Böses Herz: Thriller (German Edition)
er weiterzieht. Wendig . Das war das Wort. Er war lieber wendig als unbeweglich.
Hauptsächlich ärgerte ihn aber, dass man ihn erst mit Lee Coburn geködert und ihm dann eine hirnlose Aufgabe zugewiesen hatte, die jeder Vollidiot übernehmen konnte. Ihm fielen auf Anhieb ein Dutzend Dinge ein, die er lieber getan hätte, und dazu gehörte eindeutig, seine Zeit zu Hause mit Isobel zu verbringen.
Zu Hause. Als das betrachtete er seinen unterirdischen Bunker inzwischen.
Dieser Drecksjob hielt ihn von seinem liebsten Zeitvertreib ab.
»Ich höre dir an, dass du unzufrieden bist, Diego.«
Er schwieg bockig.
»Ich habe gute Gründe, Wallace von dir beschatten zu lassen.«
Also, bisher hatte Diego nicht den leisesten Schimmer, was das für Gründe sein könnten. Außerdem waren sie ihm herzlich egal. Trotzdem hatte dieser Anruf vielleicht zu bedeuten, dass er einen aufregenderen und besser bezahlten Job bekommen würde, und das richtete ihn wieder auf. »Heute kriege ich Coburn?«
»Coburn ist ein Undercoveragent des FBI.«
Diegos Herz begann zu pochen, nicht vor Angst, Unwillen oder Anspannung, sondern vor Aufregung. Einen FBI-Agenten ausschalten, das war ein echter Trip, Mann.
»Du weißt, was das heißt, Diego.«
»Das heißt, dass er geliefert ist.«
»Es heißt«, kam die unwirsche Antwort, »dass du mit größter Vorsicht und so schnell wie möglich agieren musst. Nachdem ich dir das Zeichen zum Einsatz gebe, bleibt dir nur sehr wenig Zeit.«
»Dann gib mir eben mehr Zeit. Sag einfach, wann und wo.«
»Die Einzelheiten sind noch nicht geklärt. Sobald ich alles vorbereitet habe, erfährst du alles, was du wissen musst.«
Diego deutete die Antwort so, dass noch gar nichts geklärt war. Grinsend malte er sich aus, wie ärgerlich das für seinen Anrufer sein musste. Aber weil er nicht auf den Kopf gefallen war und den Auftrag unbedingt haben wollte, antwortete er übertrieben demütig: »Ich bin hier, wann immer du mich brauchst.«
Bei diesen Telefonaten hatte er noch nie das letzte Wort behalten, und diesmal war es nicht anders. »Der Leichnam der kleinen Hure wurde immer noch nicht gefunden.«
»Ich habe es dir doch erklärt. Man wird ihn nicht finden.«
»Was eine Frage aufwirft, Diego.«
»Welche Frage?«
»Wie kannst du dir da so sicher sein?«
Dann war die Leitung tot.
33
H onor und Coburn gelangten, ohne aufgehalten zu werden, zum Spielplatz zurück.
Mutter und Kind waren nicht mehr da. Der Teenager hatte eine Pause bei seinem Tennistraining eingelegt und lag jetzt unter einem Baum. Er spielte auf seinem Smartphone und hatte immer noch Ohrhörer eingestöpselt, weshalb er das Pärchen gar nicht bemerkte, das in einen gestohlenen Wagen stieg und wegfuhr.
Erst jetzt erkundigte sich Honor nach Coburns kurzem Wortwechsel mit Hamilton. »Was hat er gesagt?«
»Er will, dass wir uns Tom VanAllen stellen. Er hat mir sein Wort gegeben, dass VanAllen sauber ist und dass wir in seiner Obhut sicher sind.«
»Glaubst du ihm?«
»Wenn VanAllen tatsächlich so ein Saubermann ist, warum hat Hamilton ihm dann nichts von meinem Einsatz erzählt? Und jetzt vertraut ihm Hamilton plötzlich. Das macht mich nervös. Bevor ich unser Leben in VanAllens Hände lege, müsste ich ihm erst einmal Auge in Auge gegenüberstehen, um seine Vertrauenswürdigkeit einschätzen zu können, und die Zeit habe ich nicht.«
»Und was ist mit dem Rest? Dass er uns beschützen könnte?«
»Darauf möchte ich mich noch weniger verlassen.« Er sah sie kurz an. »Der Mist ist, dass mir allmählich die Alternativen ausgehen.«
»Das merke ich. Inzwischen schlitzt du aus Verzweiflung harmlose Bälle auf.«
Er ging nicht darauf ein, aber sie hatte auch keine Entschuldigung erwartet.
»Das Blöde ist, ich weiß, dass ich recht habe.« Er sah sie finster an, als warte er nur auf ihren Widerspruch.
»Na schön, nehmen wir an, Eddie hatte tatsächlich etwas versteckt. Wie lange können wir beide noch danach suchen? Ich meine damit«, ergänzte sie hastig, bevor er sie unterbrechen konnte, »hättest du nicht bessere Chancen, das zu entdecken, was Eddie zusammengesammelt hat, wenn du auf das FBI mit seiner technischen Ausstattung zurückgreifen könntest, wenn du mit anderen Agenten und einem Netzwerk an Personal zusammenarbeiten würdest?«
»Meine Erfahrung mit Netzwerken? Normalerweise vermasseln die alles, und zwar kolossal. Selbst die besten Agenten verheddern sich irgendwann in den zahllosen bürokratischen Vorschriften,
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