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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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der Tasche, klappte die Schneide auf und schritt an eine Birke. Wie in vergessenen Kinderjahren ritzte ich die Buchstaben E und H in das weiche Holz und setzte 2002 dazu. Elke freute sich, lachte überschwänglich und sagte: »Hajo, da fehlt das Herz!«
    »Gut«, antwortete ich, »davon habe ich genügend.« Ich ritzte ein Herz um die Buchstaben in den jungen Stamm.
    Wir gingen weiter. Ich hielt das Messer in der Hand, und es war mein Unterbewusstsein, das mich misstrauisch gestimmt hatte, nicht ohne Waffe weiter den blauen Fähnchen zu folgen.
    Der Weg führte uns abwärts. Er war breit und gestattete es, uns an den Händen zu halten. Elke brachte glücklich und locker unsere Arme zum Schwingen, während ich voller Sorge das geöffnete Taschenmesser vor ihren Blicken in der freien Hand verbarg.
    Als die blauen Fähnchen in kleineren Abständen uns die Richtung wiesen, wateten wir durch hohes Gras und Himbeersträucher. Ich ließ Elke vorgehen. Sie suchte den Weg, musste die Zweige der Sträucher von sich abbiegen, und erst als es wieder den Hügel hinauf ging, öffnete sich das Dickicht. Wir schritten einer Lichtung entgegen, auf der mit Moos bewachsene Findlinge, wie von einem Riesen hingeworfen, herumlagen.
    Elke nahm meine Hand und zog mich lachend auf die Lichtung. Wir waren außer Puste vom schnellen Aufstieg und schauten begeistert auf den Lohn unserer Anstrengungen. Unter uns lag eine kahle Fläche mit braunen Steinen auf einer baumlosen Schneise. Tiefer stand ein rotes Bauernhaus mit riesiger Scheune. In den weiten Wiesen wirkten die Kühe wie kleine Punkte. Tannenwälder umrahmten das Ganze mit dunklem Grün. Der Himmel lag mit grauschwarzen Wolken über uns und zog sich hinunter bis zum Seeufer, das sich nur durch ein helleres Grau absetzte.
    Wir stiegen auf einen der Steine und blickten ins Tal. Elke neigte sich vor. »Das ist der Hof, der an unserer Straße lag, als wir zum Kaufmann fuhren«, sagte sie.
    Ich sprang, um eine bessere Sicht zu haben, auf einen anderen Stein, der ein wenig höher war und neben mir lag, als ein Schuss mörderisch die Stille durchbrach.
    Ich zuckte zusammen, fiel vom Stein in das struppige Gras und sah entsetzt, wie Elke wie in Zeitlupe nach vorn stürzte.
    Es kam mir irr vor, als ich bemerkte, wie sich ihr Nicki vorn an der offenen Wetterjacke rot färbte.
    Ich war wie von Sinnen, begriff nicht, was um mich herum vorging, und blickte mich idiotisch um, weil Unerklärliches geschehen war.
    Elke lag im Gestrüpp der wirren Äste der Sträucher!
    Mich trieb eine Kraft hoch. Ich wollte zu Elke! Dann sah ich den Mann, der grinsend in nur dreißig Metern Entfernung vor mir stand. Vom baumlosen Hügel aus richtete er sein Gewehr auf mich und blitzartig schoss mir sein Name in das Gehirn.
    Es war Nonninga, dessen Mercedes mir als Warnung nicht genügt hatte.
    Ich hastete zu Elke.
    Alles ging so schnell, und ich wusste nicht, ob mein Leben noch einen Pfifferling wert war, als ich mich über Elke beugte, die leblos unter mir lag. Sinnlos, mein Messer hatte ich verloren, zog ich meine Arme zu einer Abwehrhaltung zusammen, sah den Schützen und glaubte ein irres Lächeln in seinem Gesicht zu erkennen.
    Ich schritt ihm entgegen und wartete auf den Gnadenschuss aus seinem Gewehr.
    »Schnüffler!«, schrie er mir entgegen. »Vaterlandsloser Pauker! Verräter!«
    Warum schießt er nicht, dachte ich, als ich ihm näher kam.
    Ein Schuss drang in die Stille. Ich wunderte mich, dass ich keinen Einschlag spürte, und sah, wie Nonninga sein Gewehr fallen ließ. So wie sich Enno vor meinen Augen im Polizeizimmer dem Boden entgegengedreht hatte, landete Nonninga auf der kahlen Erde.
    Mich trieb es zu Elke. Sie lag regungslos auf abgeknickten Brombeersträuchern und Brennnesseln. Ich hob Elkes Oberkörper hoch und starrte entsetzt auf die Blutspur. Mich ergriff eine Panik. Ich drückte Elke an mich und schrie. Ihr langes Haar fiel über meinen Arm, und ich blickte in ihr blasses Gesicht.
    Ich heulte drauflos und sah Pekkeni, der sich aufrecht wie ein Jäger mit seinem Gewehr näherte. Er hielt wie ein Soldat sein Gewehr im Anschlag und wies hinter sich.
    Ich folgte seinem Blick und sah den toten Nonninga, der gekrümmt auf dem Steinboden lag.
    »Elke!«, schrie ich, und ich spürte, wie Pekkeni mich mit seinen kräftigen Armen zur Seite schob, und während er Elke hochnahm, wurde mir übel, und ich übergab mich über den Brombeersträuchern.
    Als ich hochblickte, sah ich, wie Pekkeni Elke auf seinen

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