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Boeses Spiel in Oxford

Boeses Spiel in Oxford

Titel: Boeses Spiel in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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könnte ich ihnen erklären, was passiert ist – sie würden es einfach nicht verstehen.«
    »Ja klar«, versuchte Kate, ihn zu beruhigen. Offenbar schien er zu glauben, dass sie ihn ohne große Worte verstand und obendrein auf sich selbst aufpassen konnte.
    »Ich weiß, dass Sie glauben, ich bilde mir das alles nur ein«, sagte Jeremy ungeduldig. »Und doch haben Sie mit eigenen Augen gesehen, was den Fosters passiert ist.«
    »Aber das hatte doch nichts mit Ihnen zu tun«, wandte Kate ein. »Bestimmt gab es irgendein dunkles Ereignis in ihrer Vergangenheit.«
    »In ihrer Vergangenheit gab es nicht ein einziges Ereignis, über das sie nicht endlos mit Mrs Clack debattiert hätten«, erwiderte Jeremy scharf. »Das müssen Sie doch bemerkt haben, auch wenn Sie sie nur sehr kurz kannten.«
    »Menschen mit einem untadeligen Lebenslauf werden nicht einfach so erschossen«, sagte Kate. »Und deshalb …«
    »Vielleicht sind sie versehentlich in etwas hineingeraten. Oder es war ein Unfall. Möglicherweise waren sie zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    »Zugegeben, es kann eine Verwechslung gewesen sein. War das nicht auch die Theorie Ihrer Tageszeitung?«, sagte Kate und gab gewürfelte Zwiebeln in das heiße Öl ihres Wok. »Aber wenn Sie wirklich wünschen, dass ich für Sie mitkoche, dann müssen Sie mir eine Frage beantworten, die mir schon den ganzen Tag im Kopf herumschwirrt.«
    »Und die wäre?«, fragte Jeremy argwöhnisch. Er stellte ein Glas australischen Rotwein in ihre Reichweite neben den Herd.
    »Warum haben Sie eine Perücke getragen? Was haben Sie gegen Ihr eigenes Haar?« Sie fügte in Streifen geschnittene Hähnchenbrust zu den Zwiebeln.
    »Nichts habe ich dagegen.« Mit der freien Hand fuhr er sich durch den Schopf, bis ihm die Haare buchstäblich zu Berge standen. »Es ist nur so, dass ich – na ja – einen falschen Pass benutzt habe.«
    Kate musste lachen. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Wozu das denn?« Sie rührte das im heißen Öl brutzelnde Fleisch um.
    »Ich hatte etwas bei mir, was ich eigentlich nicht besitzen durfte, und wollte nicht erkannt werden.«
    »Aber diese rote Perücke schrie doch geradezu nach Aufmerksamkeit.«
    »Sie war nicht rot, sondern kastanienbraun. Außerdem habe ich sie getragen, als ich das Passfoto machen ließ. Natürlich hätte ich mir auch das Haar färben können, doch das wäre später schwieriger rückgängig zu machen gewesen.«
    »Und warum die braunen Lederhandschuhe?« Die Handschuhe eines Diebes . Doch das wollte sie lieber nicht laut sagen.
    »Ich weiß, Sie werden denken, dass auch das eine dumme Idee war, aber ich wollte keine Spuren hinterlassen. Ich hatte Sorge wegen der Fingerabdrücke …«
    »Fingerabdrücke?«
    »Wahrscheinlich habe ich mir im Fernsehen zu viele Krimis angeschaut. Ich wollte so viel wie möglich von meinem wahren Ich verbergen.«
    Kate kicherte.
    Jeremy entspannte sich und gestattete sich ein halbherziges Lachen. »Sie haben Recht, ich habe mich ziemlich lächerlich benommen. Aber ich bin die Welt der Schmuggler und Erpresser nun einmal nicht gewöhnt. Beim geringsten Hinweis auf eine rechtlich nicht ganz einwandfreie Sache renne ich normalerweise davon wie ein erschrockenes Kaninchen.«
    Irgendwie erinnerten Jeremys Äußeres und seine ängstliche Haltung Kate tatsächlich an ein Kaninchen – und ein erschrockenes obendrein.
    »Sie sind sicher noch nie im Leben mit dem Fahrrad auf der Queen Street gegen die Fahrtrichtung gefahren, nicht wahr?«
    Jeremy schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht einmal in der Lage, ein Schild mit der Aufschrift ›Eintritt verboten‹ zu ignorieren«, gestand er kleinlaut. Doch Kate glaubte, in seinen Augen einen winzigen Funken Erheiterung über sein eigenes Verhalten zu erkennen – vielleicht sogar einen Anflug von Selbsterkenntnis. Immerhin war es ein Anfang, falls Jeremy vorhatte, sich dem Rest der Menschheit doch irgendwann wieder anzuschließen.
    »Ist Ihnen denn nicht aufgefallen, dass die Perücke und die Handschuhe die Aufmerksamkeit der Leute auf Sie ziehen könnten?«
    »Sie waren die Einzige, die mich bemerkt hat.« In Jeremys Gesichtsausdruck war jetzt keine Spur von Humor mehr zu entdecken.
    Kate hielt einen Augenblick mit Rühren inne.
    »Haben Sie vielleicht in der letzten Zeit ein bisschen zu viel gearbeitet, Jeremy?« Sie sprach sanft, denn sie erinnerte sich der Mahnungen von Joiner und Malden.
    »Aber ich komme da wieder raus!« Jeremy lief wie ein gefangener Tiger in Kates

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