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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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unterlaufen waren.
    Den Anspannungen, die ich nach dem Lesen der Hefte in mir fühlte, konnte ich nicht entfliehen. Eine innere Unruhe drängte mich, Elke zu besuchen. Ich bereitete mir noch ein Schnellgericht zu, und als es fertig war, dudelte das Telefon.
    Ich rannte in den Korridor. Gregor war es, der meine Nerven strapazierte.
    »Hajo«, sagte er ohne Vorrede, »ich habe mir die Sache noch mal durch den Kopf gehen lassen. Mir ist nicht bekannt, ob die Staatsanwaltschaft bereits in Wartestellung sitzt oder ohne Argwohn unsere nicht zu beweisenden Angriffe gegen Anonyme hinnehmen wird. Deswegen habe ich Kommissar Feenwegen für sechzehn Uhr zu mir gebeten und möchte, dass auch du an dem Treffen teilnimmst. Van Aaken hat bereits zugesagt.«
    »Na ja«, sagte ich nur und zögerte. Ich dachte an Elke, die ich aufsuchen wollte.
    »Was hast du, Hajo?«, fragte Gregor.
    »Ich komme«, sagte ich entschlossen, legte das Telefon erst gar nicht auf die Station und rief Elke an. Das monotone Summen ging mir auf die Nerven.
    »Hier Schaverding«, klang mir eine Frauenstimme entgegen.
    »Beruto, Oberstudienrat Beruto«, sagte ich und hoffte, dass mein Titel als Eisbrecher dienlich war. Ich horchte in die Muschel. Frau Schaverding schwankte wahrscheinlich zwischen Einhängen und Lügen. Deshalb unterbrach ich die Stille. »Frau Schaverding, die Kriminalpolizei recherchiert im Fall Enno. Ich muss Elke dringend sprechen!«
    Was Frau Schaverding umstimmte, weiß ich nicht, doch sie sagte: »Moment.«
    Elke meldete sich, und ich vernahm ihren raschen Atem.
    »Du?«, fragte sie.
    »Elke, hör zu«, sagte ich, »mir war jeder Trick recht, dich zu sprechen. Ich komme heute Abend gegen sieben.«
    Elke antwortete: »Es wird auch höchste Zeit, denn auch ich muss einiges loswerden. Tschüss.«
    Ich saß für Minuten still vor dem Telefon, suchte den Zusammenhang, schritt dann in die Küche, nahm das Gekochte zu mir und kümmerte mich anschließend um den Abwasch.
    »Die Herren sind bereits versammelt«, sagte das Büromädchen mit süßem Lächeln und wies auf das Zimmer.
    Gregor schob mir einen der antiken Sessel zu. Ich begrüßte van Aaken und den Kriminalbeamten. Während Gregor sich seine Pfeife stopfte, sagte er: »Meine Herren, der tragische Selbstmord des Schülers Enno Warfenknecht hat uns alle tief erschüttert. Seine Motive werden für uns nicht länger rätselhaft bleiben, falls wir die mir anonym zugesandten Aufzeichnungen zum Reden bringen können.« Er wies auf die Hefte, die auf dem Tisch lagen. »Herr van Aaken, ich habe Sie gebeten, an diesem Gespräch teilzunehmen, da Sie die Gemeinde Upplewarf betreuen und die Selbstmörder auch persönlich kannten. An Sie möchte ich die erste Frage richten.«
    Gregor nahm die Hefte auf.
    »Kommt es Ihnen nicht recht seltsam vor, dass die drei jungen Männer Ihrer Gemeinde zum einen kriminell geworden sind und anderseits bei einem hohen Intelligenzgrad auf ihre Festnahme mit dem Freitod reagiert haben?«
    Ich beobachtete Feenwegen. Seine Brauen zogen sich zusammen.
    Der Pfarrer neigte sich leicht vor.
    »Herr Anwalt, als Seelsorger der Gemeinde spende ich Trost und unterwerfe mich Gottes Willen. Vorwürfe an die Verschiedenen sind mir nicht gestattet. Verdächtigungen auszusprechen verbietet mir mein Amt. Allerdings vermute ich für meinen Teil, dass die Jungen etwas mit in den Tod nahmen, das ihnen heiliger erschien als Gottes Wort, das ihnen untersagte, Hand an sich zu legen.«
    Der Kommissar saß gespannt in seinem Sessel.
    Gregor wandte sich an mich.
    »Hajo, du hattest zu deinen Schülern immer einen guten Kontakt. Du kanntest Enno Warfenknecht besser als wir. Dich wollte er sprechen, damit drückte er sein Vertrauen zu dir aus. Und vor deinen Augen erschoss er sich.«
    Ich antwortete: »Ich neige zu der Ansicht, dass Herr van Aaken die Richtung gefunden haben muss, denn Enno besaß alles, was junge Menschen sonst anstreben. Hinzu kam, dass er gute Chancen hatte, Zehnkampfmeister zu werden. Ein größeres Ziel, das wir nicht kennen, muss er über alles andere gesetzt haben. Das zu finden würde uns vielleicht Klarheit bringen. Ach, da fällt mir noch ein ...« Ich nahm dem Kriminalbeamten das Wort, der gerade etwas sagen wollte. »Als ich nach dem Selbstmord nach Upplewarf fuhr, um Elke Schaverding, seine Freundin, zu besuchen, wies mir ein geschwätziger Altknecht den Weg. Er kannte sowohl Elke als auch Enno Warfenknecht von Kindheit an. Im Gespräch deutete er an, dass er Enno

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