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Boeses Spiel in Oxford

Boeses Spiel in Oxford

Titel: Boeses Spiel in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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ihn.

    Sie erfuhr die Neuigkeit am nächsten Morgen, als sie am Kiosk ihre Zeitung holte.
    »Haben Sie schon von Mr Wells gehört?«, fragte Mrs Clack. Ihr Haar war frisch in einer aparten Pflaumenfarbe gefärbt, und sie trug dazu passenden Nagellack und Lippenstift. In ihren Augen lag ein begeisterter Glanz.
    »Mr Wells? Ach, Sie meinen Jeremy!«
    » Guardian , Financial Times und Observer «, zählte Mrs Clack auf.
    »Nein. Ich habe ihn schon einige Tage nicht gesehen«, antwortete Kate, die zwar Mrs Clack nicht unbedingt zu einer ihrer Klatschgeschichten auffordern wollte, aber trotzdem gern gewusst hätte, was passiert war.
    »Es ist wirklich traurig«, erklärte Mrs Clack und trieb damit Kates Spannung auf die Spitze.
    »Was schulde ich Ihnen?«, fragte Kate.
    »Wollen Sie gleich alles bezahlen?« Innerhalb von zwei Sekunden hatte Mrs Clack ein rot eingebundenes Büchlein auf dem Ladentisch an der richtigen Stelle aufgeschlagen. »Fünf Pfund siebenundzwanzig«, sagte sie. »Einschließlich der Auslieferung.«
    »Aber ich hole meine Zeitungen doch immer ab!«
    »Das ist Ihre Sache, meine Liebe. Der kleine Nathan würde sie Ihnen liebend gern nach Hause liefern, wenn Sie nicht jeden Tag kämen.«
    Kate wusste, dass sie bei dieser Auseinandersetzung den Kürzeren ziehen würde, obgleich sie sich im Recht fühlte. »Dann erzählen Sie mir schon von Jeremy Wells«, gab sie klein bei.
    »Ein schrecklicher Unfall«, sagte Mrs Clack, nahm Kates Geld und gab ihr heraus.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Es steht in der Zeitung, meine Liebe.«
    »Das will ich sehen.«
    »Fünfundzwanzig Pence«, sagte Mrs Clack.
    »Aber das ist doch die von gestern.«
    Mrs Clack schürzte die pflaumenfarbenen Lippen und warf einen vielsagenden Blick auf die vielen Leute, die hinter Kate in der Schlange standen. »Ich habe keine Zeit zum Schwatzen«, erklärte sie tugendhaft. »Wollen Sie die Zeitung nun haben?«
    »Ja«, sagte Kate und bezahlte.
    Sie verließ den Kiosk und bog erst um die nächste Ecke, ehe sie das Blatt aufschlug. Sie gönnte Mrs Clack nicht die Befriedigung, ihr zuzusehen, wie sie die Zeitung auseinanderriss, um den gesuchten Artikel zu finden.
    »Oxforder stirbt bei außergewöhnlichem Verkehrsunfall.« Tatsächlich – es handelte sich um Jeremy. Jeremy Wells, 39. Kate faltete die Zeitung, rollte sie eng zusammen, als könne sie so die Information einschließen, und ging langsam heim. Die Einzelheiten wollte sie lieber zu Hause lesen.
    Der Unfall hatte sich am Dienstag in den frühen Morgenstunden ereignet. Jeremy war auf einer schmalen Landstraße in der Nähe eines Dorfes namens Ab Lench unterwegs gewesen. Natürlich war es dunkel gewesen – so dunkel, wie es nur auf Landstraßen sein kann. An einer Straßengabelung mit anschließender scharfer Kurve war Jeremy aus unerfindlichen Gründen von der Straße abgekommen und gegen einen Baum geprallt. Der genaue Unfallhergang war völlig unklar, und es gab keine Zeugen, was mitten in der Nacht auf einer einsamen Landstraße nicht weiter verwunderlich schien.
    Kate las den Bericht ein zweites Mal und versuchte, sich zusammenzureimen, was da geschehen war. Um wie viel Uhr hatten sie den Pub verlassen? Nach ihrer Einschätzung musste es etwa gegen zehn Uhr gewesen sein. Vielleicht ein bisschen später. Jeremy hatte nicht viel getrunken – nur ein Glas Bier am frühen Abend. Danach war er zu Orangensaft übergegangen. Ob er sich im Anschluss an ihr Gespräch noch irgendwo betrunken hatte? Ehrlich gesagt traute Kate ihm ein solches Verhalten nicht zu. Dazu legte er zu viel Wert darauf, sich unter Kontrolle zu haben.
    Im Straßenatlas suchte sie den Ort Ab Lench und fand ein paar Pünktchen in einem Netz aus weiß eingezeichneten Straßen, die so winzig waren, dass man sie nicht einmal nummeriert hatte. Auch eine Straßengabelung konnte sie erkennen. Ob es dort passiert war? Sie würde es wohl nie erfahren, wenn sie sich nicht in ihren Wagen setzte, hinfuhr und sich ein eigenes Bild machte.
    Nein. Das machte nun wirklich keinen Sinn, das zu tun!
    Noch einmal studierte sie die Karte. Wo hatte Jeremy hinfahren wollen?
    Die A44 verlief schräg über die Seite auf Oxford zu, das in der rechten Ecke lag. Wahrscheinlich war Jeremy in Evesham von der Autobahn abgefahren und hatte sich in das Gewirr aus kleinen Landstraßen begeben, die zu Dörfern mit merkwürdigen Namen führten. Hatte er vielleicht einen Freund, der in dieser Gegend lebte? Kate versuchte, sich an ihre wenigen

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