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Bokeh

Bokeh

Titel: Bokeh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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überwältigt mich. Dirk hält mich an sich gedrückt. Er hält mich. Mich.
    „Wie lange schon?“ Flüsternd seine Worte, beben durch unsere Körper. Ich spüre seinen Atem, den Herzschlag. Ich bin ihm so nahe.
    „Zu lange. Viel zu lange“, raune ich und der Druck schwindet, wird aufgesogen von seinem Körper, seiner Nähe. Endlich kann ich Luft holen, sauge sie gierig keuchend ein. Ich kann atmen. „Zu lange ...“

    19 Momentaufnahme

    Stoßweise kommt mein Atem, noch immer ist jeder Atemzug keuchend. Der Druck will nur langsam weichen. Und Dirk … er hält mich noch immer, seine Hand reibt fest über meinen Rücken, sendet Schauder durch meinen Körper.
    Wann habe ich meine Arme um ihn geschlungen? Wann mein Gesicht an ihn gepresst, meine Nase in sein Hemd vergraben wie ein heulendes Kleinkind? Wieso habe ich meinen Schutz einfach so aufgegeben? Ich bin kein kleiner Junge mehr. Schon lange nicht mehr. Ich habe meine Emotionen doch sonst so gut im Griff. Das ist unglaublich blamabel.
    Und es tut unglaublich gut. Nur für einen Moment, nur einen kurzen Augenblick länger will ich ihm nahe sein. Nur noch eine Sekunde, ein wenig länger genießen, daran glauben, dass ...
    Was tue ich hier eigentlich? Bin ich verrückt geworden?
    Ruckartig löse ich mich und starre ihn an. Was wird das hier?
    Tröstet er mich womöglich, weil ich Dummkopf mich in ihn verliebt habe? Drückt er mir vielleicht nur sein Bedauern aus? Ich brauche kein Mitleid. Von niemandem. Das hier war ein Fehler. Nummer drei.
    Dirk lässt mich nicht los, obwohl ich einen Schritt zurückweiche. Ich müsste mich mit Gewalt von ihm befreien, aber dazu … dazu fehlt mir momentan die Kraft.
    Seine Augen funkeln. Wie ich dieses Feuer in ihnen liebe. Seine Hände umschließen meine Oberarme schmerzhaft fest.
    „Das war eine Lüge, Joschi. Ich wusste es. Ich habe es geahnt. Dieses Foto war echt. Aber warum?“ Plötzlich schüttelt er mich grob. „Warum?“
    Heftig reiße ich mich los.
    „Was denkst du denn?“, zische ich ihn an. Ich hasse es, wenn man mich in die Enge treibt. „Gefühle haben in meinem Job eben nichts zu suchen.“
    Oh wie er mich ansieht, dieser durchdringende Blick. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer ist, dem standzuhalten. Keine Kamera zwischen uns. Gleich fange ich wieder an zu zittern. Wahlweise würde ich ihm gerne die Faust ins Gesicht rammen oder ihn auf das Sofa stoßen und über ihn herfallen. Egal wie, es ist eh schon alles versaut.
    „Tut mir leid, wird nicht wieder vorkommen. Ich mache dennoch meinen Job. Keine Angst. Ich bin Profi. Ich komme darüber weg, wenn du nicht ...“ Meine Maske will nicht mehr sitzen, starke Sehnsucht fegt sie hinfort, ich wende mich hastig ab.
    „Joschi ...“ Seine Stimme ganz weich und tief. Wenn er im Bett meinen Namen auf diese Weise … Shit, vergiss es. Der Zug ist abgefahren. Du bist enttarnt und bloßgestellt worden. Der einzige Weg raus, ist Rückzug. Sein Mitleid soll er sich sonst wo hinstecken. Das brauche ich ganz bestimmt nicht.
    Seine Hand liegt plötzlich auf meiner Schulter, lässt mich schwanken. Jetzt umdrehen, sein Gesicht umfassen, ihn küssen … Nicht. Er soll mich nicht mehr anfassen. Nicht wieder so nahe kommen.
    „Hör auf“, befiehlt er unerwartet grob. „Du machst es schon wieder.“
    „Was?“ Irritiert sehe ich ihn an. Was meint er?
    „Dich verstellen. Deine Gefühle verbergen.“ Dirks Blick wandert über mein Gesicht, welches viel zu viel verrät. Ich kann es nicht ändern. Ist ja nun auch egal. „Schau mich an, sieh mir direkt ins Gesicht und sage mir, was du gerade fühlst.“
    Spinnt er? Das kann ich nicht. Ich kann ihn nicht mal mehr ansehen, wende mich ab. Was erwartet er von mir, was will er noch? Ich kann es nicht aussprechen.
    „Joschi!“ Er dreht mich hart zu sich herum, starrt mich an. Ich bin wie paralysiert. Wenn er mich jetzt zurückstößt, wenn er mir jetzt erklärt, dass er doch nur auf Frauen steht, dass ich nie den Hauch einer Chance bei ihm hätte … ich glaube, ich bringe ihn um. Und mich auch.
    „Warum hast du niemals etwas gesagt? Himmel, ich bin nie auch nur auf die Idee gekommen, dass du ...“ Er bricht ab, beißt sich erneut die Lippe auf.
    Ich kann nicht mehr sprechen, abermals kaum atmen. Warum muss er mich völlig zerstören? Reicht nicht, was bisher war? Jetzt verpasst er mir noch ein paar harte Schwinger in den Magen und tritt zu, wo ich schon am Boden liege. Dummer, naiver Joschi. Vertraue niemandem. Du

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