie findet den Straftatbestand »Vortäuschen einer Straftat«. Aha, ihre Aktion ist also doch strafbar. Ihr wird langsam leicht übel. Kaum will sie sich über Jugendstrafrecht informieren, werden ihr direkt Anwälte empfohlen. Ein Fenster ploppt auf: Sprechen Sie jetzt mit einem Anwalt. Er steht telefonisch bereit. Nein, Emilia ist nicht bereit. Sie versucht, diesen Juristenjargon zu verstehen, liest immer und immer wieder dieselben Sätze.
    Emilia schwirrt der Kopf. Sie fühlt sich, als sei sie auf einer falschen Straße. Aber sie sieht auch keine Ausfahrt mehr. Und wenden? Wenden kann sie nicht. Wenden hieße zu Charlotta gehen und zugeben: »Ich weiß auch nicht weiter. Ich kann dir nicht helfen. Uns nicht helfen. Fahr halt nach Frankreich und lass mal was von dir hören …«
    Charlotta wäre so enttäuscht von ihr.
    Sie von sich selber natürlich auch.
    Aber das wöge nicht so schwer.
    Â»Und jetzt erzählst du es noch einmal.« Emilia lehnt sich zurück und verschränkt die Arme vor der Brust.
    Charlotta nimmt kurz einen Schluck Saft, schließt die Augen und konzentriert sich. »Ich war mit dem Rad unterwegs. Bin durch den Wald gefahren. Plötzlich spüre ich einen Schlag auf den Kopf und falle um.«
    Â»Beim ersten Mal hast du behauptet, du seiest über den Lenker gestürzt. Jetzt sagst du, du fällst um. Was denn jetzt?« Emilias Stimme klingt härter als gewollt und das merkt sie auch. »Lotta, die werden dich immer und immer wieder danach fragen. Wenn du dir da selber widersprichst, wirst du unglaubwürdig.«
    Charlotta macht noch mal kurz die Augen zu. »Vielleicht schreibe ich es mir einfach auf. Dann könnte ich es besser auswendig lernen.«
    Emilia legt den Kopf leicht zur Seite, lächelt ihre Freundin an. »Ich stelle mir gerade vor, wie deine Eltern zufällig einen Zettel entdecken, auf dem du beschreibst, wie du dich nach einer Entführung selbst befreist.« Sie streichelt Charlotta kurz über die Hand. »Du kannst es direkt danach aufschreiben. Sagst einfach, dass du das machst, um dir noch mehr Details in Erinnerung zu rufen.«
    Charlotta nickt. »Also. Ich falle um. Ich komme wieder zu mir und liege in einem dunklen Keller. Mein Hinterkopf tut weh. Ich schreie und trommle gegen die Tür. Nichts passiert. Irgendwann wird die Tür aufgeschlossen und ein Mann mit einer schwarzen Maske stellt mir eine Flasche Wasser dahin.«
    Â»Wieso ein Mann? Woher weißt du, dass das ein Mann ist?«
    Â»Er ist groß?«
    Â»Fragst du mich das jetzt?«
    Â»Gut, also eine total vermummte Person stellt mir da was hin. Die Person trägt Handschuhe, eine weite schwarze Hose, einen weiten schwarzen Strickpulli und eine schwarze Maske über dem Kopf. Ich kann das Geschlecht nicht erkennen.«
    Â»Gut.« Emilia nickt zufrieden. »Jetzt kommen wir zu dem heiklen Teil. Deine Befreiung.«
    Â»Können wir das nicht morgen machen? Ich will raus hier«, seufzt Charlotta. »Draußen ist geilster Sonnenschein und wir sitzen hier drinnen.«
    Die Mädels hatten sich extra in das Café hineingesetzt und nicht auf die Terrasse. Dort war – bei dem Wetter – aus ihnen keiner. Keiner, der sie belauschen konnte.
    Â»Morgen machen wir das noch mal. Und übermorgen auch. Der ganze Ablauf muss in deinem Kopf verankert sein. Du sollst das Gefühl haben, als hättest du es wirklich erlebt.«
    Â»Gut, dann erzähl es mir. Wie befreie ich mich?«
    Â»Das weiß ich noch nicht genau. Ausbrechen kannst du aus dem Keller nicht. Also musst du deinen Entführer überrumpeln. Du müsstest ihn irgendwie in den Raum runterlocken, damit du abhauen kannst. Du bist schnell. Sehr schnell. Das ist glaubwürdig, finde ich.«
    Â»Und was könnte ich tun, damit er zu mir herabsteigt?«
    Â»Du könntest dir irgendeine

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