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Boeser Traum

Boeser Traum

Titel: Boeser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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böse Verletzung zufügen«, überlegt Emilia weiter und merkt dann erst, was sie sagt.
    Â»Aber, das ist natürlich Quatsch«, schiebt sie schnell hinterher.
    Charlotta sieht ihre Freundin mit großen Augen an. Langsam wird sie ihr echt unheimlich. »Vielleicht reicht es ja, wenn ich so tue, als hätte ich eine schlimme Verletzung«, sagt sie zögernd.
    Â»Genau. Du legst dich einfach auf den Boden und rührst dich nicht. Tust so, als seiest du ohnmächtig oder so. Der Typ wird wieder gehen, aber eine Stunde später wieder nach dir sehen. Er möchte ja nicht, dass dir was passiert.«
    Â»Jetzt hast du selber Typ gesagt.«
    Emilia ignoriert den Einwand. »Er wird ein, zwei Stufen auf der Treppe runtergehen. Er hat einen Besenstil in der Hand und versucht damit, dich zu drehen.«
    Â»Wenn der mir damit in die Seite sticht, kitzelt das und ich muss lachen.«
    Â»Lotta? Wir denken uns das nur aus. Das passiert nicht wirklich.«
    Â»Ach ja.«
    Â»Du bleibst ganz steif liegen, atmest so flach wie möglich. Schließlich wird er die Treppe ganz hinuntergehen. Und genau in dem Moment springst du auf, springst von der Seite auf die Treppe, da ist ja schließlich kein Geländer – und rennst, rennst, rennst.«
    Â»Habe ich keine Angst, dass da oben noch ein zweiter Entführer ist?«
    Â»Natürlich. Du hast eine Heidenangst. In dir ist die nackte Panik, aber du hast einfach zu viel Angst, dass du das alles nicht überleben wirst. Dass du nach der Lösegeldübergabe irgendwo verscharrt wirst. Dass du deine Eltern nie wiedersehen wirst. Und Niklas auch nicht. Und genau deswegen rennst du los.«
    Charlotta guckt ihre Freundin an – mit Tränen in den Augen. Allein die Vorstellung macht ihr Angst.

Noch eine Lüge
    J A. JA. JA .«
    Emilia wird vom lauten Geschrei ihrer Mutter wach.
    Â»Ich fass es nicht«, schallt es jetzt durch den Flur.
    Â»Ich auch nicht«, murmelt Emilia und versucht unter dem Kopfkissen Ruhe zu finden. Sie hat am Abend zuvor noch lange Musik gehört. Laut. Bis Sophie nervend in ihrem Zimmer stand und Ruhe gefordert hat. Danach hat Emilia die Musik noch lauter gehört. Über Kopfhörer hat sie sich die Beats direkt in die Ohren, direkt in das Gehirn geschickt. Sie hatte mit harten und wütenden Rhythmen angefangen. Irgendwann wurden die Melodien, die Texte trauriger. Das Gefühl hatte sie mit in den Schlaf genommen. Ein bisschen Trauer und Melancholie, viel Erinnerung.
    Â»Mädels, kommt mal. SCHNELL. «
    Emilia fühlt sich schwer. Die Schwere von gestern Nacht ist nicht von ihr gewichen. Sie hatte noch nie wirklich Angst vor irgendetwas. Außer damals vielleicht. Als sie im Krankenhaus lag. Keiner durfte zu ihr. Sie registrierte nur die besorgten Blicke oberhalb der grünen Mundschutzmasken. Charlotta hatte damals nicht aufgegeben. Sie hatte gebrüllt, gequengelt, geheult, bis sie endlich zu ihr durfte. Sie hatte hinter der Scheibe gestanden und Grimassen für Emilia gemacht. Damit hatte sie damals der Angst die Spitze abgebrochen. Stumpf tat die auch noch weh. Aber nicht mehr so sehr.
    Sophie macht die Tür zu Emilias Zimmer auf. »Komm schon, beeil dich.«
    Emilia schnappt sich eine Jogginganzughose und schlurft in die Küche.
    Â»Hast du im Lotto gewonnen, oder was?«, fragt sie ihre Mutter, die mit einem breiten Grinsen am Kühlschrank lehnt und einen Brief in der Hand hält.
    Â»Besser, Emilia. Viel, viel besser. Was ist schon Geld? Ich biete euch Schönheit«, lacht sie.
    Â»Gib ihr meinen Anteil. Sie braucht ihn«, antwortet Emilia kühl und zeigt auf Sophie.
    Die schnappt sich einen Apfel und wirft ihn nach ihrer kleinen Schwester. Emilia fängt ihn, sagt übertrieben nett: »Danke.« Und beißt krachend rein.
    Â»Wollt ihr nicht wissen, was ich hier habe?« Dagmar Engels schwenkt den Briefumschlag.
    Â»Die Zusage der Krankenkasse für eine kosmetische Operation?«, fragt Emilia und wundert sich selber ein bisschen über die Aggression in sich. Die Mutter ignoriert das einfach.
    Â»Das hier ist ein Traumwochenende. Wir fahren am Samstag in ein Wellnesshotel. Wir lassen uns massieren und einölen. Wir lassen uns peelen und maniküren. Wir werden im Dampfbad zerfließen und im Pool kühle Cocktails schlürfen. Am Sonntag werden wir wunderschön und sehr entspannt zurückkommen. Was sagt ihr?«
    Â»Jetzt am

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