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Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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eine Halteranfrage starten.«
    Wie so oft war Pia ihm geistig schon ein paar Schritte voraus, und Bodenstein, dessen Gedanken noch um Kilian Rothemunds minderjährigen Besuch kreisten, bemühte sich, die Zusammenhänge zu verstehen.
    »Was ist hier überhaupt passiert?«, unterbrach er auf dem Weg zur Haustür Pias Redefluss.
    »Die Frau wurde auf einen Stuhl gefesselt und geknebelt«, erwiderte Pia. »Die Nachbarn glaubten, sie sei verreist, weil ein Schild an ihrer Tür hing. Deshalb hat sie auch niemand vermisst.«
    Das kleine Haus war voller Menschen in weißen Overalls, es war unerträglich heiß.
    »Die Heizung war voll aufgedreht«, sagte jemand. »Sie muss schon länger dagelegen haben.«
    Bodenstein und Pia betraten das Zimmer. Ein Blitzlicht flammte auf, Kröger fotografierte die Leiche und ihre Umgebung.
    »Großer Gott, was ist das für eine Hitze!«, stöhnte Pia.
    »Exakt 37,8 Grad«, sagte Kröger. »Es dürfte noch etwas wärmer gewesen sein, aber die Tür stand offen, als wir kamen. Ihr könnt jetzt übrigens die Fenster aufmachen.«
    »Nein, könnt ihr nicht«, meldete sich Henning Kirchhoff, der neben der Leiche kniete. »Erst, wenn ich die Körpertemperatur gemessen habe. Aber das begreift Hauptkommissar Kröger in diesem Leben wohl nicht mehr.«
    Christian Kröger ignorierte Hennings Sticheleien völlig und fotografierte stoisch weiter.
    »Wie ist sie gestorben?«, fragte Bodenstein.
    »Auf jeden Fall ziemlich qualvoll«, antwortete Henning ohne aufzublicken. »Ich vermute, sie ist ausgetrocknet. Dafür sprechen die trockene schuppige Haut und die eingesunkenen Schläfen. Hm. Ihre Augäpfel sind gelb verfärbt. Das könnte auf Nierenversagen hindeuten. Bei Menschen, die verdursten, oder, besser gesagt, austrocknen, verdickt sich durch den Flüssigkeitsmangel das Blut, es findet eine Unterversorgung der Vitalorgane statt. Letztlich tritt der Tod durch multiples Organversagen ein. Meistens geben zuerst die Nieren auf.«
    Pia und Bodenstein sahen zu, wie Henning zuerst die Kabelbinder an Handgelenken und Knöcheln der Leiche und anschließend die Kunststoffwäscheleine, mit der sie an den Stuhl fixiert worden war, mit einer Zange durchzwickte.
    »Sie muss lange gekämpft haben.« Er wies auf die Hautabschürfungen und Unterblutungen an Hand- und Fußgelenken. Vorsichtig entfernte er das Klebeband, das man der Toten um den Kopf gewickelt hatte. Büschelweise hingen die Haare an dem Klebstreifen.
    »Auch ein Indiz für das Vertrocknen, wenn die Haare so leicht ausgehen«, bemerkte Kröger.
    »Klugscheißer«, knurrte Henning.
    »Arroganter Besserwisser«, konterte Kröger.
    »Ich weiß, wer sie umgebracht hat«, sagte plötzlich eine dünne Stimme von der Tür aus. Bodenstein und Pia drehten sich um. Vor ihnen stand ein blasses Gespenst in einer völlig durchnässten schwarzen Kapuzenjacke
    »Was haben Sie denn hier zu suchen?«, entfuhr es Pia.
    »Ich wollte mit Frau Verges reden.« Meike Herzmann sah aus wie eine dieser Manga-Comicfiguren mit ihrem spitzen Gesicht und den übergroßen, stark geschminkten Augen. »Ich … ich war neulich schon mal hier, aber da … da hat sie behauptet, sie wüsste nicht, woran meine Mutter arbeitet. Das war gelogen. Ich habe nämlich rausgefunden, dass sie auch Kilian Rothemund kennt.«
    »Ach ja? Und wann hatten Sie vor, uns das mitzuteilen?« Pia hätte ihr am liebsten eine gescheuert.
    »Wer hat Frau Verges denn umgebracht?«, mischte sich Bodenstein ein, bevor Pia loslegen konnte.
    »Dieser tätowierte Rocker«, flüsterte Meike und starrte wie hypnotisiert auf die Leiche von Leonie Verges. »Er und ein anderer Mann kamen aus dem Hof gerannt und sprangen in ihr Auto, gerade als ich ankam.«
    »Bernd Prinzler?« Bodenstein verstellte ihr die Sicht.
    Meike Herzmann nickte stumm. Von ihrer kratzbürstigen Art war nichts mehr übrig. Sie war nur noch ein schuldbewusstes kleines Häufchen Elend.
    »Habt ihr übrigens die Minikamera auf der Heizung neben der Tür bemerkt?«, sagte Kröger plötzlich. Bodenstein und Pia wandten die Köpfe. Tatsächlich! Auf dem Heizkörper, der an der Wand neben der Tür hing, stand eine winzige Kamera, kaum so groß wie eine Kinderfaust.
    »Was hat das denn zu bedeuten?«
    »Jemand hat sie beim Sterben gefilmt«, vermutete Kröger. »Wie absolut perfide!«
    Bodenstein ging mit Meike Herzmann in die Küche, Pia trat an den Schreibtisch und drückte auf die PLAY -Taste des Anrufbeantworters. Sieben neue Nachrichten. Dreimal war direkt

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