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Boeser Traum

Boeser Traum

Titel: Boeser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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die Polizei informieren.«
    Er nickt. Beide scheuen diesen Anruf. Weil es dann Realität wird. Weil dann eine andere Ebene erreicht wird. Bis jetzt ist es noch das Stadium Tochter hat sich wütend, gekränkt oder egoistisch einfach aufs Rad gesetzt und ist losgefahren . Wenn sie jetzt die Polizei anrufen, geht der Sachverhalt in das Stadium Tochter ist verschwunden über. Das fühlt sich spitzer, bedrohlicher, hilfloser an.
    Â»Sollen wir es nicht erst noch mal bei Emilia versuchen?«, fragt Uwe Brandt zaghaft.
    Seine Frau nickt. »Gute Idee.«
    Es gibt noch eine Hoffnung. Sie zückt das Telefon, lässt wählen, ihre Augen wandern im Raum herum. Sie lässt es ewig klingeln. Beiden ist längst klar, dass keiner mehr drangehen wird.
    Â»Emilias Handy?«, sagt Uwe, sie nickt.
    Â»Teilnehmer ist nicht erreichbar«, stellt sie nach einer langen halben Minute später fest.
    Â»Lass es uns bei Dagmar probieren. Wer weiß, was die Girls gerade machen«, sagt Uwe fast verzweifelt. Claudine ist froh über jeden Vorschlag. Sie scrollt auf die Nummer, stellt die Verbindung her, schließt die Augen und hofft, hofft, hofft.
    Doch Dagmar Engels hat ihr Handy ausgeschaltet. Das ist Vorschrift auf der Intensivstation.

Verdammte Hoffnung
    W ird sie gesund?« Dagmar Engels hält sich nicht mit Vorreden auf, nachdem die Schwester sie sanft von Emilias Bett weggeführt und in das Sprechzimmer zu Dr. Hofer gebracht hat. Der Arzt deutet auf den Stuhl vor sich.
    Â»Das hoffen wir sehr.«
    Â»Tun Sie noch mehr als hoffen?«
    Â»Dagmar. Bitte«, flüstert Michael Engels nun.
    Â»Was?« Sie dreht sich zu ihm. Alle ihre Ängste haben sich in blanke Aggression verwandelt.
    Der Arzt schaltet sich ein. »Wir tun wirklich viel mehr, als nur zu hoffen. Ihre Tochter ist operiert worden. Wir haben einen Milzriss diagnostiziert und einen komplizierten Beinbruch, der mit Schrauben gerichtet wurde. Dazu kommen weitere kleinere Verletzungen, die uns aber keinerlei Sorgen bereiten. Was uns allerdings Sorgen macht, ist ein Schädel-Hirn-Trauma, das ihre Tochter wohl erlitten hat. Diesbezüglich können wir zurzeit wenig tun, wir müssen warten, bis Emilia zu sich kommt.«
    Â»Und wann wird das sein?« Sophie schaltet sich in das Gespräch ein. Überrascht schaut der Arzt zu dem Mädchen, das immer noch unverändert aus dem Fenster starrt.
    Â»Das können wir nicht prophezeien. Wir müssen geduldig sein.«
    Â»Sie meinen: Wir müssen geduldig sein«, faucht Dagmar Engels.
    Â»Ja, vor allem Sie müssen geduldig sein. Wir werden Emilia weiter aufmerksam beobachten, um mögliche Komplikationen auszuschließen.«
    Â»Was könnten das für Komplikationen sein«, fragt Michael Engels misstrauisch.
    Â»In seltenen Fällen kann es zu einem Druckanstieg im Gehirn kommen. Der Druck kann nicht entweichen.«
    Â»Und dann?«, fragt Sophie vorsichtig.
    Â»Dann müssten wir den Schädel öffnen, um für einen Ausgleich zu sorgen.«
    Dagmar schlägt eine Hand vor den Mund. Als wollte sie einen fürchterlichen Schrei zurückhalten.
    Â»Aber an dem Punkt sind wir ja noch gar nicht. Emilias Gehirn hat durch den schweren Aufprall ein Trauma erlitten, das es jetzt verarbeiten muss. Die Zeit lassen wir ihr einfach.«
    Â»Können Schäden zurückbleiben?« Sophie klingt ganz sachlich.
    Dr. Hofer hat die Frage befürchtet. »Ja. Ein Schaden könnte zum Beispiel sein, dass sich Ihre Schwester an die letzten Minuten oder Stunden vor dem Unfall nicht erinnern kann. Das ist wohl ein Schaden, der zu verkraften ist, oder?«
    Natürlich kann keiner im Raum wissen, wie falsch er mit dieser Behauptung liegt.
    Der Arzt ist froh, dass jetzt keine weiteren Nachfragen kommen. Es gibt noch ganz andere Folgeschäden, von denen er jetzt noch nicht reden möchte. Warum auch?
    Dr. Hofer rät der Familie, nach Hause zu fahren. Emilia braucht Ruhe. Das sei das Wichtigste für sie.
    Â»Aber ich dachte, es sei gut, wenn man mit Komapatienten redet, ihnen Musik vorspielt oder so«, wirft Sophie vorsichtig ein. Sie wundert sich selber. Sie will nicht nach Hause. Sie möchte in Emilias Nähe bleiben.
    Â»Für Komapatienten stimmt das. Aber Ihre Schwester ist keine Komapatientin. Seien Sie beruhigt. Wir rufen sofort an, wenn sie wach wird.«
    Sophie und ihre Eltern fahren nicht nach Hause. Sie können jetzt nicht einfach

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