Boeses Spiel in Oxford
Küche hin und her, was Kate gewaltig auf die Nerven ging. »Deswegen will ich ja auch unbedingt hier weg. Sie mögen es nicht, wenn man seine Meinung ändert.«
»Natürlich nicht.« Kate widmete Jeremy höchstens die Hälfte ihrer Aufmerksamkeit. Sie schüttete den Reis in ein Sieb ab. »Es tut Ihnen bestimmt gut, ein paar Tage in Urlaub zu fahren, ehe das Semester wieder anfängt.«
»Nun, Urlaub wird es wohl nicht gerade«, erwiderte Jeremy, ohne näher darauf einzugehen, was er meinte.
»Könnten Sie mir bitte noch etwas Wein nachschenken? Mit meinem habe ich gerade unser Essen abgelöscht.«
Jeremy tat wie geheißen, während Kate geschnittenes Gemüse in den Wok gab.
»Ich habe den ganzen Tag in irgendwelchen Museen verbracht. Anschließend habe ich versucht, ein paar Freunde zu überreden, mich für ein paar Tage bei sich unterkriechen zu lassen«, erzählte er.
»Und sie haben sich nicht gefreut?«
»Ich war nicht in der Lage, ihnen zu erklären, warum mir das so wichtig ist. Ich glaube, meine Geschichte klang ein bisschen dürftig.«
»Würden Sie uns bitte Gabel und Messer aufdecken?«, bat Kate, während sie den abgetropften Reis auf zwei Teller häufte, die sie zuvor unter dem Grill angewärmt hatte. »Wir essen einfach hier in der Küche.«
Kate servierte, und sie setzten sich an den Tisch. Jeremy fiel so heißhungrig über sein Essen her, als hätte er seit dem Frühstück nichts mehr zu sich genommen. Wahrscheinlich hatte es in den Museen, die er besucht hatte, keine Cafeteria gegeben.
»Ihre CD-ROM scheinen Sie ganz vergessen zu haben. Ich habe sie jedenfalls bei Alec Malden abgeliefert«, sagte Kate und aß ebenfalls mit großem Appetit.
»Gott sei Dank.«
»Ich nehme das einfach mal als Dank an mich.«
»Ja klar, natürlich. Danke Kate.« Jeremy spülte sein Gemüse mit einem großen Schluck Wein hinunter.
»Allerdings war er nicht allein in seinem Büro. Harry Joiner, der neue Rektor, war bei ihm.«
»Der Mann hat sein Vermögen mit Doppelverglasungen gemacht. Er ist Milliardär.«
»Ich dachte mir schon, dass er reich sein müsste.«
»Und erfolgreich. Ein typischer Selfmade-Mann. Wussten Sie, dass er das College nach seinem Unternehmen Starglazer nennen wollte?«
»Ich habe schon Schlimmeres gehört«, sagte Kate unverbindlich. »Es wäre auch nicht das erste College, das nach seinem Wohltäter benannt würde.«
»Die Professoren waren durch die Bank entsetzt und haben den Vorschlag abgelehnt.« Noch einmal kehrte er zu dem Thema zurück, das ihn beschäftigte. »Aber Alec hat den Umschlag nicht geöffnet, solange Joiner im Zimmer war, oder?«
»Nein. Er legte ihn ungeöffnet in eine Schublade und schloss ab.«
»Gut.«
»Vertrauen Sie Alec in jeder Hinsicht?«
»Er ist ein feiner Kerl. Sehr zuverlässig. Bei Alec weiß man immer, woran man ist.«
Wenn selbst Jeremy sie für vertrauenswürdig hielt, durfte Kate wohl glauben, was Malden und Joiner ihr gesagt hatten.
»Er ist nicht gerade der fröhlichste Zeitgenosse, aber man kann ihm trauen, dass er das Richtige tut, wenn sie …« Er verstummte, als wollte er nicht an irgendwelche unangenehmen Möglichkeiten denken.
Kate legte ihre Gabel beiseite. »Sind Sie sicher, dass diese Leute wirklich hinter Ihnen her sind?«
»Ganz bestimmt.« Wieder sah er aus wie ein erschrockenes Kaninchen. Kate verspürte Mitleid mit ihm.
»Ich habe eine Idee, wo Sie sich verkriechen könnten.«
Hoffnungsvoll blickte Jeremy sie an.
»Meine Freundin Camilla ist für zehn Tage in den Lake District gefahren. Sie hat mir ihren Schlüssel dagelassen, für den Fall, dass ich mich in unmittelbarer Nachbarschaft eines Mordschauplatzes nicht wohl fühlen sollte. Sie könnten in Camillas Haus unterschlüpfen.«
»Wo wohnt sie?«
»Nur ein paar hundert Meter entfernt in der Waverly Lane. Ist Ihnen das weit genug?«
»Ich glaube, auf die Entfernung kommt es nicht an. Gut ist, dass niemand mich mit ihr in Verbindung bringen kann. Schließlich kenne ich die Dame ja überhaupt nicht.«
»Es wäre genau das Richtige für Sie. Es ist ein freistehendes Haus mit einer dichten Hecke um den Garten.«
»Hört sich geradezu ideal an. Glauben Sie, sie hat etwas dagegen, wenn ich ein paar Tage bei ihr logiere? Vielleicht sollten Sie sie lieber kurz anrufen.«
»Selbst wenn ich es wollte – ich habe keine Telefonnummer. Außerdem bin ich sicher, dass sie nicht gestört werden möchte. Ich nehme es auf meine Kappe. Und falls jemand fragen sollte, waren wir
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