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Boeses Spiel in Oxford

Boeses Spiel in Oxford

Titel: Boeses Spiel in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Gespräche zu erinnern, doch mit Ausnahme von Alec Malden hatte er keinen Namen erwähnt. Sie könnte im Bartlemas anrufen und sich mit Mr (oder hatte der Mann gar einen Doktortitel?) Malden verbinden lassen. Aber was sollte sie sagen? Inzwischen war sie sich ganz sicher, dass Alec Malden sie bei ihrem Besuch in seinem Büro im Bartlemas ausgetrickst hatte. Mithin machte es nicht viel Sinn, ihn nach Jeremys Absichten zu fragen, denn seiner Antwort konnte sie nicht trauen. Und falls Jeremy Alec Malden hätte besuchen wollen, dann wäre er wahrscheinlich zum Bartlemas gegangen und hätte sich nicht in die Einöde von Worcestershire gewagt.
    Hinzu kam die Geschichte, die er ihr erzählt hatte. Jeremy glaubte, in Gefahr zu sein. Malden und Joiner aber hatten Kate zu überzeugen versucht, dass er ein wenig überarbeitet und nicht ganz für voll zu nehmen war. Doch jetzt war Jeremy tot, und Kate konnte beim besten Willen nicht so tun, als ob sein Unfall auf keinen Fall etwas mit den Männern zu tun hatte, von denen er sich verfolgt fühlte. Als er noch lebte, hatte sie sich bemüht, seine Ängste herunterzuspielen, doch jetzt war sie gezwungen, sie sehr ernst zu nehmen.
    Vielleicht hatte er es absichtlich getan. Vielleicht war er seiner beruflichen Aussichten und seines Lebens so überdrüssig gewesen, dass er sich entschlossen hatte, allem ein Ende zu setzen. Doch warum fuhr er nach Worcester – oder war es Hereford? –, um es zu tun? Und als sie nur wenige Stunden zuvor mit ihm gesprochen hatte, machte er durchaus nicht den Eindruck, lebensmüde zu sein. Er hatte das Auto gemietet und es irgendwo in der Nähe von St Giles geparkt.
    Den ganzen Abend aber war er ausgesprochen nervös gewesen, hatte sich ständig umgesehen und gefürchtet, dass man ihn verfolgte.
    Und wenn er nun Recht gehabt hätte?
    Jemand war ihm aus dem Pub bis zu seinem Mietwagen gefolgt. Ja klar, Kate – und dieser Jemand hatte ganz zufällig in der Nähe geparkt und ist Jeremy aus der Stadt hinaus in die Abgeschiedenheit gefolgt. Warum um alles in der Welt sollte er so etwas tun? Wenn man Jeremy wirklich ans Leder wollte, hätte man das ebenso gut auch in den dunklen Gässchen rings um St Giles erledigen können. Bei dem lärmenden Volksfest hätte mit Sicherheit niemand etwas gehört, und außerdem waren so viele Fremde unterwegs gewesen, dass sich bestimmt niemand an einzelne Gesichter erinnern konnte.
    Jetzt ging wohl wieder ihre Fantasie mit ihr durch. Schließlich konnte niemand behaupten, dass Jeremy nicht einfach nur Opfer eines Verkehrsunfalls geworden war. Er war unterwegs gewesen, um einen Freund zu besuchen, hatte nach seinem Bier, seinen wilden Geschichten und unbegründeten Verdachtsmomenten die Orientierung verloren und war in einen Baum gekracht.
    Diese Version ließ allerdings eine Menge Fragen offen.

10
    Kate rief dann doch noch bei Alec Malden an, sprach ihm ihr Beileid zum Tod seines Freundes aus und fragte, ob er nähere Einzelheiten bezüglich der Beisetzung wüsste.
    »Wir werden einen Trauergottesdienst in der Kapelle des College abhalten«, sagte Malden. »Immerhin gehörte er zur Familie, und die Familie wird ihn nach seinem Tod nicht fallen lassen.«
    Obwohl er sich weniger als Familienmitglied, sondern eher wie ein entfernter Verwandter gefühlt hatte, dachte Kate, sprach es aber nicht aus. Sie hinterließ ihre Adresse und bat darum, dass man ihr Datum und Uhrzeit rechtzeitig mitteilte.
    »Haben Sie seinen Vater schon informiert?«, fragte sie noch, ehe Malden auflegte.
    »Soviel ich weiß, leidet er an Altersdemenz«, antwortete Malden. »Wahrscheinlich würden die Reise und die fremde Umgebung den alten Mann nur verwirren. Er ist über achtzig. Als Jeremy geboren wurde, waren seine Eltern schon in recht fortgeschrittenem Alter.«
    »Ich glaube mich zu erinnern, dass Jeremy mir gegenüber so etwas erwähnt hat«, bestätigte Kate. »Aber wissen Sie vielleicht, wo Mr Wells lebt? Ich würde ihm wenigstens gern schreiben.« Sollte die Antwort ›irgendwo in der Nähe von Eversham‹ lauten, wäre zumindest Jeremys Fahrt in diese Gegend geklärt.
    »Er lebt in einem Pflegeheim in Kent. Wenn Sie wollen, lasse ich die Adresse heraussuchen und Ihnen zuschicken. Doch ich glaube kaum, dass der alte Herr mit Ihrem Brief etwas anzufangen weiß.«
    Immerhin hatte Kate erfahren, was sie wissen wollte. Einen Moment lang hatte sie geglaubt, dass Jeremy vielleicht seinen Vater besuchen wollte. Doch von Oxford nach Kent führte der Weg

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