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Boeses mit Boesem

Boeses mit Boesem

Titel: Boeses mit Boesem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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Gebäuden verwenden wollen, doch das war unmöglich gewesen: Sie waren noch immer radioaktiv und würden es für lange Zeit bleiben.
    Die Gedenkstätte vor uns war improvisiert und erklärte nicht, für welche Tragödie sie stand. »Was ist das?«, fragte ich.
    »Das sind die Verschwundenen«, erklärte Cal. »Jeder auf dieser Wand ist verschollen. Ohne eine Leiche oder eine Erklärung zu hinterlassen.« Unter jedem Foto standen ein Name, eine Kontaktadresse und das Datum, an dem der Verschwundene zum letzten Mal gesehen worden war. Auf dem Boden standen Kerzen zwischen Gedichten und ein paar Teddybären. »Eines Tages sind sie ans Ende der Welt gekommen und einfach weitergegangen.«
    |153| »Oder sie wurden gestoßen«, sagte Jack.
    Ich wusste nicht, warum sie mir das zeigten, aber mir war klar, dass mir die Antwort nicht gefallen würde. »Ich habe schon einen Fall«, sagte ich.
    Cal reichte mir einen tragbaren Videoplayer. Ich sah die fünfzehn Zentimeter breite Aufnahme einer Wüste, die überall sein konnte. Zehn Araber knieten mit verbundenen Augen, die Hände mit Isolierband auf dem Rücken gefesselt, vor einem flachen Graben. Manche waren still; der Rest weinte, betete oder versuchte, beides gleichzeitig zu tun. Hinter ihnen standen zehn Männer in Tarnuniformen, die in der Wüstensonne Sturmhauben trugen. Jeder hielt eine Pistole in der Hand, ihre Körper waren erwartungsvoll angespannt. Ein Mann stand etwas abseits. Er war wie die anderen gekleidet, trug aber eine Militärkappe und ein Taschentuch vor dem Gesicht. Die Haltung der anderen ließ deutlich erkennen, dass er das Kommando hatte.
    Der Anführer sprach, aber die Tonqualität war zu schlecht, um etwas zu verstehen. Einige der Männer riefen etwas. Der Anführer hob die Hand. Er ließ sie fallen. Bevor sie unten angekommen war, waren zehn Männer tot. Die Männer mit den Sturmhauben steckten ihre Waffen ins Halfter und wälzten die Leichen, die nicht bereits hineingefallen waren, in den Graben. Die wackelige Kamera zoomte den Anführer gerade in dem Moment heran, als er sein Taschentuch abnahm und sich die Stirn wischte.
    »Was hat das mit Isaac zu tun?«, fragte ich.
    »Erkennen Sie den Anführer?«, fragte Jack.
    Die fremde Sonne hatte seine Haut zu einem tiefen Braun verschmort und die Pubertät hatte auf jeder Wange eine Reihe von Aknenarben hinterlassen. Ich hatte die Gelegenheit gehabt, seine Augen zu studieren, während ich versuchte, ihn niederzustarren. Sie waren von einem so blassen Blau, dass sie beinahe grau wirkten, und sie bedrängten die Nase in der |154| Mitte. All das konnte ich allerdings nicht auf der körnigen Aufnahme erkennen, die ich vor Augen hatte; der ungefähre Umriss seines Gesichts hatte schon genügt, um in meinem Kopf ein Bild hervorzurufen, das ich gern weniger vollständig gehabt hätte.
    »Er heißt Peter Stonebridge«, sagte ich. »Er war der Spezialeinheit Siebzehn angegliedert, als ich ihn in Teheran kennengelernt habe. Stonebridge war theoretisch ein Angestellter des Nachrichtendienstes Janus, aber in Wirklichkeit hat er für Glass gearbeitet.« Das taten wir alle. »Hat Stonebridge diese Männer auf Glass’ Befehl hin exekutiert?«
    »Bestimmt haben Sie die Gerüchte gehört«, sagte Cal. »General Glass waren geheime Erschießungskommandos unterstellt, als er die Expeditionstruppen im Heiligen Land kommandierte. Sie hießen auch Bürgerselbstverteidigungstruppen und hatten noch viele andere Namen, aber nur wenige ihrer Angehörigen waren tatsächlich Siedler. Die Offiziere waren zum größten Teil Spezialeinheit-Siebzehn-Leute, die Glass mitgebracht hatte. Die Fußsoldaten warb er beim Abschaum der Menschheit an und sie kamen in Scharen.«
    »Das hätte die Armee nicht erlaubt.«
    »Sie wusste nicht Bescheid. Die Bürgerselbstverteidigungstruppen waren eine legitime Organisation, bevor sie in Glass’ Hände fielen. Der flog seine Gangster als Arbeiter verkleidet auf den amerikanischen Militärstützpunkten ein. Weder der amerikanische Kommandostab noch die israelischen Verteidigungsstreitkräfte wussten auch nur, dass sie im Land waren.«
    »Ich wette, die Israelis waren begeistert, als sie es herausfanden.«
    »Sie sind völlig ausgeflippt. Es war schon schlimm genug, dass eine bewaffnete Miliz im Land herumrannte, aber durch palästinensische Racheakte für Glass’ Vorgehen kamen israelische Soldaten und Zivilisten ums Leben. Deswegen ist |155| er so rasch aus dem Dienst ausgeschieden und arbeitet jetzt

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