Bold, Emely
zurückgeblieben und funkelte nun böse über den Tisch zu Payton und Sean, wobei auch Alasdair von diesen Blicken nicht verschont blieb. Ohne ein weiteres Wort stand Payton auf und verließ die Menschen, mit denen er sein ganzes Leben verbracht hatte. Er würde einen Weg zurück ins Leben finden. Er musste einen Weg finden.
Kapitel 20
Delaware
Ich hätte es wissen müssen. Nach Hause zu fliehen, um dort meinen Gefühlen nachtrauern zu können, hatte sich als schlimmer Fehler erwiesen. Ashley war immer noch da und zudem auch noch stocksauer auf mich. Als könnte ich etwas dafür, dass sie von Ryan abserviert worden war. Hallo? Ich war ja noch nicht einmal auf dem Kontinent, als er ihr derart das Herz gebrochen hatte. Wobei natürlich auch die Frage war, was wohl mehr unter Ryans Zurückweisung gelitten hatte: ihr Herz oder ihr Stolz?
Schließlich hatte Ashley bisher ihre Gunst immer sehr großzügig verschenkt. So kam es also, dass ich gezwungen war, zusammen mit dem „blonden Gift“, Kims Spitzname für Ashley, meine letzten Ferientage zu verbringen. Noch dazu hatten meine Eltern meiner lieben Cousine einen deftigen Hausarrest aufgebrummt, weil sie sich beim Rauchen hatte erwischen lassen. Ja, da verstanden meine Eltern wirklich keinen Spaß. Zigaretten waren absolut verboten! Nun fragte ich mich zwar, wer durch das Ausgangsverbot mehr gestraft war. Meine Eltern, die nun die ständig jammernde Ashley zu ertragen hatten, ich, die ihr Zimmer nicht eine Minute am Tag für sich hatte, oder Ashley, die nörgelnd vor dem Fernseher hing und mir dabei gelegentlich böse Blicke zuwarf.
Noch so einen Tag konnte ich nicht ertragen, zumal meine Eltern ständig versuchten mich über meinen Schüleraustausch auszufragen. Und ich wollte über Schottland weder nachdenken, noch darüber reden. Erst recht nicht mit Mom und Dad. Also griff ich zum Telefon und wählte Kims Nummer. Ich hoffte, sie hätte sich inzwischen so weit ausgeturtelt, dass sie Zeit hatte, sich die Sorgen ihrer besten Freundin anzuhören.
„Hallo Kim! Hier ist Sam. Ich bin wieder da!“
„Oh, wie cool! Du hast mir so gefehlt! Wir müssen uns unbedingt treffen, ich habe dir so viel zu erzählen! Du glaubst ja gar nicht, was mir alles passiert ist!“
Das war so typisch für Kim. Ich war um die halbe Welt geflogen, hatte einen unsterblichen, verfluchten Highlander kennengelernt, der mir das Herz gebrochen hatte, und dessen merkwürdige Freunde mich wohl gerne tot sähen. Aber ich musste mir auf jeden Fall zuerst anhören, was Kim, die nicht einen Tag aus Milford herausgekommen war, erlebt hatte! Aber darum mochte ich sie so! Sie war ehrlich! Und wenn ich erst alle Einzelheiten über ihren Sommer mit Justin gehört haben würde, würde sie mir mindestens eine Stunde lang Löcher in den Bauch fragen, bis sie auch jedes Detail meiner Geschichte kennen würde.
„Ja, das müssen wir unbedingt machen. Hast du heute Mittag Zeit? Ich komm dann bei dir vorbei.“, schlug ich vor.
„Nein, hol mich ab und dann gehen wir zum Strand, da sind wir ungestört. Du weißt schon, meine Mom hat Urlaub und würde sonst nur stundenlang Fragen stellen.“
„Gut, bis später dann!“
Irgendwie war ich nach den letzten aufregenden Wochen wirklich froh über dieses bisschen Normalität. Um die Zeit bis zu meinem Treffen mit Kim zu überbrücken, packte ich endlich meinen Koffer aus. Das hatte ich schon viel zu lange vor mir hergeschoben. Zuerst wanderte meine Schmutzwäsche in den Wäschekorb, der die Riesenladung kaum fassen konnte. Dabei fiel mir der Jeansrock in die Hände, den ich in Inverness gekauft hatte. Tja, so ging es eben aus, wenn ich mal einen Jungen verführen wollte. Frustriert warf ich ihn auf mein Bett. Ashley, die eigentlich gerade eine Talkshow verfolgte, blickte auf und zog den Rock zu sich hinüber.
„Cool, der ist ja heiß! Hätte nicht gedacht, dass du so etwas trägst.“
Um ehrlich zu sein: Ich glaube auch nicht, dass ich ihn jemals wieder tragen werde.“
Ashley schaltete die Glotze auf stumm und setzte sich verkehrt herum in den Sessel, um mir über die Lehne gebeugt beim Auspacken zusehen zu können.
„Warum hast du ihn denn dann gekauft?“
„Hm, war einfach eine Fehlentscheidung, so was kommt vor.“
„Darf ich ihn anprobieren?“, fragte Ashley und hielt sich den Rock abschätzend vor die Hüften.
„Nur zu, ich habe ja gesagt, dass ich ihn eh nicht trage.“
Nun kramte ich geschäftig in meinem Koffer, um
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