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Boeser Traum

Boeser Traum

Titel: Boeser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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Wochenende?«, fragt Emilia leise nach.
    Â»Genau. Samstag geht es los. Das Hotel ist irgendwo an der Mosel.«
    Â»Ich kann nicht«, sagt Emilia.
    Â»Was soll das heißen: Du kannst nicht? Natürlich fahren wir«, mischt Sophie sich ein.
    Â»Ihr könnt gerne fahren. Ich bleibe hier. Wie kommen wir überhaupt zu der Ehre?«
    Â»Ich habe das gewonnen. Ich habe bei einem Fotowettbewerb mitgemacht. Ich mache nie bei so was mit. Und ausgerechnet ich gewinne. Das ist unfassbar.«
    Â»Was denn für ein Fotowettbewerb?«, hakt Sophie nach.
    Â»Aus diesem Mittwochs-Anzeigenblatt. Man sollte ein Foto zum Thema ›Schönheit‹ einsenden. Und da ist mir dieses Strandfoto von letztem Sommer eingefallen. Mit euch beiden im Sand.«
    Â»Du hast ein Foto von uns zu einer Zeitung geschickt?«, fragt Emilia erstaunt nach. »Hast du dir schon mal überlegt, dass die das abdrucken könnten?«
    Â»Ich hätte ja nie gedacht, dass die das nehmen.«
    Â»Warum schickst du es dann überhaupt da hin?«
    Emilia funkelt ihre Mutter wütend an. Sie hat Kopfschmerzen, ein Gefühl von Steinen im Magen.
    Â»Welches Foto ist das überhaupt?«, mischt Sophie sich ein.
    Â»Das mit den Tomaten und Gurken. Wisst ihr noch?«
    Sophie lacht. »Emmi, du kannst beruhigt sein. Auf dem Bild würde uns noch nicht einmal Papa erkennen.«
    Sie hatten damals ein paar Tage Urlaub an der Küste gemacht. Es war ein warmer Sommertag gewesen, Sophie und Emilia hatten sich seit mindestens vier Stunden nicht angezickt. Als Dagmar Obst, Gemüse und Brot für ein kleines Picknick rausholte, hatten die Töchter rumgealbert. So war das Foto entstanden. Die Mädchen liegen im Sand, Sophie hat sich zwei Tomaten auf die Augen gelegt, Emilia zwei Gurkenscheiben. Sie lachen mit vielen weißen Zähnen. Auf der Haut haben sie noch Sand oder schon kleine Sprossen – das ganze Bild strahlt Unbeschwertheit aus.
    Â»Tja, wie auch immer«, sagt Emilia, »Foto hin und Foto her – ich komme jedenfalls nicht mit.« Sie sitzt klein auf einem Stuhl, hat die Knie angezogen und schüttelt immer wieder den Kopf, während ihre Mutter und ihre Schwester auf sie einreden. Irgendwann platzt Sophie der Kragen.
    Â»Dann bleibt sie eben hier. Ist doch kein Baby mehr. Wir machen uns einfach ein supergeiles Wochenende, Mama. Das können wir uns doch nicht entgehen lassen.«
    Â»Wir fahren alle oder gar nicht«, befindet die.
    Â»Sie kann doch bei Charlotta schlafen. Dann können die beiden sich noch mal so richtig ausquatschen, ehe Charlotta zwangsverschickt wird.«
    Emilia stellt sich vor, wie sie ihrer Schwester einen ganzen Eimer voll mit fetten, dickbeinigen Spinnen ins Bett kippt.
    Â»Das wäre vielleicht eine Möglichkeit«, überlegt Dagmar Engels. »Du könntest dir wirklich ein schönes Wochenende mit Charlotta machen.«
    Emilia verdreht die Augen. Wenn sie etwas nicht machen kann, ist es ein »schönes Wochenende« mit ihrer besten Freundin. Sie holt tief Luft. Anders wird es wohl nicht gehen.
    Â»Ich habe eine Verabredung am Samstag«, sagt sie ruhig.
    Schweigen. Sie muss nicht aufsehen, um zu wissen, welche Blicke sich ihre Mutter und ihre Schwester jetzt zuwerfen.
    Â»Mit wem?«, will Sophie wissen.
    Â»Das geht uns ja eigentlich nichts an«, sagt die Mutter.
    Â»Finde ich auch«, sagt Emilia. »Ich gehe jetzt mal duschen.« Dort hört sie die bissigen Bemerkungen ihrer Schwester wenigstens nicht. »Warum müssen wir hierbleiben, nur weil sie sich mit irgendeinem pickligen Typen trifft? Das wird schon nicht das letzte Date ihres Leben sein.«
    Aber selbst wenn sie es gehört hätte, es wäre die Sache wert.

Zufrieden in den Himmel träumen
    W ir müssen bis übermorgen noch einen Eimer und ein paar Flaschen Wasser in den Keller bringen«, sagt Emilia, nimmt sich die Zitrone aus ihrer Cola und beißt rein.
    Â»Eimer?«
    Â»Deine Toilette«, erinnert Emilia sie.
    Charlotta nickt nur.
    Â»Vielleicht wäre es nicht verkehrt, wenn du morgen früh ein paar Abführtabletten einwirfst. Dann ist dein Darm einigermaßen leer.«
    Â»Ich finde das total ekelig.«
    Â»Süße, ich weiß. Aber wir können ja auf die Schnelle da wohl kaum ein WC einbauen, oder?«
    Â»Ich werde ab sofort am besten gar nichts mehr essen UND die Tabletten einwerfen. Vielleicht kann ich dann das Schlimmste

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