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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Birkenhains losgehen, um hier an der Scheune zu landen.«
    »Na und?«, fragte ich. »Was stört dich daran?«
    So, als wäre er beleidigt, antwortete er: »Weil die jungen Männer des Winkelzimmers dort mit Fackeln irgendwo verschwinden, aber nicht hier ankommen.« Hartwig stieß mich an.
    Ich sah jetzt die Lichterkette der Autoscheinwerfer und vernahm das Brummen der Motoren. Ich bin nicht Soldat gewesen, hatte aber plötzlich den Eindruck, als säße ich als Beobachter vor einer feindlichen Stellung.
    Schlagartig erloschen die Lichter vor Gut Birkenhain.
    »Jetzt müssen sie gleich kommen«, sagte van Aaken.
    Ich spürte seine innere Anspannung, die sich wie Elektrizität auf mich übertrug. Am Rand des Moores funkelten Lichter auf, die schwankend über den Boden zu hüpfen schienen. Ich dachte an das »eins, zwei – eins, zwei ...« im Dorfkrug.
    Es war anstrengend, die kleinen Lichter in der Dunkelheit zu verfolgen. Mich verwunderte Hartwigs Ansinnen, als er sagte: »Wir schleichen uns an!«
    Sprachlos starrte ich ihn an. Warum sollte ich als Oberstudienrat kurz vor Mitternacht unter einem dunklen, mondlosen Himmel durch ein mir fremdes Moor kriechen?
    »Wir sind es Gregor schuldig«, sagte Hartwig und verließ entschlossen das Scheunengrundstück. Sein christliches Gewissen hätte ihm Einhalt gebieten müssen, wenn er auch nur im Geringsten meine Angst gespürt hätte.
    Ich schritt hinter ihm her und fühlte nach wenigen Metern den weichen, federnden Boden unter meinen Füßen. Ich war vorher nie in einem Moor gewesen, und der Gedanke, dass sich jede Sekunde eine erschreckte Schlange in meinen Füßen verbeißen könnte, trieb mir den Schweiß aus den Poren.
    Die Lichter zogen sich von links wie an einer Schnur entlang in unser Blickfeld. Der Boden war feucht. Wir kamen nur langsam auf dem weichen Gelände vorwärts, da dicke Grasbüschel uns ständig im Wege standen, an denen vorbei unsere Schuhe im schlammigen Moor eintauchten.
    Van Aaken blieb stehen. »Da, siehst du?«, sagte er. »Sie gehen weiter, obwohl dort kein Weiterkommen möglich ist. Sie müssten jetzt für ewig im Moor verschwinden.« Er starrte nach vorn. Die Lichter verschwanden aber nicht. Sie entfernten sich von uns im rechten Winkel.
    Entschlossen stolperten wir weiter, während sich die Männer auf dem Weg ins Moor entfernten. Schließlich entschwanden die Lichter, während der Boden unter unseren Füßen feucht und matschig war. Ich hatte das Gefühl, als watschelte ich durch Morast. Und so war es auch. Ich fühlte die Nässe, die durch mein Schuhwerk drang und den Sog, wenn ich meine Füße hob.
    Hartwig blieb stehen. Er beugte sich vor und hielt die Hand abschirmend auf den Kopf seiner Taschenlampe. Ich sah die Fußabdrücke auf den Rändern der wässrigen Pampe. Es war, als hallten gedämpfte Schüsse aus der Weite des Donnermoors zu uns, die nicht laut waren, sondern mehr an die Knallplätzchen kleiner Kinderrevolver erinnerten.
    »Nichts!«, sagte er.
    Wir traten den Rückweg an. Wir stolperten und schwiegen. Ich hatte das Gefühl, als säße zwischen meinen Schuhen und den Socken eine Quarkschicht. Die Angst vor Schlangen trieb mich an.
    Erschöpft vom Moorausflug setzten wir uns schließlich wieder in den Golf. Ich steuerte meinen Wagen auf die Dorfstraße, und wir hatten nur ein Ziel, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen.
    Frau van Aaken und Elke empfingen uns mit sorgenvollen Gesichtern.
    »Bring die Salate, Elke«, sagte ich, »wir trinken noch einen, denn die van Aakens übernachten heute bei uns.« Ich sah, wie der Pfarrer nickte.

7
    Mein Besuch in Gregors Kanzlei weckte traurige Gefühle in mir. Die wenigen Tage hatten dem Schwiegersohn gereicht, das Büro seinen Vorstellungen entsprechend umzuorganisieren. Der Raum, in dem die flotten Mädchen den Klienten Hektik und Lebendigkeit vorgeführt hatten, stand jetzt voller Aktenschränke, und hinter einem Schreibtisch mit moderner Telefonanlage saß nur eine, allerdings sehr gut aussehende Dame, die um ihre Schönheit wusste und mit kühlem Charme die Besucher an den kleinen runden Tisch verwies, auf dem das breite Angebot der Lesemappen lag – vom »Spiegel« bis hin zu den Wochenblättern, die mit raffiniert abgebildeten nackten Frauenkörpern ihre Leserschaft suchten.
    Die Dame kannte mich nicht und wies mir den Stuhl vor dem ausgebreiteten Lesematerial an. Ich griff in die Mappen und wartete auf den Wink der Schönheit, die beschäftigt vor einem aufgeschlagenen

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