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Boeser Traum

Boeser Traum

Titel: Boeser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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vermeiden.«
    Â»Dann würdest du zumindest so richtig schlecht aussehen, wenn du zu deinen Eltern zurückkommst, und sie werden dich auf gar keinen Fall mehr irgendwohin schicken wollen.«
    Charlotta nickt.
    Sie liegen auf einer Decke ganz hinten im Garten der Brandts. Charlottas Mutter ist mit Niklas auf einen Spielplatz gegangen.
    Â»Kann ich mir nicht auch was zu lesen mitnehmen?«
    Â»Ein paar Zeitschriften vielleicht. Aber auf gar keinen Fall welche, die du sonst so liest. Das wäre echt zu auffällig.«
    Â»Soll ich mir Schöner wohnen mitnehmen, oder was?«
    Emilia grinst schief. »Das wäre vielleicht etwas unpassend. Nimm ein paar von diesen Tussi-Zeitschriften oder die Gala oder was weiß ich. Nein. Quatsch. Keine Zeitungen. Das würden die Entführer nicht machen. Die hätten doch Schiss, dass da ihre Fingerabdrücke drauf wären.«
    Charlotta verzieht das Gesicht. Noch nicht mal lesen wird sie können.
    Â»Können wir den Eimer und das Wasser nicht zusammen hinbringen? Ich möchte eigentlich nicht so gerne alleine in das Haus«, sagt Charlotta etwas verzagt.
    Â»Auf den Sachen dürfen auf gar keinen Fall meine Fingerabdrücke sein. Die Polizei wird alles später untersuchen, wenn dann rauskommen sollte, dass ich den Eimer oder die Flaschen in der Hand hatte, haben wir ein Problem. Ein ziemlich großes Problem.«
    Charlotta nickt. Sie ist glücklich, dass Emilia alles in die Hand nimmt, an alles denkt. Und trotzdem ist ihr mulmig, wenn sie an Samstag denkt.
    Â»Meine Eltern wollen übrigens am Samstagmittag zu meiner Patentante fahren. Die hat Geburtstag«, fällt Charlotta ein.
    Â»Und du musst mit?«
    Â»Natürlich.«
    Â»Perfekt. Dann wird total früh auffallen, dass du weg bist. Je eher die raffen, dass was nicht in Ordnung ist, desto eher können wir den Spuk beenden«, freut sich Emilia.
    Â»Was meinst du denn ungefähr, wie lange ich da aushalten muss?«
    Â»Deine Eltern werden spätestens Samstagabend die Polizei einschalten. Die Polizei wird erzählen, dass gerade Teenager oft von zu Hause weglaufen und meist ganz schnell wieder von alleine auftauchen. Vielleicht werden sie aber dennoch alle Krankenhäuser abtelefonieren, ob eine Jugendliche eingeliefert wurde – falls deine Eltern das nicht schon getan haben«, überlegt Emilia laut.
    Â»Und langsam wird die Angst meiner Eltern groß und größer«, stellt Charlotta fest.
    Â»Ja, aber das ist noch nicht die Angst, die wir brauchen. Die sollen sich nicht sorgen und womöglich überlegen, ob du vielleicht nach einem Fahrradunfall mit einer Gehirnerschütterung irgendwo im Krankenhaus liegst. Die sollen sich vorstellen, dass du gefangen gehalten wirst oder tot im See treibst oder missbraucht wirst.«
    Charlotta starrt Emilia an. So kennt sie ihre Freundin nicht. Will sie auch so nicht kennen. Emilia registriert den Blick und schaltet sofort um. Sie nimmt Charlotta in den Arm. »He. Nicht erschrecken. Das passiert ja alles nicht. Und sofort, wenn Mami und Papi dich wieder in den Armen halten, haben sie die schlimmsten Schreckensvisionen vergessen.«
    Charlotta nickt und zupft Grashalme aus dem Boden. »Ich mache mir Gedanken um Niklas. Ich weiß nicht, wie er das verkraftet.«
    Â»Glaub mir, deine Eltern werden alles tun, damit er nichts verkraften muss. Vielleicht schicken sie ihn zu deiner Oma oder so.«
    Â»Und was sagen sie meiner Oma? Ich höre schon meine Mutter: Nimm mal den Kleinen, die Charlotta ist entführt worden. Damit ich schon mal die schwarze Bluse bügeln kann …«
    Â»Was weiß ich. Vielleicht sagen sie, dass sie eine Ehekrise haben und sich mal in Ruhe aussprechen müssen. Oder dass sie mal wieder Sex haben wollen, ohne dass permanent jemand stört. Deinen Eltern wird da sicherlich irgendwas einfallen.«
    Â»Decken sollte ich auch mitnehmen«, fällt Charlotta ein.
    Â»Stimmt. Aber welche? Wir können schlecht welche von dir oder mir nehmen.«
    Beide grübeln. Welche einzukaufen wäre ja auch auffällig.
»Der Sani-Raum von der Turnhalle«, sagt Charlotta irgendwann erfreut.
    Â»Was ist da?«
    Â»Der steht doch seit ein paar Wochen offen, weil das Schloss kaputt ist. Und darin sind so superdicke Decken. Für Unfälle oder so.«
    Â»Und wie kommen wir in die Halle?«
    Â»Die erste Volleyballmannschaft trainiert auch in den Ferien.

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