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Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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fein säuberlich sortierten Unterlagen.
    »Aber ich kann auch versuchen, Cem und Kathrin hinzuschicken. Die sind noch bei dem Suizid in Eppstein.«
    »Nein, nein, schon gut. Ich fahre hin.« Bodenstein blickte auf. Ein bisschen frische Luft konnte ihm nicht schaden. »Vielleicht können Sie veranlassen, dass die Fotos und die Kleidungsstücke heute noch in die Post gehen. Die Adresse habe ich hier aufgeschrieben.«
    »Geht klar.« Ostermann nickte. »Ihr müsst übrigens nach Weilbach. Eine Frau in einem Kofferraum. Mehr weiß ich leider auch nicht.«
    »Wo genau?« Bodenstein stand auf. Er überlegte, ob er sein Jackett mitnehmen sollte. Das Gewitter der vergangenen Nacht hatte nur kurz für trügerische Abkühlung gesorgt; heute war es unerträglicher als in den Tagen zuvor, denn zu der Hitze hatte sich eine tropisch anmutende Luftfeuchtigkeit von fast siebzig Prozent gesellt.
    »Irgendwo im Feld hinter der Autobahnraststätte Weilbach Richtung Frankfurt. Kröger hab ich auch schon hingeschickt.«
    »Gut.« Bodenstein nahm das Jackett von der Stuhllehne und verließ sein Büro.
    Der Fall des toten Mädchens aus dem Fluss beschäftigte ihn sehr. In seiner Laufbahn bei der Kriminalpolizei hatte er zwei Fälle miterlebt, die trotz intensiver Bemühungen bis heute nicht aufgeklärt worden waren. Er war damals noch in Frankfurt beim K11 gewesen, als ein dreizehnjähriger Junge tot in einem Fußgängertunnel im Frankfurter Stadtteil Höchst aufgefunden worden war und 2001 die Leiche eines jungen Mädchens an der Wörthspitze im Main bei Nied. Beide Male waren Jugendliche, fast noch Kinder, Opfer grausamer Verbrechen geworden, ihr Tod war ungesühnt geblieben, und die Täter liefen bis heute frei herum. Sollte das nun etwa ein drittes Mal geschehen? Die Aufklärungsquote von Verbrechen gegen das Leben war in Deutschland relativ hoch, aber wenn es nach beinahe drei Wochen noch immer keine einzige heiße Spur gab, dann war das ein schlechtes Zeichen.
    *
    »Hanna?«
    Meike blieb in der Diele stehen und lauschte. Obwohl sie einen Haustürschlüssel besaß, hatte sie vorher zweimal geklingelt, denn sie hatte keine Lust, ihre Mutter womöglich noch in flagranti mit einem Mann im Bett zu überraschen.
    »Hanna!«
    Nichts. Der Vogel war ausgeflogen. Meike ging in die Küche, dann durch Ess- und Wohnzimmer hinüber zum Arbeitszimmer. Sie warf einen kurzen Blick in den Raum, in dem es so chaotisch aussah wie immer. Oben im Schlafzimmer war das Bett unbenutzt, die Schranktüren standen offen, ein paar Kleidungsstücke hingen auf Kleiderbügeln am Schrank, mehrere Paar Schuhe lagen herum.
    Wahrscheinlich hatte ihre Mutter sich mal wieder nicht entscheiden können, welche Klamotten sie abends in der Sendung anziehen wollte. Die, die ihr die Stylistin aussuchte, fanden nur selten Gnade vor ihren Augen, ihr waren eigene Kleider lieber. Das Schlafzimmer machte nicht den Eindruck, als habe hier eine leidenschaftliche Liebesnacht stattgefunden, es sah eher so aus, als sei Hanna gar nicht mehr zu Hause gewesen.
    Meike ging wieder nach unten.
    Sie mochte das Haus nicht, es verursachte ihr eine Gänsehaut. Als sie ein Kind gewesen war, war es ganz nett, in einer Straße zu wohnen, in der nie Autos fuhren. Sie war mit den Nachbarskindern Rollschuh gelaufen und Kettcar gefahren, sie hatten Gummitwist und Himmel und Hölle gespielt und waren im Wald herumgestreift. Aber dann hatte sich das Haus in einen Feind verwandelt. Die Eltern hatten sich nach Monaten des Streitens getrennt, ihr Papa war plötzlich verschwunden, und ihre Mutter hatte sie nur noch mit ständig wechselnden Au-Pair-Mädchen alleingelassen. Und als sie dann älter wurde, war es die reinste Hölle gewesen, in Langenhain am Wald zu versauern, während woanders das Leben tobte.
    Meike öffnete den Briefkasten, holte einen Stapel Briefe heraus und sah sie rasch durch. Hin und wieder kam noch an sie adressierte Post an. Ein Zettel, der zwischen den Briefen gesteckt hatte, fiel zu Boden. Meike bückte sich und hob ihn auf. Es war eine Seite, die aus einem Kalender herausgerissen worden war.
    Habe bis 1:30 gewartet , las sie. Hätte dich gerne noch gesehen. Akku vom Handy leer! Hier die Adresse, BP weiß Bescheid. Ruf mich an. K.
    Was hat das denn zu bedeuten? Und was war das für eine Adresse in Langenselbold, die dieser K aufgeschrieben hatte?
    Meikes Neugier war geweckt. Sie würde es sich nicht einmal selbst eingestehen, aber die Veränderung, die seit ein paar Wochen mit ihrer

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