Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman
unvergessenen Stunden in Elkes Zimmer oder bei mir zu Hause.
Der schnell um sich greifende Frühling verlängerte die Tage und lockte uns mehr denn je hinaus ins grüne Vorland. Wir befanden uns bereits im Mai. In Norddeutschland verwöhnte uns eine helle, grelle Sonne vom blauen Himmel mit einem Vorgeschmack auf den Sommer. Wir schlenderten über den Deich, und alles um uns war einfach und schön. Die zarten Gänseblumen und das Gelb der Löwenzahnblüten fanden unsere Bewunderung. Das ewig gehende und kommende Meer verwob sich in unsere Träume.
Als wir uns mit großem Teedurst meiner Wohnung näherten, schritt uns Kommissar Feenwegen lächelnd entgegen.
»Lange nicht mehr gesehen«, sagte er und reichte uns jovial die Hand.
Der Kommissar kam mir ungelegen. Elke und ich hatten die Vergangenheit von uns geschoben, und nun stand er vor uns und rührte allein durch seine Anwesenheit an vernarbten Wunden.
»So ein Zufall«, sagte ich nur und nahm Elke an die Hand, um ihn einfach stehen zu lassen.
»Das Gegenteil trifft zu«, sagte er und grinste.
Ich schaute ihn fragend an.
Feenwegen nickte.
»Gut, kommen Sie mit zu einem Tee«, sagte ich.
Ich ging voraus und öffnete die Tür. Dankbar schaute ich Elke an, denn das Zimmer lag aufgeräumt vor uns. Während Elke in die Küche ging, wies ich dem Kommissar einen Platz im Wohnzimmer an.
»Herr Kommissar, jetzt bekommen Sie nicht einfach einen Tee, sondern etwas Besonderes. Elke hat das Wasser vom Fehntjer-Hof mitgebracht. Es kommt aus der Zisterne, denn sie behauptet, dass unser Stadtwasser den Teeblättchen den Geschmack entziehen würde.«
Der Kommissar grinste. »In Upplewarf ist alles anders. Es liegt bereits in Friesland«, sagte er.
»Das hört Elke gern«, antwortete ich.
Feenwegen richtete sich auf. »Wir sind unseren Verdachtsmomenten nachgegangen, mussten die Ermittlungen allerdings, was die jungen Männer betrifft, erfolglos einstellen.«
Der Kommissar schwieg und betrachtete mich.
»Auch van Aaken und ich vermuteten bereits das Ergebnis«, sagte ich froh, da auch ich gern ohne Konflikte leben wollte. Mich irritierte es, dass er in sein kantiges Gesicht Falten setzte.
»Nicht so voreilig«, sagte er und blickte in Richtung Küche. »Ich möchte, dass Ihre Freundin am Gespräch teilnimmt.«
Ich nahm ihm nicht übel, dass er Freundin sagte, denn es war der Kripo mit Sicherheit nicht entgangen, dass Elke und ich unzertrennlich wirkten, da wir für sie keine Randfiguren waren.
Wir ließen Elke Zeit, den Tee aus dem weichen Regenwasser zuzubereiten. Schließlich stellte Elke strahlend den Kluntjebecher, das Sahnetöpfchen, Stövchen und die Teekanne auf den Couchtisch und verteilte die Tassen. Sie setzte sich zu uns an den Tisch.
Nun musste Feenwegen kommen. Was hatte er vorzubringen?
»Der Leichnam Gregors, der Ihr Freund war, fand im Krankenhaus aufgrund seiner Betagtheit keine sonderliche Beachtung«, begann Feenwegen gedehnt. »Die Untersuchung bestätigte die mögliche abrupte Unterbrechung des Kreislaufes, obwohl keine Anzeichen für einen Infarkt vorlagen. Meinem Druck auf den Staatsanwalt ist es zu verdanken, dass sich der Chefchirurg die Untersuchungsunterlagen auf seinem Schreibtisch etwas genauer angesehen hat. Das Ergebnis ist verblüffend. Der Professor schließt Gewaltanwendung nicht aus und weist auf einige seltsam platzierte Prellungen hin, die nicht von seinem Sturz herführen können.«
Fassungslos hatte ich zugehört. Impulsiv sagte ich: »Also doch die Eins-Zwei-Bande.«
Feenwegen blickte auf.
»Welche Bande?«, fragte er.
Ich berichtete von meinen Besuchen im Winkelzimmer des Dorfkrugs und schilderte den Fackelmarsch von Ennos Grab, den die Truppe im »Eins-Zwei-Takt« zum Dorfkrug zurückgelegt hatte.
Eine innere Stimme warnte mich, und ich verschwieg ihm die Beobachtungen, die Hartwig und ich im Donnermoor gemacht hatten.
In Elkes Gesicht stiegen Schatten. »Herr Kommissar, das muss nicht unbedingt mit dem Geschehen um Gregors Tod im Zusammenhang stehen«, sagte sie unruhig, »schließlich gehören die Männer zum Schützenverein von Upplewarf. Enno war ebenfalls Mitglied.«
Ich konnte Elke verstehen. Sie versuchte den Kommissar abzulenken, weil sie eine Angst verspürte, die ihren Frieden bedrohte.
Der Kommissar nickte ernst. Er trank den Tee, lobte seine Qualität und sagte: »Gregor hatte es zu eilig. Nach dem Besuch beim Staatsanwalt hat er sein Testament geändert. Nun können wir seiner versenkten Asche keine
Weitere Kostenlose Bücher