Boeses Spiel
ich!«
»Ja, ja. Gut.«
»Ravi!?«
Er hatte aufgelegt.
»Irgendwie werde ich dir helfen«, hatte er gesagt. Galt das jetzt noch? Glaubte er mir wirklich?
In der Nacht dann packte mich die Wut. Ich beschloss, mir das nicht mehr gefallen zu lassen. Es war genug.
Gleich am nächsten Tag stellte ich Naddel zur Rede.
»Ich weiß, dass du das Foto gemacht hast«, sagte ich.
Sie schaute mich an. Es war das erste Mal seit dem Maifest, dass ich mit ihr sprach, wir redeten sonst nicht mehr miteinander.
»Was denn für ein Foto?«
»Du weißt genau, welches Foto ich meine.«
»Du meinst das Foto vom Schönheitswettbewerb?«, fragte sie.
»Nein, das andere.« Meine Stimme war fest.
Naddel grinste. »Keine Ahnung, wovon du redest.«
»Sie heißt Anna«, sagte ich, »und sie geht in die siebte Klasse.«
»Ich weiß nicht, was du meinst. Ich glaub, irgendwie spinnst du jetzt.« Ihre Stimme wurde lauter, und ich merkte, dass Felicitas aufmerksam wurde, sie spitzte die Ohren, um unser Gespräch mitzubekommen.
Es war nach der zweiten Stunde. Wir waren alle im Klassenraum geblieben, weil ein Test bis in die Pause gedauert hatte.
Es war ziemlich laut in dem Raum. Ein paar Jungen machten Blödsinn mit einem Volleyball. Knallten ihn immer gegen die Wand.
»Auf dem Maifest«, sagte ich. »Im Waschraum.«
Naddel lehnte sich zurück. Sie gähnte. »Mein Gott, das Maifest ist doch ewig her. Inzwischen haben wir hundert andere Feten gefeiert.«
»Ich nicht«, sagte ich.
Sie tat, als sei ihr das eben erst aufgefallen. »Nein? Ach du Arme. Stimmt. Auf meiner Party warst du auch nicht. Wieso bist du nicht gekommen? War eine geile Sache.«
»Ich kann mich nicht erinnern, dass du mich eingeladen hättest.«
»O Mann. Stimmt. Hab ich wohl vergessen. Wie blöd von mir.«
Sie schlug sich gegen die Stirn und rief: »Hey, Felicitas. Ich hab doch glatt vergessen, Svetlana zu meiner Party einzuladen. Die hat uns echt gefehlt, oder?«
Ich sah, wie sie feixten. Wie Naddel die Situation genoss.
Und ich hatte ihr auch noch die Vorlage dafür geliefert, ich Idiotin!
»Was glaubst du«, fragte sie scheinheilig, »wieso lädt dich nie jemand ein?«
Ich hatte keine Lust mehr, mich weiter auf dieses Spiel einzulassen. Wir mussten wieder zum Thema zurück.
»Anna war schlecht und ich habe ihr geholfen«, sagte ich scharf. »Und ich weiß nicht, wie du auf die Idee gekommen bist, so ein ekliges Foto zu machen. Und mein Gesicht hineinzusetzen!«
Naddel starrte mich an. Mit großen Augen. Sie hielt die Hand vor den Mund und platzte dann heraus. »Sag mal, du bist ja total verrückt!«, rief sie. »Wie kommst du auf die Idee, so was zu behaupten? Ich mach doch keine Fotos im Klo! Und dein Gesicht interessiert mich kein Stück!«
Sie sprang auf, drehte sich um und riss die Arme hoch und schrie: »Leute, mal herhören. Wisst ihr, was Svetlana von mir behauptet? Sie behauptet, ich würde fiese Fotos machen und die dann auch noch verändern. Ist das gemein, oder nicht?«
Sofort verstummte alles. Gespanntes Schweigen.
Sie schauten mich an. Felicitas kam einen Schritt näher. An diesem Tag trug sie ein weißes Seidentuch mit roten Schmetterlingen darauf zur roten Bluse.
»Was ist passiert?«, rief sie, gierig auf den Streit, ich konnte es an ihrem Gesicht ablesen.
»Svetlana läuft rum und erzählt Lügen über mich!« Naddel tat aufgebracht.
Ich muss zugeben, es klang ziemlich echt, sie ist eine gute Schauspielerin.
»Die spinnt!«, rief Naddel aus. »Sie behauptet, ich hätte ein Foto von ihr ins Internet gestellt. Tickt die noch richtig? Wie findet ihr das? Die spinnt komplett! Was kann ich denn dafür, dass irgendwelche Leute im Netz ihre Spielchen treiben? Wieso soll ich was damit zu tun haben?«
Felicitas baute sich vor mir auf. Ihr Gesicht war ganz weiß vor Wut. Offensichtlich fühlte sie sich mit ertappt, aber sie konterte cool. »Ich will dir mal was sagen, Svetlana«, zischte sie. »Wir haben schon lange die Schnauze voll von dir. Aber wenn du jetzt anfängst, falsche Geschichten über uns zu verbreiten, wenn du es wagen solltest, irgendjemanden aus dieser Klasse bei einem Lehrer anzuschwärzen, dann wirst du keinen guten Tag mehr an dieser Schule haben, das schwör ich dir.« Sie funkelte mich an.
Ich wollte eigentlich sagen, dass ich sowieso noch nie einen guten Tag an der Schule hatte, aber ich schwieg.
Ich wusste plötzlich, dass mir die Kraft fehlte, zu kämpfen. Eine gegen alle: Das konnte nicht
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