Bold, Emely
meine Gefühle in den Griff zu bekommen. Der Gedanke an Payton, der mir beim Anblick des Rockes gekommen war, tat einfach schrecklich weh. Da berührte meine Hand etwas Kaltes, Metallisches. Unter einem Stapel Shirts zog ich die Kette mit dem Amulett hervor. Neu und glänzend lag das Schmuckstück in meiner Hand. Wie das möglich war, konnte ich noch immer nicht begreifen. Aber wenn ich in Schottland etwas gelernt hatte, dann, dass es Dinge gab, die es eben einfach nicht gibt!
Ashley hatte sich inzwischen in den Rock hineingequetscht doch leider bekam sie den Kopf nicht zu.
„Oh Schade! Er passt nicht. Zieh du ihn mal an, ich will nur mal sehen, wie er aussieht, wenn er passt.“
„Nein.“
„Ach komm schon, bitte.“
„Nein.“
„Mensch Sam, du weißt mich immer nur zurück. Ich möchte echt mal wissen, was ich dir getan habe. Wenn ich dir verzeihen kann, dass du mir Ryan ausgespannt hast, dann kannst du doch auch aufhören, mich zu ignorieren.“
Das war die absolute Frechheit! Ich hatte ihr doch Ryan nicht ausgespannt!
„Also Ashley, um das Mal klarzustellen! Ich will nichts von Ryan. Du kannst ihn gerne haben. Ich geb’ mich doch nicht mit so einem Arsch ab.“
„Echt? Aber Ryan sagt, da läuft was zwischen euch.“
„Ja klar, da läuft ein ziemlich schlechter Film, und zwar in seiner Wunschvorstellung!“
Ashley lachte und auch ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
„Na los, gib den Rock schon her.“, murrte ich und riss ihr das unliebsame Kleidungsstück aus der Hand.
„Wow, Sam, der sieht echt spitze aus. Lass ihn doch an!“
„Vergiss es!“
Schnell schlüpfte ich wieder heraus, doch Ashleys Bewunderung hatte eigentlich ganz gut getan. Vielleicht würde ich den Rock ja doch irgendwann noch einmal tragen. Das Amulett jedenfalls würde ich tragen. Irgendwie hatte es mir gefehlt. Ich legte mir die Kette um und fühlte mich sogleich vollständig. Ashley hatte sich wieder ihrer Talkshow zugewandt und ich beobachtete sie einen Moment, wobei ich mich fragte, ob wir wohl jemals Freunde werden konnten. Eigentlich mochte ich sie ja, sie tat mir leid, wegen ihrer Mom. Aber in den letzten Jahren hatte sie sich einfach in die falsche Richtung entwickelt.
Nachdem ich die restlichen Überbleibsel meines Schüleraustausches verräumt hatte, war mir zum Weinen zumute. Ich vermisste Payton so sehr, dass mir alles wehtat. Nur mit größter Mühe konnte ich meine Tränen zurückhalten. Unglücklich rollte ich mich auf meinem Bett zusammen. Taktvollerweise schaltete Ashley den Fernseher aus und fragte:
„He, ist alles in Ordnung? Weinst du etwa?“
„Nein, lass mich einfach in Ruhe.“
Und zu meinem größten Erstaunen tat sie genau das. Leise schloss sie die Tür hinter sich und ich musste mich nun nicht länger zurückhalten. Mit lautem Schluchzen und einem wahren Sturzbach an Tränen trauerte ich um meine verlorene große Liebe. Immer wieder dachte ich an diesen wundervollen Kuss, der eigentlich der Beginn des Endes gewesen war. An Paytons schmerzverzerrtes Gesicht, an die Stärke seiner Arme, an seine eiserne Selbstbeherrschung und sein eigenes Verlangen nach Nähe und Zärtlichkeit. Hatte ich ihn zu schnell von mir gestoßen? Hatte er überhaupt die Möglichkeit gehabt, mir alles zu erklären? Hätte seine Erklärung denn etwas geändert? Nun, da ich ihn so schrecklich vermisste, schien es mir so, als hätte ich überreagiert. Nein, ich hatte genau richtig gehandelt! Was hätte ich denn sonst tun sollen? Warten, dass dieser Mann namens Alasdair mich in die Finger bekäme? Hoffen, dass sich Payton nicht doch noch dazu entschloss, das, was sie vor so langer Zeit so blutig begonnen hatten, zu Ende zu bringen?
Meine Gedanken drehten sich unaufhaltsam im Kreis. So würde ich nie zur Ruhe kommen. Entschlossen meinen Schmerz auszublenden, stapfte ich ins Bad und holte mir eine Kopfschmerztablette und zur Beruhigung auch noch ein Baldriandragee. Obwohl ich bei dem Schweißfußgeruch der Dragees würgen musste, schluckte ich sie und wartete darauf, dass der Baldrian seine entspannende Wirkung tat.
Tatsächlich war ich wohl einige Zeit eingenickt, denn als ich das nächste Mal auf die Uhr sah, war es Zeit zu Kim zu gehen.
Cool, mit den richtigen Tabletten war es also möglich, meinen Liebeskummer zu betäuben. Das musste ich mir merken!
Ich hatte beschlossen das kurze Stück bis zu Kim barfuß zu gehen, denn im Gegensatz zu Schottland war es hier unerträglich warm. Meine kurze Jeans
Weitere Kostenlose Bücher