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Boeses Spiel in Oxford

Boeses Spiel in Oxford

Titel: Boeses Spiel in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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lag. Sie hatte kein Problem damit, Jeremy zu helfen, sich für ein paar Tage versteckt zu halten, doch in einer guten Woche würde Camilla zurückkommen, und dann konnte er nicht länger in ihrem Haus bleiben. Sicher musste er in absehbarer Zeit auch wieder arbeiten gehen. Zwar begann das Semester erst in fünf oder sechs Wochen, doch Kate nahm an, dass er auch im Vorfeld schon in regelmäßigen Abständen in der Betonzwiebel aufkreuzen musste. Allerdings wusste der Rektor des Bartlemas, Harry Joiner, von Jeremys Stresssymptomen, und damit fiel es in seine Verantwortung und nicht in ihre. Für den Moment war sie Jeremy los und konnte aufhören, sich Sorgen um ihn zu machen. Jetzt hoffte sie nur noch, dass sie Camilla nicht in zehn Tagen eine Erklärung dafür liefern musste, warum sie einen Mann mit einem ausgeprägten grünen Daumen in ihrem Haus untergebracht hatte. Und zwar einen seltsamen Mann mit einem noch seltsameren Verfolgungswahn. Doch bis dahin hatte Jeremy sicher eine bessere Lösung für seine Probleme gefunden. Ganz bestimmt!
    Der Mond stand dicht über dem Horizont und glühte in einem bösartig kupfernen Schimmer. Auf einer Seite fehlte ein Stückchen. Kate beobachtete, wie der Trabant auf seiner Bahn weiter emporstieg und in eine dunstige Wolkenschicht eintauchte, bis seine Umrisse sich verwischten und er kaum noch von einer fernen Straßenlaterne in der Fridesley Road zu unterscheiden war.

    Später am Abend, als Kate sich gerade vor den Fernseher gesetzt hatte, um die Spätnachrichten zu sehen, rief Jeremy an.
    »Kate?«
    »Ja?« Sie war nicht in der Stimmung, mit Jeremy zu plaudern. Susanna hatte es sich auf ihren Knien bequem gemacht und schnurrte vernehmlich. Außerdem hatte Jeremy ihre Hilfe in Anspruch genommen, ohne große Dankbarkeit zu zeigen und schien auch kaum bemerkt zu haben, wie weit sie sich für ihn aus dem Fenster gelehnt hatte.
    »Ich wollte mich entschuldigen. Ich weiß, wie viel Mühe Sie sich gemacht haben, um mir einen sicheren Aufenthaltsort zu besorgen. Außerdem haben Sie die CD bei Alec abgeliefert, obwohl Sie selbst hätten arbeiten müssen, und obendrein haben Sie mich heute Abend zum Essen eingeladen. Ich war so mit mir selbst und meinen Sorgen beschäftigt, dass ich mich nicht einmal richtig bei Ihnen bedankt habe. Tut mir wirklich leid.« Jeremys Stimme hatte sich verändert. Er klang jetzt wieder wie ein freundlicher Akademiker – vielleicht auch wie ein höflicher kleiner Junge, auf den seine Mami sehr stolz sein konnte. Kate spürte förmlich, wie ihr Ärger dahinschmolz, ehe ihr der Gedanke kam, dass er sie vielleicht doch nur um einen weiteren Gefallen bitten wollte.
    »Schön, dass Sie sich wieder besser fühlen«, antwortete sie kühl. Sie hoffte, ihm so von vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen.
    Gerade öffnete sie den Mund, um ihm eine gute Nacht zu wünschen, da fiel er ihr hastig ins Wort. »Könnten Sie mir vielleicht noch einen einzigen Gefallen tun?«
    Aha. »Und der wäre?«
    »Ich möchte im Augenblick lieber nicht zu Mrs Clack gehen. Sie wissen ja, was für eine Klatschbase sie ist. Könnten Sie mir vielleicht morgen früh eine Zeitung besorgen?«
    »Eine bestimmte?«
    Offenbar hatte er ihren ablehnenden Tonfall registriert. »Nein, nicht unbedingt. Es darf ruhig eines dieser Boulevardblätter sein. Und die Uhrzeit spielt keine Rolle – wann immer Sie mögen.«
    »Gute Nacht, Jeremy.«

8
    Gleich in der Frühe brachte Kate Jeremy die Zeitung. Sie nahm ihre morgendliche Joggingrunde zum Vorwand, kurz bei Camilla vorbeizuschauen. Jeremy wirkte zwar ausgeruht, war aber immer noch angespannt und zeigte sich wenig redselig, was allerdings auch an der Tatsache liegen mochte, dass es kaum halb acht war. Kate hielt sich nicht lange bei ihm auf, sondern ging nach Hause und arbeitete an ihrem Buch. Dabei bemühte sie sich, Jeremy und seine Probleme möglichst weit in den Hintergrund zu drängen.
    Die Schlagzeilen vom Tod der Fosters waren von den Titelseiten der überregionalen Zeitungen verschwunden. Lediglich die Lokalzeitungen berichteten noch von der Gräueltat. In den meisten Artikeln wurde darüber spekuliert, wie ein so unbescholtenes Paar in das Visier von Auftragsmördern geraten konnte, denn dass es sich um gedungene Mörder handeln musste, darüber war man sich weitestgehend einig. Die Vernehmung von Edwards älterem Bruder in Australien hatte keine neuen Erkenntnisse gebracht, denn die Brüder standen zwar auf freundschaftlichem Fuß

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