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Boeses mit Boesem

Boeses mit Boesem

Titel: Boeses mit Boesem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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Regalen, all die kleinen Objekte, die ich vor einer Stunde so intensiv untersucht hatte. Ich kannte jeden Wasserflecken an den Wänden und jeden Kratzer auf dem Boden. Fayes Wohnung fühlte sich langsam wie ein Zuhause an, und das machte mir Sorgen.

|266| 14
    Ich ließ Faye zwei Stunden schlafen, bevor ich mich verabschiedete. Auf der Subway-Fahrt nach Hause hatte ich eine Menge, worüber ich nachdenken konnte. Ich warf mir erneut vor, dass ich Informationen vor ihr zurückgehalten hatte. Hin und wieder hatte ich Klienten eine harmlose Lüge erzählt, aber das kam selten vor. Die Leute kamen zu mir, weil sie die hässliche Wahrheit wissen wollten, über ihre Angestellten oder ihre Ehe, und ich neigte normalerweise dazu, sie ihnen zu verraten. Hätten sie in glücklicher Unwissenheit leben wollen, hätten sie nicht zum Hörer gegriffen. Ich konnte Faye ebenso wenig vor dem beschützen, was auf sie zukam, wie ich den Hudson dazu bringen konnte, aufwärtszufließen, aber trotzdem war ich nicht fähig, ihr die Wahrheit zu sagen.
    Als ich zu Hause ankam, fand ich meine Tür angelehnt vor. Ich zog meine Pistole und stieß die Tür auf.
    Mein Büro war verwüstet. Ich schaute in die beiden anderen Zimmer. Welcher Tornado auch immer hier gewütet hatte, er war längst weg. Falls Stonebridge auf der Suche nach Glass’ Mitteilung gewesen war, war er enttäuscht worden. Ich bewahrte das Tagebuch und die Fotos der vergrößerten Mikropunkte am Körper auf.
    Der Hausverwalter des Gebäudes, Tony Kankaredes, steckte den Kopf zur Tür herein. Er besah sich die Szene einen Moment lang, bevor er den Mund aufmachte.
    |267| »Renovieren Sie?«
    »Etwas in der Art.«
    Tony gefiel die Antwort nicht, aber bei einer anderen hätte er genauso finster geschaut. Die gesellige Natur, die Gott Tony vorenthalten hatte, war ihm zehnfach durch Körperbehaarung ausgeglichen worden, wobei sein Kopf kahl geblieben war, um daran zu erinnern, wie seine Haut aussah.
    »Es ist eine   … Juxtaposition zu Ihrer bisherigen Einrichtung. Ich habe ein Päckchen für Sie«, sagte er und reichte mir einen Karton, der etwa so groß war wie sein Kopf.
    »Wann ist das eingetroffen?«, fragte ich und versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, dass ich darüber nachdachte, wie viel Plastiksprengstoff dort hineinpassen mochte.
    »Gestern.«
    »Gestern? Und wann wollten Sie mir davon erzählen?«
    »Wann immer ich dazu komme«, antwortete Tony. »Der Grund, aus dem ich heute dazu komme   …« Tony ließ sich Zeit. »Ist, dass sich unten jemand beschwert hat.«
    Tony und ich hatten, was man eine angespannte Beziehung nennen konnte. Er mochte die komischen Vögel nicht, die zu den unmöglichsten Zeiten an meine Tür klopften, aber ich nannte sie Klienten. Im Laufe der Jahre hatte es ein paar Beschwerden wegen Lärm gegeben, meistens weil jemand versucht hatte, mir die Knochen zu brechen. Sosehr ich ihm auch missfiel, Tony hatte nie versucht, mich aus der Wohnung werfen zu lassen. Eine Wohnungsräumung konnte in New York eine langwierige Angelegenheit sein, und ich hatte ihm seinen Glauben an Wunder zurückgegeben, als ich die Miete für ein ganzes Jahr im Voraus zahlte, was ich dem FBI zu verdanken hatte.
    »Ich war heute Nachmittag nicht einmal da   …«
    »Nun, sagen Sie den Leuten, die bei Ihnen renovieren, Sie sollen ein bisschen auf den Lärm achten. Mrs Kreznick von |268| unten hat mir gesagt, es hätte geklungen, als würde jemand die Wohnung demolieren.«
    Mrs Kreznick lag gar nicht so falsch. Die Schubladen meines Schreibtischs waren ausgekippt worden, die Schränke leer geräumt, und alles war in der Mitte des Zimmers zu einem Haufen aufgetürmt worden. Mein Stuhl war das Opfer einer fiesen Messerattacke geworden und das Polster quoll aus sechs Stichwunden. Mein Fernseher, der Computer und alle meine neuen Spielsachen waren weg. Nur ein wildes Tier wäre weniger subtil vorgegangen.
    »Hören Sie«, sagte Tony. »Sie sind doch ein Profi, oder? Ich auch. Mein Beruf ist es, dafür zu sorgen, dass das Haus sauber ist, der Müll rausgebracht wird und die Mieter sich nicht gegenseitig an die Kehle gehen. Jetzt juxtapositionieren Sie das mal mit Ihrem Beruf   … tatsächlich begreife ich immer noch nicht recht, was Sie eigentlich machen.«
    »Ich bin ein Privat–«
    Tony winkte ab. »Das ist im Moment ohne Bedeutung. Worauf ich hinauswill, ist, dass Sie mir meinen Beruf schwer machen, okay?«
    »Warnung kapiert«, antwortete ich.
    In all den Jahren, in denen

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