Böses Herz: Thriller (German Edition)
nicht mitbekommen, was er da tat.
»Wenn Sie mir irgendwas über Eddie oder über seinen Tod erzählen können, dann tun Sie es … bitte«, sagte sie. »Sie verstehen doch bestimmt, warum ich das wissen muss.«
»Eigentlich nicht. Das macht ihn auch nicht lebendig. Wem wäre also damit geholfen?«
»Mir wäre damit geholfen. Wenn sein Tod, so wie Sie andeuten, kein Unfall war, dann will ich wissen, warum er sterben musste und wer dafür verantwortlich war.« Sie legte ihre Hand auf seine. Er hörte auf, den Strumpf um ihr Handgelenk zu wickeln. »Bitte.«
Ihre Augen leuchteten in den verschiedensten, ständig wechselnden Grüntönen. Das war ihm sofort aufgefallen, als sie draußen im Garten gestanden hatten und er ihr den Pistolenlauf in den Bauch gedrückt hatte. Im ersten Augenblick hatte sie die Augen vor Angst aufgerissen. Später hatte Zorn aus ihnen gesprüht. Jetzt glänzten Tränen darin. Und immer änderten sich die Farben.
Er senkte den Blick auf ihre Hände. Sie nahm ihre weg, ohne den Augenkontakt zu brechen. »Sie glauben nicht, dass Eddies Kollision ein Unfall war?«
Er zögerte und schüttelte schließlich den Kopf.
Sie atmete durch die Lippen aus. »Sie glauben, jemand hat den Zusammenstoß absichtlich verursacht und es wie einen Unfall aussehen lassen?«
Er sagte nichts.
Ihre Zunge fuhr über ihre Lippen. »Dass er umgebracht wurde, weil er etwas in seinem Besitz hatte?«
Er nickte. »Das jemand anderer haben wollte.«
»Etwas Wertvolles?«
»Jedenfalls glaubten das die Leute, die es haben wollten.«
Er beobachtete das Wechselspiel der Gefühle auf ihrem Gesicht, während sie seine Worte zu verarbeiten versuchte. Dann richtete sich ihr Blick wieder auf ihn. »Ist es auch für Sie wertvoll?«
Er nickte knapp.
»Wie zum Beispiel Bargeld?«
»Möglich. Aber das glaube ich nicht. Ich tippe eher auf die Kombination zu einem Schließfach. Die Nummer eines Bankkontos auf den Cayman Islands. Etwas in der Art.«
Sie schüttelte perplex den Kopf. »So was hat Eddie bestimmt nicht besessen. Es sei denn, er brauchte es als Beweismittel.«
»Oder …«
Endlich begriff sie, was er andeuten wollte, und wich angewidert zurück. »Eddie hat nichts Kriminelles getan. Das wollen Sie doch nicht im Ernst behaupten.«
Er erstickte ein Lachen. »Nein, natürlich nicht.«
»Eddie war so ehrlich, wie der Tag lang ist.«
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Jedenfalls hat er sich mit dem Falschen angelegt.«
»Wem?«
»Dem Bookkeeper.«
»Wem?«
»Kannte Eddie Sam Marset?«
»Ja, natürlich.«
»Warum ›natürlich‹?«
»Bevor wir heirateten, arbeitete Eddie aushilfsweise in Mr. Marsets Security.«
»An der Lagerhalle?«
»Überall auf dem Gelände.«
»Wie lange?«
»Ein paar Monate. Damals hatte es einige Einbruchsversuche und mehrere Fälle von Vandalismus gegeben, darum heuerte Mr. Marset Eddie an, nachts Patrouille zu gehen. Die Einbrüche hörten auf. Inzwischen hatte Mr. Marset gemerkt, dass ihm ein Wachmann Seelenfrieden verschaffte. Aber Eddie lehnte die angebotene Festanstellung ab.« Sie lächelte wehmütig. »Er wollte unbedingt Polizist sein.«
»Wie gut kannten Sie ihn?«
»Sam Marset? Nur entfernt. Er war in unserem Kirchenvorstand. Und wir arbeiteten einige Zeit gemeinsam in der Initiative für Denkmalschutz.«
»Kirchenvorstand, Denkmalschutz, leck mich doch.« Er schnaubte. »Der Mann war ein gieriger, skrupelloser Hurensohn.«
»Der es verdient hatte, durch einen Kopfschuss hingerichtet zu werden?«
Er zog eine Schulter hoch. »Schnell und schmerzlos.«
Die Bemerkung und der sachliche Tonfall schienen sie zu schockieren. Sie versuchte von ihm wegzukommen und erkannte erst in diesem Moment, dass ihr Handgelenk gefesselt war.
Honor wurde schwindlig, während sie an dem um ihr Handgelenk gewickelten Strumpf zerrte. »Machen Sie das wieder ab! Machen Sie das ab !«
Er packte die Hand, die panisch versuchte, den Strumpf zu lösen, und begann den anderen Strumpf darumzuwickeln. »Nein. Nein!« Sie schlug mit ihrer freien Hand nach seinen Armen, dann nach seinem Gesicht.
Er tauchte unter ihrem Schlag weg. Fluchend stieß er sie rückwärts aufs Bett und kniete im nächsten Moment über ihr. Mit einem Knie hielt er ihren linken Arm nieder, während er in Windeseile ihren rechten Arm an das Kopfende band.
Nur aus Angst, sie könnte Emily aufwecken, schrie sie sich nicht die Seele aus dem Leib. »Machen Sie mich los!«
Er dachte gar nicht daran. Stattdessen zog er auch
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