Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman
einen Filmstreifen angehalten und ihn wieder weiterlaufen lassen.
Der Wirt stellte das Glas ab und griff nach einem leeren. Ich vernahm die schweren Schritte der Wirtin hinter meinem Rücken. Der Skatspieler schlug seine Trümpfe auf den Holztisch, und ich bemerkte einige neugierige Gesichter, die um die Ecke der Trennwand blickten, die das Winkelzimmer abgrenzte. Schlagartig erstarben dort die Gespräche.
Wir rauchten. Die Wirtin stand verlegen hinter dem Tresen. Mit dem Pastor wollte sie sich nicht anlegen, während sie mir ihre Abneigung deutlich zum Ausdruck brachte.
Ich verließ den Barhocker und schlenderte mit glimmernder Zigarette an den zum Karree geformten Tischen vorbei durch das Winkelzimmer. Die Männer schwiegen. Ich spürte ihre Abneigung. Mein Blick war geradeaus gerichtet auf die plumpe Ausgangstür. Bildete ich mir die Feindschaft nur ein?
Plötzlich spürte ich eine aufkommende Angst. Der Flur, der zur Toilette im Anbau führte, lag ohne Licht vor mir. Ich drückte hastig den Schalter und warf meine Zigarette weg, als ich mich der Klotür näherte. Sie wurde vor mir aufgestoßen.
Ein kräftiger junger Mann starrte mich für Sekunden drohend an. Mir liefen Kälteschauer über den Rücken. Ich blieb irritiert stehen und entschloss mich, alle Kräfte zur Selbstverteidigung zu mobilisieren. Meine Hände ballten sich zu Fäusten.
Ich sah den geringschätzigen Blick in dem breiten Gesicht, das nur von landwirtschaftlichen Arbeiten seine herben Züge empfangen haben konnte. Mit einem verächtlichen Grinsen wandte der Mann sich ab, und ich hörte, wie er die Tür zum Lokal hart hinter sich in die Angeln warf.
Ich horchte. Lautes Gelächter setzte im Winkelzimmer ein. Hatte das mit mir zu tun?, fragte ich mich, während ich an das Pinkelbecken trat und nur das Geräusch meines Strahls vernahm. Nur nicht einschüchtern lassen, Hajo!, befahl ich mir selbst.
Vor dem Spiegel entdeckte ich in meinem Gesicht einen Zug der Entschlossenheit. Hastig verließ ich das Örtchen. Mit Elan drückte ich die Tür zum Winkelzimmer auf und betrat gelassen den Raum.
Die Männer an den Tischen unterbrachen ihre Gespräche. Die meisten von ihnen waren jung. Nur wenige, wie ich bei einem blitzschnellen Rundblick erkannte, waren in meinem Alter. Ich wagte es nicht, sie einzeln anzuschauen, und heftete meinen Blick auf den Boden. Zu meiner Überraschung entdeckte ich, dass ihre zur Entspannung ausgestreckten Füße in festen, halbhohen Stiefeln steckten.
Keine witzige oder aggressive Bemerkung unterbrach die unheimliche Stille. Ich atmete auf, als ich neben dem Pfarrer am Tresen Platz nahm. Er hatte ein Lächeln aufgesetzt, als sei er der glücklichste Mensch von Upplewarf. Vor ihm stand das Bier. Er rauchte eine Zigarette, und ich bemerkte den kleinen Schatten, der in sein Gesicht zog, als er mich sah.
»Prost, Oberstudienrat«, sagte er überlaut und hob sein halb volles Glas an. Sein kräftiger Körper, den er mit dem Ellbogen auf dem Tresen abstützte, signalisierte mir ein Gefühl der Sicherheit.
Van Aaken reichte mir seine Zigarettenpackung. Sein Feuerzeug lag griffbereit zwischen seinen Fingern.
»Mein Freund, nun habe ich dich überzeugen können, dass mich mein Pfarramt in dieser Gemeinde glücklich und zufrieden stimmt. Meine Frau unterrichtet an der hiesigen Schule, sodass kein Gemeindeglied, selbst die Jüngsten, zu kurz kommen.«
Mir war klar, warum van Aaken mich geduzt hatte, und ich beobachtete, wie die Skatspieler uns im Auge behielten.
»Ich freue mich auf deinen Unterrichtsbesuch bei mir am Gymnasium«, sagte ich, »denn auch meine Arbeit mit der oft zu viel gescholtenen Jugend wird dir gefallen. In meiner Klasse habe ich weder Probleme mit Haschisch oder Hartdrogen noch mit Links- oder Rechtsradikalen.«
Der Pfarrer hob sein Bierglas hoch. »Prost, Hajo!«, sagte er, und auch ich langte zum Pils und antwortete: »Prost, Hartwig!«
Er und ich tranken die Gläser bis zur Neige, schoben sie der erstaunten Wirtin über den Tresen zu, während Hartwig fordernd sagte: »Wir trinken noch zwei Pils!«
Ich näherte unbemerkt meinen Kopf seinem Ohr. »Sie tragen Springerstiefel!«, flüsterte ich.
Hartwig nickte, und ich sah zu meiner Überraschung, dass er bereits nicht mehr auf dem Barhocker saß, sondern neben mir stand und sich langsam entfernte, um das Winkelzimmer zu betreten, aus dem lebhaftes Stimmengewirr drang. Gelassen blieb ich auf meinem Stuhl sitzen. Erst jetzt bemerkte ich die große
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