Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman
hoch, kochten uns ein einfaches Essen und fanden vor dem Kamin einen träumenden Abschluss des herrlichen Sonnentages.
12
Als wir aufstanden, war ich froh, dass der Himmel bedeckt war und schwere Wolkenbänke über dem See standen. Wegen der starken Sonnenbestrahlung in den letzten Tagen benötigten wir eine Pause.
Wir frühstückten und interessierten uns nicht für die Zeit. Vielleicht war es schon Mittag.
Ich rauchte nach dem Genuss des Fladenbrotes, das wir uns mit Salami und Margarine zum Frühstück bereitet hatten, eine Zigarette. Mein Blick ruhte auf der Wanderkarte.
»Die Sonne wird uns heute nicht verwöhnen, Elke«, sagte ich. »Wie wäre es mit einer zünftigen Wanderung? Das bisschen Schwimmen ist zu wenig für unser Fitness-Programm.«
Elke stimmte begeistert zu. »Außerdem haben wir unsere nähere Umgebung noch nicht kennengelernt«, antwortete sie.
Ich schritt an die Wanderkarte. »Wir nehmen den blauen Pfad«, sagte ich. »Der führt über die Hügel und endet als Rundgang bei Toyala und Pekkeni.«
»Einverstanden«, sagte Elke.
Wir nahmen die dünnen Polyesterjacken mit für alle Fälle, denn das Wetter konnte sich wenden. Wir schlossen die Hütte ab, legten den Schlüssel auf den Türrahmen und gingen los.
Der Weg führte steil bergan. Kleine blaue Plastikstreifen, die an den Ästen der Bäume in Abständen von hundert Metern hingen, wiesen uns die Richtung. Der Waldboden war voll bewachsen, da die seltenen Wanderer hier keinen Trampelpfad hinterlassen hatten. Oft mussten wir gebückt unter stechenden Tannennadeln kriechen, den Weg an ausgewachsenem Strauchwerk entlang suchen, doch der vorwiegend von hochstämmigen weißen Birken bestandene Wald verleitete uns, munter drauflos zu marschieren.
Auf der Kuppe eines Hügels betraten wir eine Lichtung und aßen dort einige Waldbeeren. Von hier aus reichte unser Blick weit über den See hinaus. Die Ruhe und der Friede des Waldes waren wohltuend, und wir verharrten auf dem Boden hockend, blickten in die herrliche zum See abfallend hügelige Landschaft, über der die Wolkenbänke lagen.
Unser Abstieg führte uns nördlich. Das Gras wuchs hoch und unberührt. Wir folgten den blauen Markierungen, die lückenlos und zuverlässig unseren Weg bestimmten. Die frische Luft war würzig. Elke und ich wanderten durch den Wald, als wäre das grüne Dach über uns, das Strauchwerk neben uns und die vielen wild wachsenden Blumen unter unseren Schritten von der Natur bereitgehaltenes Schmuckwerk für unsere Liebe und Zeichen für unser Glück.
Das plötzliche Auftauchen einer Straße überraschte uns. Sie war mehr nur ein Schotterweg, den wir überqueren mussten.
Elke blieb überrascht stehen. »Da parkt ein Auto«, sagte sie, denn nach unserer Wanderkarte hätten wir die Straße hier nicht vorfinden können.
Mich wunderte es, in dieser Waldeinsamkeit ein Fahrzeug anzutreffen. Ich stand entschlossen auf dem mit braunem Sand und dicken Steinen belegten Weg und blickte in die Richtung des abgestellten Wagens.
»Hier gibt es sicherlich noch einige Ferienhäuser«, sagte Elke, als sie sah, dass mich meine Neugierde antrieb.
Elke wartete vor dem blauen Fähnchen, das am Ast einer jungen Birke wie verloren hing, während ich mich dem Fahrzeug näherte.
Ein Mercedes, teures Modell, dachte ich, und schaute auf das Kennzeichen.
Wie vom Blitz getroffen blieb ich stehen. Die Buchstaben und Zahlen auf dem Nummernschild kamen mir bekannt vor.
Ich spürte eine innere Unruhe und wischte mir den Schweiß von der Stirn, denn dort vor mir stand der Mercedes des Mannes, den ich auf Elkes Zimmer angetroffen hatte, als er nach einem Päckchen bei Elke nachgefragt hatte und der mit Enno die Asienreise unternommen hatte.
Maschallah! , dachte ich und rief Elke zu: »Alles klar! Deutsche Touristen findet man überall!«
Ich nahm Elkes Arm und führte sie entlang der Birke, die den Weg wies. Ich wollte sie nicht beunruhigen und verschwieg ihr die vermutete Anwesenheit von Ennos Freund.
Es gelang mir nicht, einen Grund dafür zu finden, weshalb Ennos Freund hier im Wald rein zufällig seinen Wagen abgestellt haben konnte.
»Hier gibt es sicherlich noch mehr Hütten, in denen Urlauber wie wir nach Ruhe suchen und die Natur bewundern«, sagte ich.
Unsere Füße zertraten die Gräser. Um uns herum blühten mit blassen Farben rötliche Blumen. Über uns hingen die Kronen der Birken, deren weiße Stämme an blank geputzte Fliesen erinnerten.
Ich zog mein Taschenmesser aus
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