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Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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wie ist er da weggekommen?«
    »Vielleicht hatte er einen Komplizen«, vermutete Cem Altunay. »Oder er hat sich ein Taxi an die Raststätte bestellt.«
    »Niemals«, widersprach Ostermann. »An der Raststätte gibt es Überwachungskameras.«
    »Was ist eigentlich mit dem Stalker, den Kornbichler erwähnt hatte, gibt es dazu Näheres?«, fragte Pia.
    »Ja, das haben die Kollegen gestern ebenfalls überprüft.« Bodenstein gestattete sich ein sarkastisches Lächeln. »Es wäre so schön einfach gewesen, aber der Mann ist voriges Jahr bei einem Unfall ums Leben gekommen, kann es also unmöglich gewesen sein.«
    Die Tür des Besprechungsraumes flog auf, Christian Kröger stürmte herein und knallte ein Foto auf den Tisch.
    »Wir haben einen Treffer in der AFIS -Datenbank«, verkündete er. »Fingerabdrücke, die wir außen und innen am Fahrzeug gefunden haben und auch in der Küche und an einem Glas im Haus, gehören einem Kilian Rothemund!«
    »Weshalb haben wir den im System?«, erkundigte sich Dr. Nicola Engel, die bisher geschwiegen hatte. Sie beugte sich vor, zog das Foto zu sich heran und betrachtete es eingehend.
    »Kindesmissbrauch und Besitz kinderpornographischer Bilder und Filme«, erwiderte Christian Kröger und ließ sich auf den leeren Stuhl zwischen Cem und Pia fallen. »Er hat drei Jahre gesessen.«
    Bodenstein legte nachdenklich die Stirn in Falten. Kilian Rothemund, den Namen hatte er schon gehört.
    »Er war bis zu seiner Verurteilung im Oktober 2001 Rechtsanwalt in Frankfurt«, wusste Kai Ostermann mit seinem Computergedächtnis. »Zuerst Wirtschaftsrecht, dann Strafrecht. Kanzlei Bergner Hessler Czerwenka, die hatten damals ein Abonnement für die Frankfurt Road Kings.«
    »Ja, ich erinnere mich«, sagte Bodenstein. »Das war ein ziemlich schmuddeliger Prozess.«
    »Und es würde erklären, weshalb er Hanna Herzmann mit einem Stück Holz missbraucht hat«, sagte Kathrin Fachinger. »Was soll ein Pädophiler mit einer erwachsenen Frau anfangen?«
    Für einen Moment herrschte Schweigen in der Runde. Hatten sie mit einem Verdächtigen auch bereits den Täter?
    »Darf ich mal bitte das Foto sehen?« Bodenstein streckte die Hand aus, und Nicola Engel schob es zu ihm herüber. Ein etwa Mitte vierzig Jahre alter, durchaus attraktiver Mann blickte ihn ernst aus blauen Augen an. Ein Mann, dem man auf den ersten Blick seine krankhaften sexuellen Neigungen nicht ansah. Eine Erinnerung regte sich in Bodensteins Unterbewusstsein und verlangte vehement nach Aufmerksamkeit. Was hatte sie ausgelöst?
    Das Telefon auf dem Tisch klingelte, Ostermann ging dran.
    Er reichte das Foto an seine Kollegen weiter und versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
    »Der hat ja Augen wie Paul Newman«, bemerkte Pia beiläufig und da passierte es. Wie von selbst fielen die Puzzleteile an die richtigen Stellen, und er erinnerte sich.
    Am auffälligsten waren seine Augen. Ich habe noch nie so unglaublich blaue Augen gesehen , das hatte Nachbarin Katharina Maisel gestern am Telefon zu ihm gesagt. Ihn ergriff die Aufregung, die sich in jenen Momenten einstellte, in denen in einem Gewirr von Vermutungen und unzusammenhängenden Fakten urplötzlich ein roter Faden zu erkennen war, ein logisches Gefüge, eine Spur!
    »Ich denke, wir sind auf der richtigen Fährte«, sagte er, ohne zu bemerken, dass er damit Ostermann mitten im Satz unterbrach. »Die Nachbarin von Hanna Herzmann hat am Donnerstagabend gegen zweiundzwanzig Uhr einen Mann beobachtet, der mit einem Motorroller kam und etwas in den Briefkasten von Frau Herzmann geworfen hat.«
    Bodenstein schob den Stuhl zurück und blickte in die Runde.
    »So, wie sie den Mann beschrieben hat, könnte es sich um Kilian Rothemund handeln.«
    *
    Die Nacht war die reinste Hölle gewesen. Zum ersten Mal seit Louisas Geburt war Emma länger als zwölf Stunden von ihrem Kind getrennt. Unruhig war sie durch die Wohnung getigert, hatte gebügelt und die Küchenschränke ausgewaschen, bis sie sich schließlich völlig erschöpft auf Louisas Bett gelegt hatte. Ihre Phantasie hatte immer wildere Kapriolen geschlagen. Florian mit einer anderen Frau, wie er sie küsste und mit ihr schlief. Das war schon schlimm, aber schlimmer noch war die Vorstellung, dass Louisa diese Frau mögen könnte. Vor ihrem inneren Auge sah Emma Florian, die Fremde und Louisa puzzeln und Memory spielen, sie schauten KiKa und Ice Age , veranstalteten eine ausgelassene Kissenschlacht, gingen spazieren und aßen Eis, sie lachten und

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