Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
Wasser, das matt angeleuchtet floss.
    »Was ist geschehen?«, fragte der Offizier.
    Elke berichtete in abgehackten Sätzen.
    Der Kapitän stellte sich vor und führte uns in ein Büro. Ein Stewart servierte Kaffee zu dieser späten Stunde. Der Blick des Kapitäns ruhte zweifelnd auf uns, als Elke das wiedergab, was wir nach dem Besuch der Bar auf dem Deck erlebt hatten. Sie sprach von einem Mann, der eine Wollmütze mit Sehschlitzen getragen hatte.
    Der Offizier sprach von Zufall.
    Ich rauchte eine Zigarette, die er mir angeboten hatte. Der Kapitän, angegraut, von kräftiger Statur, sagte zu dem Offizier: »Nehmen Sie den Vorfall auf. Notieren Sie die Anschrift der Herrschaften.«
    Die Buchungsliste wurde hereingereicht.
    »Haben Sie Feinde an Bord?«, fragte der Offizier.
    Ich antwortete höflich: »Ich bin ein simpler Oberstudienrat für Mathematik. Meine Freundin ist Studentin. Wir haben keine Namen parat.«
    »Ein Irrer, heute sind so manche ausgeklinkt«, sagte der Offizier.
    Elke sagte: »Macht es Ihnen etwas aus, Ihre Listen nach den Ortsnamen Jadingen und Upplewarf abzusuchen?«
    »Nein, mein Fräulein, Jadingen kenne ich als Kapitän, den anderen Ort buchstabieren Sie bitte.« Er schrieb mit, und ich wunderte mich über Elkes Fantasie, die doch wohl im Ernst nicht daran dachte, dass dieses Geschehen mit unseren Schwierigkeiten in ihrem Dorf zu tun haben könnte.
    Der frische Kaffee mobilisierte meine Kräfte. Feststand, dass mich jemand überfallen und versucht hatte, mich über Bord zu werfen. Elkes Vermutung konnte ich nur ablehnen, denn es kam mir absurd vor, einen der jungen Leute der »Eins-Zwei-Bande« zu verdächtigen, die ich zum ersten Mal im Winkelzimmer des Dorfkrugs von Upplewarf vor mir gesehen hatte.
    Der Kapitän betrat den Raum. »Fehlanzeige«, sagte er, »aber ich habe die Wachen verstärkt, denn was Ihnen zugestoßen ist, das kann auch andere Passagiere in Gefahr bringen. Ein Offizier in Zivil wird Sie für den Rest der Fahrt beschützen.«
    »Ein Zufallstäter«, sagte ich, um mich und Elke zu beruhigen.
    »Davon gehen wir aus«, antwortete der Kapitän. Er wandte sich an einen Mann in mittlerem Alter, der kräftig gebaut war und einen Parka trug. »Sie kümmern sich um die Herrschaften!«
    Der Mann grinste uns an. Er besaß auf Anhieb unser Vertrauen. Er begleitete uns zu unserer Kabine, wünschte uns eine gute Nacht und deutete an, dass er in der Nähe unserer Kabine ausharren werde.
    Wir standen an der Reling. Elke hatte ihren Arm um meine Schultern gelegt. Die Luft war mild und würzig. Die »Finnjet« nahm mit gedrosselten Motoren den Kurs entlang kleiner Felseninseln, auf denen gelb und rot gestrichene Hütten vor kargem Grün standen. Die Sonne ging nicht unter. Obwohl es bereits Abend war, stand sie hinter dem sich nähernden Stadtpanorama und warf ihren vollen Glanz in die Bucht.
    »Die Finnen feiern bald das Mittsommernachtsfest«, sagte ich zu Elke.
    Der runde hohe Turm der Kathedrale mit den Nebentürmchen und den auf einem Steinblock stehenden Säuleneingang beherrschte das Stadtbild. Viergeschossige Bank- und Verwaltungsbauten rahmten das schimmernde Wasser ein. Seitlich auf einem Felsensockel schimmerte vom Zwiebelturm der griechisch-orthodoxen Kirche der vergoldete Turmaufsatz wie ein Leuchtfeuer. Fischkutter und Frachter verdeckten den Marktplatz, und seitlich lagen die Lagerschuppen.
    Die Stimme der Bordansage schreckte uns auf. Sie rief die Passagiere zu den Autos.
    »Schade«, sagte Elke, die das Auftauchen Helsinkis aus der Ostsee wie eine fremde Erscheinung genossen hatte.
    Wir hasteten die steilen Stufen nach unten zum Autodeck. Die Abgase viel zu früh gestarteter Motoren machte die Luft dick und stickig. Vor uns, hinter uns und auch seitlich wimmelte es von Menschen, die sich auf die Ausschiffung vorbereiteten.
    Wir legten unser Gepäck in den Golf, saßen für eine Viertelstunde in den Polstern und starrten auf die große Bugklappe.
    »Bist du sicher, Hajo, dass der Täter rein zufällig ein Opfer gesucht haben kann?«, fragte mich Elke.
    Wir hatten das Thema immer wieder durchgesprochen. Es gelang mir einfach nicht, Elke davon zu überzeugen, dass neben dieser Version eine zweite denkbar war, nämlich, dass der Täter eifersüchtig war und mich in der Dunkelheit verwechselt haben musste.
    »Elke, warum sollte sich einer der schnellen Jungs aus Upplewarf ein Ticket für die ›Finnjet‹ kaufen und uns verfolgen, um mich über Bord zu werfen?«
    Elke kam sich

Weitere Kostenlose Bücher