Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman
Beweise mehr entlocken. Es bleibt alles mysteriös.«
»Steht denn absolut fest, dass Gregor durch die Anwendung von Gewalt verstorben ist?«, fragte ich.
Feenwegen sagte: »Ich gehe davon aus. Aber der Chefarzt benötigt die kollegiale Hilfe der Gerichtsmediziner, um ganz sicher zu sein. Auf die Antwort müssen wir noch warten!«
Feenwegen trank den Tee, stand auf, bedankte sich und sagte: »Halten Sie die Ohren steif. Ich melde mich wieder, wenn wir weiterkommen sollten.«
Ich begleitete den Kommissar zur Haustür.
»Tschüss«, sagte er und schlenderte davon.
Der Himmel blieb blau. Aber in meinen Gedanken sah ich störende Wolken, die finster aufzogen.
»War es Mord?«, fragte Elke, als sie mir die Tür aufhielt.
»Ja«, sagte ich.
Elke kam von der Fachhochschule. Sie stöhnte über den zu hohen Schwierigkeitsgrad der Klausur in Volkswirtschaftslehre und drückte mir eine Doppelkarte in die Hand. In ihren Augen saß die Neugierde. Meine Finger betasteten das teure Papier. Ich schlug die Karte auf und las:
Anlässlich meines 60sten Geburtstages bitte ich um die Ehre,
mich und meine Gattin am 15. 05. 2002 um 20 Uhr
ungezwungen zu besuchen.
Graf von Birkenhain –
Gesine von Birkenhain geb. van Benedikt
Die Zeilen waren in einem zarten Grün auf beigem Untergrund gedruckt. Auf der Deckseite saß das Wappen. Es zeigte Birkenstämme, vor denen Löwen in Duckstellung saßen, während eine Taube friedlich ihre Flügel ausstreckte.
Elke wartete lächelnd auf meine Meinung. »Gehen wir hin?«, fragte sie.
Ist es erneut ein Zufall? Oder steckt System dahinter?, fragte ich mich und zögerte mit meiner Antwort.
Elke trug noch den Anorak und saß in ihren weißen Jeans lässig im Sessel.
Entschlossen sagte ich: »Elke, demnach gehören wir zur Prominenz.«
Sie sprang auf und küsste mich. »Ich freue mich!«, sagte sie, und ich verstand sie, denn schließlich hatte sie ein gutes Verhältnis zu ihren Nachbarn.
Ich drückte Elke in den Sessel.
»Auch ich habe eine Überraschung für dich«, sagte ich und holte aus meinem Schreibtisch den Brief, den ich am Mittag im Postfach vorgefunden hatte. Ich entnahm dem Umschlag das Schreiben und las:
Sehr geehrter Herr Beruto,
wir haben die Buchung des Ferienobjektes, Hütte 2/27 Nr. 7322, für die Zeit vom 17. 06. bis 15. 07. 2002 für Sie reserviert. Ein Rücktritt ist nur noch mit einer Kostenerstattung von 25% möglich.
Ebenso haben wir auf der »Finnjet« für die Hinreise ab Travemünde am 16. 06. 02 und für die Rückfahrt am 16. 07. 02 ab Helsinki für zwei Personen eine A-Kabine reservieren lassen. Wir bitten um eine Anzahlung 2200,00 €.
Mit freundlichen Grüßen
Elke sah mich an. Sie studierte Wirtschaft, und die genannte Summe kam ihr hoch vor.
»Jetzt, wo Gregor tot ist, musst du tatsächlich auch für ihn bezahlen?«, fragte sie.
»Geld ist nicht alles«, sagte ich, »denn du fährst an Gregors Stelle mit!«
Elke schaute mich eine Weile unsicher an. Dann sprang sie auf, küsste mich und sagte nur »Toll!«
Ich konnte ihre Freude verstehen, denn sie hatte über den engen Radius unserer Heimat hinaus noch keinen Schritt gesetzt. Die Aussicht, mit mir in dem für sie fernen Finnland einen vierwöchigen Urlaub zu verleben, trieb ihre Gedanken aus der kleinen Alltagswelt hinaus in vorher nicht gekannte Fantasiebilder.
Sie verließ mich, und ich hörte, wie sie in der Küche mit dem Geschirr klapperte.
Auch mich stimmte der Urlaubsgedanke froh. Ich lehnte mich entspannt in den Sessel und wartete. Ich war kein Neuling, was die Reise in das herrliche Finnland anbelangte. Vor verschlossenen Augen sah ich die riesigen Wälder vor mir, spazierte an einsamen Seeufern entlang, die kein Ende fanden.
Elke riss mich aus meinen Träumen, als sie mir den Tee servierte. Sie schritt an mein Bücherregal und griff nach dem dicken Atlas.
»In der letzten Schublade meines Schreibtisches liegen die Prospekte und eine Finnlandkarte«, sagte ich.
Der Graf feierte seinen Geburtstag an einem Samstagabend. Ich hatte mit Elke vereinbart, dass ich über Nacht bei ihr auf dem Fehntjer-Hof blieb. Ihre Eltern waren ebenfalls eingeladen. Den Vorschlag von Elkes Vater, Elke und mich in seinem Wagen mitzunehmen, lehnte ich ab. Ich wusste nicht, was auf mich zukam und wollte selbst den Zeitpunkt unserer An- und Abreise bestimmen.
Als ich am späten Nachmittag vor meinem Schlafzimmerschrank die Garderobenfrage klären wollte, stand ich einige Minuten unentschlossen vor der
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