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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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vor sich hin. Auch ich versuchte mich zu entspannen.
    Ich dachte an den Staatsanwalt, ging das Gespräch in Gedanken noch einmal durch und suchte nach meinen Feinden, die schließlich irgendwo sitzen würden.
    Der Volvo raste durch die helle Nacht. Seitlich flog die Landschaft vorbei, die Elke so sehr bewundert hatte. Die Sonne ließ nicht ab, ihr warmes Licht zu der späten Stunde auf unseren Wagen zu werfen, und mir trieb die Hitze trotz eingeschalteter Klimaanlage den Schweiß aus den Poren.
    Vor meiner bildhaften Rückschau tauchte der Hügel auf, auf dem der Mörder Nonninga mit seinem Gewehr gestanden hatte, und ich erlebte noch einmal die Szene. Elke stand auf dem Stein und zeigte nach unten auf den friedlichen Bauernhof und das Waldmassiv, als ich auf den anderen Stein sprang. Mir wurde bewusst, dass der Schuss mir gegolten haben musste, der Elkes junges Leben ausgeblasen hatte. Ich musste mich in der Sekunde vom Stein abgehoben haben, als der feige Mörder abgedrückt hatte.
    Ich weinte still vor mich hin, bis mich meine Erschöpfung in einen Schlaf versenkte. Ich sah mich mit Skiern auf der verschneiten Sprungschanze von Lahti. Vor mir war Elke gestartet, die mit Blutflecken im Tal lag. Ich verweigerte den Sprung, während mich die Männer aus dem Winkelzimmer des Dorfkrugs in Upplewarf erbarmungslos auf die Piste drückten. Ich schoss die Schanze abwärts und beobachtete – wie bei unserem Autounfall, der Anja und Erika das Leben gekostet hatte –, wie der Schnee seitlich der Skier abhob, und ich vernahm die näselnde Stimme meinen Direktors, der den Sprung kommentierte.
    Schweißgebadet wurde ich wach. Pekkeni wischte mir vorsorglich mit einem Tuch den Schweiß ab. Er sagte etwas zu mir, was ich nicht verstand.
    Der Volvo stand still, und zu meiner Überraschung blickte ich auf die Sprungschanze von Lahti.
    »Kaffee!«, rief Tanno Paronen und verließ den Wagen.
    Ich fuhr hoch, als er die Autotür hinter sich zuschlug.
    Auf dem Parkplatz standen viele Fahrzeuge. Ich erkannte im schattigen Licht einige deutsche Nummernschilder. Das Selbstbedienungscafé, das die ganze Nacht geöffnet hatte, lag mit dem Blick auf Lahti in dem Bogen der Stadtumgehung.
    Der Kommissar steuerte einen Tisch an. Ich setzte mich mit verquollenen Augenrändern zu ihm. Der Fahrer holte Kaffee. Übernächtigte Gesichter schauten auf unser Polizeiauto und suchten nach Gründen für unsere Anwesenheit. Tische und Bänke waren aus dem weißen Fichtenholz der hiesigen Wälder gefertigt. Die Glasfenster reichten bis zum Boden und zeigten die Zuckerseite von Lahti. Ein dunkelgrüner Tannenkranz umzog den Hügel. Die Sonne war höher gestiegen und warf ihr grelles Licht auf die Rückseite der Geschäftshäuser, über denen der Kirchturm grünlich schimmerte.
    Der Fahrer stellte das Tablett auf den Tisch. Er hatte auch mir eine Tasse mitgebracht. Wir tranken den heißen Kaffee, um uns für den Rest der Fahrt aufzumuntern.
    Pekkeni unterhielt sich mit den Beamten, während er seine Pfeife stopfte. Der Fahrer, er trug als Einziger eine Polizeiuniform, reichte mir eine Zigarette. Von ihrem Gespräch verstand ich keine Silbe.
    Ich suchte das Stadtpanorama nach der Lichtreklame des Hotels ab, in dem ich mit Elke voller Vorfreude auf den Urlaub übernachtet hatte. Als ich fühlte, wie mich tiefe Wehmut ergriff, versuchte ich mich abzulenken und unterdrückte die Tränen.
    Deutsche Touristen, die müde vor Getränken saßen und sich auf die weite Fahrt in den hohen Norden vorbereiteten, machten den Eindruck, als ließen sie Hässliches hinter sich und als fänden sie Glückliches vor sich.
    Ich wusste nicht, ob es sehr spät oder sehr früh war, denn der Lauf der Uhr hatte für mich schon lange seinen Sinn verloren. Der große Sturz vom Paradies in die Hölle hatte mir klargemacht, wie hässlich Menschen handeln können, wie brutal und rücksichtslos sie ihre Ziele verfolgten.
    Kommissar Paronen gab das Zeichen zum Aufbruch. Wir stiegen ein, der Fahrer fädelte den Volvo in den Verkehr ein. Nach Helsinki waren es höchstens noch hundertvierzig Kilometer, wie ich schätzte. Die Sonne kletterte höher. Der Volvo rollte mit gleichmäßiger Geschwindigkeit über die zurzeit wenig befahrene Autostraße. Mir schien es, als habe es niemand eilig, nach Helsinki zu kommen.
    Pekkeni stierte wie ich müde in die Landschaft. Die Zeit zerrann. Erst als die klobigen Wohnblocks mit ihren hässlichen Fassaden die Vororte der Hauptstadt ankündigten, richtete

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