Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman
lässt deine Klamotten fallen, deponierst sie in einem Schrank, stolzierst dann mit dem Gefühl, frei zu sein von allem, was dich bedrückt, zur Dusche und setzt dich in den Schwitzkasten. Danach ziehst du deinen hübschen Bikini an, um zu verdecken, was nur meine männlichen Augen unbedeckt bewundern dürfen, und schreitest zum Swimmingpool. Dort stehe ich und warte, ebenfalls verdeckt haltend, was ich außer dir keiner anderen Frau zumuten möchte. Wir tauchen dann gemeinsam ins kalte Wasser.«
»Alter Spötter!«, sagte sie, als wir die Kabine verließen.
Der Aufzug brachte uns nach unten. Elke tat, wie ich ihr empfohlen hatte, und konnte die Sauna nicht aufhören zu loben. Wir machten noch einen vierten Gang. Als wir schließlich durstig und aufgeräumt unsere Kabine betraten, sagte Elke: »Wieso war die Sauna so leer?«
»Weil die Menschen dumm sind und der Himmel heute so fantastisch ist«, antwortete ich und zeigte auf die Scheibe, durch die ein tiefes Rot fiel und der halbe Ball der glühenden Sonne irgendwo fernab hinter dem Horizont verschwand.
Ich steckte meine Brieftasche ein und zog Elke aus unserer gemütlichen Kabine. »Gehen wir zur Sky-Bar«, sagte ich und führte sie. Das hoch gelegene Café war kaum besucht. Wir setzten uns an einen kleinen Tisch. Elke hielt meine Hand und blickte vom höchsten Punkt des Schiffes auf die eingefärbte Ostsee.
»Das ist ja fantastisch!«, rief sie aus.
»Ja, aber ohne Dvořák«, antwortete ich und fuhr fort: »Wenn du meine Hand weiterhin festhältst, dann verdursten wir hier oben, denn die Finnen kennen nur Selbstbedienung.«
Elke gab meine Hand frei. Ich stieg die Treppe nach unten. Vor dem Tresen ließ ich mir zwei finnische Wodka und Bier reichen.
Wir prosteten uns zu, tranken glücklich im Schatten der sich eindunkelnden Ostsee. Mehrmals holte ich Nachschub. Die Stimmung überwältigte uns, doch als mir mein dicker Vakuumdirektor einfiel, ich Elke vom Staatsanwalt erzählte und sich die »Eins-Zwei-Bande« in unsere Runde mischte, spürten wir den Druck der Ereignisse und fühlten, dass wir ihm so einfach nicht entrinnen konnten.
Der Abend war teuer. Ich wusste nicht, wie spät es war und ob es wirklich spät war, als ich mit Elke über die kleine Wendeltreppe nach unten stieg. Wir verließen die Bar und befanden uns auf dem breiten Treppenabsatz, von dem die Stufen steil nach unten führten. Elke hatte sich an mich geklammert. Sie war glücklich, und auch ich war fröhlich. Vielleicht waren wir angeheitert.
»Das Meer!«, sagte Elke, und es klang wie ein Ruf aus ihr.
Ich lehnte mich gegen die schwere Eisentür mit dem Bullauge, ließ Elke vorbei, und die Tür krachte in die Angel.
Uns empfing ein heftiger Wind, der uns wohltuend die Hitze nahm. Wir neigten uns über den Holzlauf der Reling und schauten auf das dunkle Meer. Minuten oder länger standen wir in uns vertieft, unseren Gedanken nachgehend nur da, während der Wind nach uns griff und ich beobachtete, wie Elkes Haar wie ein Wimpel seitlich ihres Gesichts flatterte.
Sie schlang ihre Arme um mich, wir küssten uns, und das Meer gaukelte mir die Musik Dvořáks vor. Unter mir lag das strudelnde Wasser, das am Stahlkörper des Schiffes vorbeischoss.
Als Elke ihre Arme von mir nahm und auf ein fernes Licht zeigte, neigte ich mich vor und schob meine Füße unter die runde Eisenstange der Bordverstärkung. Das war meine Rettung, denn ich spürte plötzlich kräftige Arme, die meinen Körper anzuheben versuchten, um mich in das aufgewühlte Wasser zu stürzen. Die Hubkraft wurde stärker, nahm bedrohlich zu, während die Schmerzen in meinen Fußspannen fast unerträglich wurden.
Meine Hände verkrampften sich um den Handlauf der Reling, und ich vernahm den schrillen Schrei Elkes. Der Druck unter meinen Armen ließ plötzlich nach. Ich warf mich herum und sah eine dunkle kräftige Gestalt, die vor meinen Augen im Schatten der Aufbauten verschwand.
Elke schrie immer noch. Zu meiner Beruhigung erkannte ich im matten Licht eines Deckscheinwerfers die Uniform eines Offiziers, der sich aufgeregt näherte. Elkes Schreie verstummten.
Ich beobachtete, wie der Offizier ihre Arme nahm und sie wegführte. Ich folgte ihnen und warf besorgte Blicke um mich. Mein Körper zitterte noch leicht, und erst jetzt sah ich, dass der Offizier uns auf die Brücke führte. Der Raum lag im Halbdunkel. Die vielen Armaturen warfen grünliches Licht, und ich sah durch die Scheibe auf das dem Bug entgegenströmende
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