Böses Herz: Thriller (German Edition)
leise.
»Und viele andere dazu«, ergänzte Hamilton. »Dank der Informationen auf dem USB-Stick machen wir enorme Fortschritte. Allerdings wird das«, seufzte er, »wie sie selbst sagt, nicht viel bringen. Die Verbrecher vermehren sich weit schneller, als wir sie fassen können. Natürlich bleiben wir trotzdem am Ball.«
»Auf der Datei ist nichts zu finden, was Eddie belasten würde«, stellte Stan klar. »Und keiner hat sich länger von den Hawkins-Zwillingen an der Nase herumführen lassen als ich. Ja, ich habe Doral benutzt, um mir Informationen zu verschaffen, immerhin wusste ich, dass er einen guten Draht ins Police Department hatte, aber ich hatte nicht den leisesten Schimmer, was die beiden trieben. Dazu stehe ich. Sie können das überprüfen.«
»Das habe ich bereits getan.« Hamilton bedachte ihn mit einem freundlichen Lächeln. »Sie sind absolut sauber, Mr. Gillette. Und nichts auf dieser Datei deutet darauf hin, dass Ihr Sohn etwas Ungesetzliches getan hat. Laut dem Superintendent in Tambour, den ich für einen grundehrlichen Menschen halte, hatte ihm Eddie damals angeboten, heimlich zu ermitteln. Möglicherweise war ihm etwas zu Ohren gekommen, als er nebenbei in Marsets Spedition jobbte.
Jedenfalls segnete Eddies Vorgesetzter seine privaten Nachforschungen ab, brachte den tödlichen Autounfall aber nicht in Verbindung mit den geheimen Ermittlungen, denn die hatten, soweit bekannt war, nichts erbracht. Eddie hatte seine gesammelten Erkenntnisse stattdessen Ihnen anvertraut«, wandte er sich direkt an Honor.
Sie sah ihren Schwiegervater an, legte die Hand auf seinen Arm und drückte ihn. Dann deutete sie auf das Aufnahmegerät. »Wie lange nach dieser Aufnahme wurde Mrs. VanAllen …«
»Ermordet?«, ergänzte Hamilton.
Honor nickte.
»Nur wenige Minuten danach. Ihr Anwalt hatte darauf bestanden, dass die Aussage in einem abgeschlossenen Büro in dem Krankenhaus gemacht werden sollte, in dem ihr Knöchel behandelt wurde. Vor der Tür waren zwei Marshals postiert. Mrs. VanAllen saß im Rollstuhl. Ich und ein weiterer Agent begleiteten sie. Der Anwalt schob ihren Rollstuhl.
Als wir aus dem Büro kamen und sie wieder in ihr Zimmer bringen wollten, tauchte wie aus dem Nichts ein junger Mann auf. Er zog dem ersten Marshal ein Rasiermesser über die Wange und schlitzte sie dabei auf. Als mein Kollege seine Waffe ziehen wollte, durchschnitt der junge Mann seine Kehle. Der Agent starb nur wenige Minuten später.
Mrs. VanAllen wurde blitzschnell, aber tödlich getroffen. Das Rasiermesser durchtrennte ihren Hals fast bis zur Wirbelsäule und von einem Ohr zum anderen. Es war ein grauenvoller Tod. Sie hatte noch Zeit zu begreifen, dass es mit ihr zu Ende ging. Der Junge starb direkt danach an einer Schusswunde.«
In den Nachrichten war gemeldet worden, dass ihn Hamilton zweimal in die Brust und einmal in den Kopf geschossen hatte.
»Es war ein Selbstmordattentat«, sagte Hamilton. »Ihm muss klar gewesen sein, dass er unmöglich entkommen konnte. Er hat mir keine Wahl gelassen.«
»Und er wurde noch nicht identifiziert?«
»Nein. Er hatte keinen Ausweis dabei, keinerlei persönliche Dokumente. Bisher wollte auch noch niemand seinen Leichnam abholen. Wir wissen nicht, in welcher Beziehung er zu Janice VanAllen stand. Wir haben nur sein Rasiermesser und eine Kette mit einem silbernen Kruzifix als Anhaltspunkt.«
Nach einem Moment des Schweigens stand Hamilton auf und gab damit zu verstehen, dass die Unterredung beendet war. Er reichte Stan die Hand. Dann nahm er Honors Hand zwischen seine. »Wie geht es eigentlich Ihrer Tochter?«
»Viel besser. Gott sei Dank kann sie sich an den ganzen Abend nicht erinnern. Aber sie redet ständig von Coburn und will wissen, wo er jetzt ist.« Beide verstummten verlegen, dann fuhr sie fort: »Und Tori wurde aus dem Krankenhaus entlassen. Wir haben sie zweimal besucht. Sie wird inzwischen in Mr. Wallaces Haus von zwei Krankenschwestern gepflegt.«
»Wie macht sie sich?«
»Sie macht ihnen das Leben zur Hölle«, kommentierte Stan trocken.
»Wirklich«, lachte Honor auf. »Und sie wird sich völlig erholen, was ein wahres Wunder ist. Einmal in seinem Leben hat Doral sein Ziel um Haaresbreite verfehlt.«
»Es freut mich, dass beide auf dem Weg der Besserung sind«, sagte Hamilton. »Und ich bewundere Sie für den unglaublichen Mut und die Tapferkeit, die Sie immer wieder bewiesen haben, Mrs. Gillette.«
»Danke.«
»Ich wünsche Ihnen und Ihrem kleinen Mädchen
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