Böses Herz: Thriller (German Edition)
meinst du ihn ?« Tori beobachtete Coburn, der jetzt auf sie zukam. Als sie Honor wieder ansah, waren ihre perfekt gezupften Brauen nach oben gewandert. Halblaut raunte sie: »Das ist dein Entführer? Dein Glück möchte ich haben.«
Ohne auf ihre Bemerkung einzugehen, stellte Honor die beiden einander vor. »Tori Shirah. Lee Coburn.«
Tori schenkte ihm jenes einladende Lächeln, dem kein Mann widerstehen konnte. » Sehr erfreut. Nenn mich Tori.«
Er schien weder die Begrüßung noch ihr Lächeln zur Kenntnis zu nehmen. Stattdessen richtete er den Blick aufs andere Ende der Brücke, über die Tori gekommen war. »Hast du dein Handy eingeschaltet?«
Die Frage und vor allem sein barscher Tonfall brachten sie kurz aus dem Konzept, trotzdem antwortete sie sofort mit »ja«.
»Hol es raus.« Sie sah Honor an, und als Honor nickte, vergaß sie ihre Koketterie, holte das Handy aus der Handtasche im Auto und reichte es ihm.
»Ist dir jemand gefolgt?«, fragte Coburn.
»Nein.« Und dann: »Hey!«, als er den Akku aus dem Handy löste.
»Ganz bestimmt?«
»Ich habe aufgepasst.« Sie erzählte ihnen von dem Lieferwagen, der an diesem Morgen am Straßenrand geparkt hatte. »Ich fand das merkwürdig, darum bin ich zur Hintertür raus und habe den Mini von meinen Nachbarn ausgeliehen. Mir ist niemand gefolgt.«
»Wieso hat dich der Lieferwagen misstrauisch gemacht?«, fragte er.
»Ich dachte, vielleicht beschattet jemand das Haus. Gestern hat mir Doral Hawkins einen Besuch abgestattet.« Sie erzählte ihnen, was passiert war. »Er ist ziemlich angefressen, dass du seinen Bruder erschossen hast. Jedenfalls heißt es, dass du Fred umgebracht hast.«
Coburn bestätigte die unausgesprochene Frage mit einem Nicken.
Sie sah ihn fragend an und fuhr fort, als er keine weitere Erklärung anbot: »Doral hat mich gewarnt, dass ich ihn sofort benachrichtigen soll, sobald ich von Honor höre, sonst würde was passieren.«
»Er hat dich bedroht?«, fragte Honor.
Tori zuckte mit den Achseln. »Sagen wir einfach, er wurde recht nachdrücklich. Aber er kann mich mal. Genauso wie Stan.«
»Wann hast du mit Stan gesprochen?«
Sie gab ihre Unterhaltung wieder. »Ich sage nur ungern etwas Positives über ihn, aber ich muss ihm zugutehalten, dass er diesmal nicht ganz so unausstehlich war wie sonst. Ich nehme an, die Angst hat ihn zugänglicher gemacht.«
»Wovor hat er denn Angst?«, fragte Coburn.
Tori lachte ihn aus. »Du hast eine Spur von Leichen hinterlassen, und plötzlich bist du verschwunden und hast Honor und Emily mitgenommen. Meinst du nicht auch, dass sich Stan zu Recht ein bisschen um seine Schwiegertochter sorgt?«
»Coburn hat die Männer in der Lagerhalle nicht getötet«, erklärte ihr Honor. »Und er hat mich und Emily nicht gezwungen mitzukommen.«
Tori ließ ihren Blick zwischen beiden hin- und herwandern und meinte anzüglich. »Das habe ich mir fast gedacht.« Dann stemmte sie die Hände in die Hüften, sah auf ihr demontiertes Handy und fragte: »Also, was ist los?«
»Es ist vielmehr so, dass er …«
»Nein.« Er legte die Hand auf Honors Arm und schnitt ihr damit das Wort ab. »Es genügt, wenn sie weiß, dass du mit Emily untertauchen musst, bis sich alles aufgeklärt hat.«
»Sie hat eine Erklärung verdient«, widersprach Honor.
»Du hast mir versichert, dass sie dir helfen würde, ohne Fragen zu stellen.«
»Ich weiß, was ich gesagt habe. Aber es ist unfair, sie weiter in dem Glauben zu lassen, dass du …«
»Mir ist es scheißegal, was sie glaubt.«
»Mir aber nicht. Und sie glaubt, dass du ein Mörder bist.«
»Das bin ich auch.«
»Ja, aber …«
»Verzeihung.« Mit erhobener Hand brachte Tori Honor zum Schweigen, aber sie sah dabei Coburn an. »Behaltet eure Geheimnisse für euch. Ich habe schon gesagt, dass ich helfen werde.« Dann wandte sie sich an Honor. »Jedenfalls hat Emily keine Angst vor ihm, und angeblich können Kinder den Charakter eines Menschen ziemlich gut einschätzen. Fast wie Hunde.«
»Emily ist vier. Sie ist fasziniert von ihm, weil sie niemanden wie ihn kennt.«
»Mag sein, trotzdem vertraue ich ihrem Instinkt. Vielleicht sogar mehr als deinem. Jedenfalls hast du mich herbestellt, und jetzt bin ich hier. Sagt mir, was ich tun soll.«
»Die beiden müssen aus Tambour verschwinden«, erklärte Coburn, bevor Honor antworten konnte. »Und zwar sofort. Haltet unterwegs nicht an, fahrt nicht noch mal nach Hause und erzählt niemandem, dass ihr wegfahrt. Geht
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