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Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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worden zu sein. »Es tut mir leid. Ich hoffe, Lilly war nicht zu aufdringlich.«
    »Nein, nein, keine Sorge, wir haben uns sehr nett unterhalten.« Don Maria Frey rückte ein Stück zur Seite und stand auf, dann hob er das schlafende Kind vorsichtig hoch und überreichte es Pia. »Ein reizendes Mädchen, so selbstbewusst und fröhlich.«
    Lilly hing wie ein Sack in Pias Armen, den Kopf an ihrer Schulter.
    »Geht das so, oder soll ich die Kleine zu Ihrem Auto tragen?«, fragte Frey besorgt.
    »Nein, vielen Dank. Das schaffe ich schon.« Pia lächelte.
    »Ich habe selbst drei Kinder«, erklärte der Oberstaatsanwalt. »Der junge Mann hier, Maxi, ist mein Jüngster, er und Lilly kennen sich wohl von der Zooschule.«
    »Ah ja«, machte Pia.
    Noch immer vermochten Menschen sie zu überraschen. Der knallharte Staatsanwalt hatte eine butterweiche, menschliche Seite.
    Sie verabschiedete sich höflich. Auf dem Weg zum Auto wachte Lilly auf.
    »Gehen wir schon nach Hause?«, murmelte sie undeutlich.
    »Schon ist gut«, erwiderte Pia. »Es ist gleich elf. Der Opa macht sich sicherlich schon Sorgen, wo wir bleiben.«
    »Es war so schön heute mit dir.« Lilly gähnte und schlang ihre Arme um Pias Hals. »Ich hab dich sooo lieb, Pia. Du bist meine deutsche Mama.«
    Sie sagte das so einfach, so ehrlich in ihrer kindlichen Offenheit, dass Pia schlucken musste. Vergessen waren ihre anfängliche Ablehnung und jeder Ärger.
    »Ich hab dich auch lieb«, flüsterte sie.
    *
    Am Krifteler Dreieck verließ Hanna die Autobahn und nahm die L3011 Richtung Hofheim. Verschwitzt und erschöpft sehnte sie sich nach einer Dusche oder, noch besser, nach einer Runde im Pool. Vor allen Dingen musste sie ein paar Stunden Schlaf bekommen, denn am morgigen Abend hatte man sie für die Moderation einer Gala im Wiesbadener Kurhaus engagiert, und da musste sie fit sein.
    Natürlich hatte sie es nicht geschafft, sich nach einer halben Stunde von der After-Show-Party abzusetzen. Jan war einfach abgehauen, wütend und gekränkt wie ein kleiner Junge, und hatte sie mit den Gästen alleingelassen. Bis kurz nach Mitternacht hatte sie gute Miene zum bösen Spiel gemacht, dann hatte sie das aufziehende Gewitter zum Anlass genommen, die Party zu verlassen. Es war ihr schwergefallen, sich auf die Gespräche zu konzentrieren, so viele Dinge gingen ihr im Kopf herum. Meike. Die Kratzer an ihrem Auto. Diese seltsame Geschichte, in die ihre Therapeutin verwickelt war. Norman, der ihr am Telefon gedroht, sich aber nie mehr gemeldet hatte. Doch vor allen Dingen beschäftigte sie Mr. Blue Eyes. Sogar während der Sendung hatte sie sich ein paar Mal dabei erwischt, wie sie an ihn gedacht hatte.
    Sie waren sich sehr nahe gekommen, nicht nur in körperlicher Hinsicht, aber noch immer wusste Hanna nur wenig über ihn, konnte ihn nicht wirklich einschätzen. Noch vor ein paar Jahren hätte sie sich vielleicht blind in eine Affäre gestürzt, aber die Fehlentscheidungen, die sie in Bezug auf Männer hinter sich hatte, hatten sie vorsichtig werden lassen. Im Radio begann ein Lied, das ihr gefiel. Sie betätigte den Schalter am Lenkrad, die Musik dröhnte aus den Boxen und sie sang laut mit. Es war windig geworden, Blitze zuckten über den Himmel. In Oberursel hatte das Gewitter schon getobt und die Straßen in reißende Flüsse verwandelt. In ein paar Minuten würde es auch hier losgehen. Im Licht der Scheinwerfer huschte vor ihr etwas über die Straße und sie riss instinktiv das Lenkrad nach links. Ein Adrenalinstoß jagte durch ihren Körper, sie ging vom Gas. Glücklicherweise war ihr kein Auto entgegengekommen, sonst wäre es eng geworden. Ein paar hundert Meter hinter der Abfahrt zum Kreishaus setzte sie den Blinker und bog Richtung Langenhain ab. Kurz vor dem Waldfriedhof überholte sie ein dunkles Auto.
    »Idiot!«, murmelte Hanna und trat erschrocken auf die Bremse. Welcher Lebensmüde überholte denn an einer so unübersichtlichen Stelle? Dann sah sie es. Im Heckfenster des Autos leuchtete ein rotes Signal auf. POLIZEI – BITTE FOLGEN !
    Auch das noch! Wahrscheinlich waren sie hinter ihr hergefahren, hatten ihr Ausweichmanöver beobachtet und nahmen nun an, sie sei betrunken. Dabei hatte sie sich auf der After-Show-Party nur zwei Radler genehmigt. Das reichte wohl kaum für mehr als 0,5 Promille.
    Der dunkle Wagen bog nach rechts auf den großen Waldparkplatz ab. Mit einem Seufzer setzte Hanna den Blinker, stellte die Musik leiser und hielt hinter dem Polizeiauto. Sie

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