Böses Herz: Thriller (German Edition)
und anstrengenden Abend hinter mir. Tu einfach, was ich dir sage, ohne mir zu widersprechen.«
Diego starrte auf das große weiße Haus und ließ sich die Anordnung noch einmal durch den Kopf gehen. Schließlich war er schon hier und hatte bereits eine Menge Zeit investiert, da konnte er die Sache genauso gut zu Ende bringen. Halblaut fragte er: »Was soll ich hinterher mit ihm machen?«
»Was für eine dumme Frage. Du kennst die Antwort. Mach schon. Ich brauche die Information so schnell wie möglich. Jetzt gleich.«
Scheiß auf jetzt gleich , dachte Diego und legte auf. Ich habe den ganzen beschissenen Tag gewartet.
Mehrere Minuten blieb er in seinem Versteck und forschte das Haus aus. Wie schon am Vortag ging er alle Gründe durch, warum ein Einbruch eine heikle Angelegenheit war.
Das Ganze gefiel ihm nicht. Er hatte ein ungutes Gefühl dabei und hatte es schon von Anfang an gehabt. Warum folgte er nicht seinem Instinkt, verkrümelte sich und überließ jemand anderem den Job?
Aber dann dachte er an Isobel. Er wollte ihr hübsche Sachen kaufen, und er konnte sie nicht immer stehlen. Er würde Geld brauchen, vor allem, wenn er tatsächlich mit ihr irgendwohin fahren und ein paar Wochen, ohne zu arbeiten, mit ihr verbringen wollte. Das hier war leicht verdientes Geld. Eine Stunde, höchstens zwei, und schon winkte ihm ein satter Bonus. Und nachdem er den eingestrichen hatte, würde er für immer aus den Diensten des Bookkeepers ausscheiden.
Damit war die Angelegenheit entschieden. Er wagte sich aus seinem Versteck und arbeitete sich im Schatten und geräuschlos wie ein Geist zu einer düsteren Stelle auf der Rückseite des Grundstücks vor, wo die Glyzinien besonders dicht auf der Mauer wucherten.
Dort kletterte er in den Garten.
37
D as Haus sah immer noch verlassen aus. Das Vorhängeschloss am Garagentor lag genauso da, wie Coburn es hingelegt hatte. Der schwarze Pick-up stand dort, wo er ihn am Morgen geparkt hatte.
Er stellte den Wagen daneben ab, und sie stiegen aus. Honor, die immer noch wie ferngesteuert wirkte, sah ihn an und wartete auf Anweisungen.
»Sehen wir mal nach, was dort oben ist.« Er nickte zu dem Raum über der Garage hin.
Sie stiegen die Außentreppe hinauf. Die Tür am oberen Treppenabsatz war verschlossen, aber innerhalb von zehn Sekunden hatte Coburn den Schlüssel auf dem Türstock ertastet. Er schloss die Tür auf und schaltete das Licht ein.
Allem Anschein nach wurde der kleine Raum von einem jungen Mann bewohnt. An den Wänden hingen Poster und Wimpel verschiedener Sportteams. Das Bett war mit einer Stadionfahne abgedeckt. Zwei Hirschköpfe mit prächtigen Geweihen blickten sich über den abgewetzten, aber sauberen Dielenboden hinweg an. Abgesehen davon, beschränkte sich die Einrichtung auf einen Nachttisch, eine Kommode und einen blauen Sitzsack.
Coburn durchquerte den Raum und öffnete die Tür zu einer kleinen Abstellkammer, in der eine Köderbox mit Angel, ein paar in Plastikhüllen gepackte Wintersachen und auf dem Boden stehende Jagdstiefel auf ihren Einsatz warteten.
Eine zweite Tür führte in ein Bad, das kaum größer war als die Abstellkammer. Eine Wanne gab es nicht, nur eine leicht verfärbte Plastik-Nasszelle.
Honor war in der Mitte des Raumes stehen geblieben und schaute zu, wie Coburn ohne jede Gewissensbisse das Zimmer durchsuchte. Sie hatte kein gutes Gefühl dabei. Sie wünschte sich, ein paar Geräusche würden die Stille durchbrechen. Sie wünschte sich, es gäbe hier mehr Platz und ein zweites Bett. Sie wünschte sich, Coburn würde nicht mit nacktem Oberkörper durch die Räume wandern.
Vor allem wünschte sie sich, die Tränen, die gegen ihre Lider drückten, würden endlich trocknen.
Im Bad probierte Coburn die Wasserhähne des Waschbeckens aus. Erst begannen die Leitungen in der Wand zu klopfen, dann war ein Gurgeln zu hören, doch schließlich spritzte aus beiden Hähnen Wasser. Im Medizinschrank über dem Waschbecken entdeckte er ein Glas, das er mit kaltem Wasser füllte und Honor reichte.
Sie nahm es dankbar entgegen und leerte es in einem Zug. Er hielt den Kopf übers Waschbecken und trank direkt aus dem Hahn.
Als er sich wieder aufrichtete, wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund. »Home sweet home . «
»Und wenn die Leute nach Hause kommen?«
»Ich hoffe, dass sie es nicht tun. Wenigstens nicht, bis ich ihre Dusche benutzt habe.«
Sie versuchte sich an einem Lächeln, aber es kippte wahrscheinlich. Jedenfalls fühlte
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