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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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Skateboards – die spielen Hasch-mich mit den Autos. Ich hab Po immer gesagt, jemand wird ihn noch umnieten.«
    »Der Junge, der gestorben ist, ist nicht von einem Auto überfahren worden. Er ist an der High Line ermordet worden. Und wir suchen nicht deswegen nach Po – aber wir glauben, er könnte etwas wissen – hätte Ihnen vielleicht etwas erzählt.«
    »Wie was?«, fragte Sherice.
    »Wie, was passiert ist«, erwiderte ich. »Oder wo er vielleicht gerade ist.«
    »Sherice«, sagte Mary Digger. »Klappe halten.«
    »Beyoncé«, gab Sherice zurück. »Wie oft muss ich dir das noch sagen?«
    »Oh, mein Gott«, sagte Mary Digger. »Po bringt sich auch noch um. Er ist das Allereinzigste, was ich habe – er ist das Allerbesteste in meinem Leben …« Auf einmal begann sie zu schluchzen.
    Offensichtlich hatte Sherice es nicht so ganz geschafft – und das hatte sie sehr wohl verstanden.
    »Ich würd’s sagen, wenn ich wüsst, wo er is«, sagte Mary Digger und wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht.
    »Sie lügt«, sagte Sherice. »Po weiß was über was.«
    »Du hältst die Klappe«, kreischte Mary vom Sofa aus und versuchte, sich aus dem durchgesessenen Kissen zu erheben. Es fiel ihr zu schwer, und sie plumpste zurück. »Du hältst einfach die Klappe, Sherice.«
    »Beyoncé!«, kreischte Sherice. »Beyoncé Beyoncé Beyoncé!«
    »Was weiß er deiner Ansicht nach?«, fragte ich. »Es ist wichtig. Wir glauben, dass derjenige, der Jamal umgebracht hat, auch hinter Po her ist. Wir wollen nicht, dass ihm etwas zustößt. Deswegen muss ich wissen, wo er ist.«
    Einen Moment lang schloss Mary Digger abwägend die Augen.
    »Wie spät is es?«, fragte sie und blickte jetzt auf den Fernseher. »Mach schon, sag’s ihm, Beyoncé, viel Zeit is nich mehr.«

58
    Der Port Authority Bus Terminal war einmal berüchtigt gefährlich und so deprimierend, dass man nicht mal Drogen dort verkaufen wollte.
    Nachdem die Stadt ihn aufgeräumt hatte, versuchte man, den Namen der Umgebung zu ändern, von Hell’s Kitchen, wo ich aufwuchs, zu Clinton. Benannt nach dem republikanischen Gouverneur George Clinton, nicht nach dem demokratischen Präsidenten Bill Clinton. Niemand wusste je, wer wer war, also beschwerten sich alle, und der Name blieb nicht hängen. Jetzt mögen viele Leute den alten Namen. Klingt romantisch – wie die Liebe zu Ruinen. Vielleicht ist deswegen meine Adresse New Jersey.
    Die Port Authority U-Bahn-Station, wo ich aus der Linie E stieg, hat vier Gleise und zwei Bahnsteige – drei, wenn man den mitzählt, der so lange schon verödet ist, dass niemand mehr weiß, warum er gebaut worden war. Ein winziges Nest, verglichen mit der Megalopolis des Busterminals, der sich oben über zwei große Blocks erstreckt.
    Sämtliche Terminalebenen sind über ein Labyrinth aus Treppen, Rampen und Aufzügen miteinander verbunden und führen zu den Gates, wo mehr als drei Dutzend Buslinien ankommen und abfahren.
    Wenn man in Hell’s Kitchen aufwuchs, musste man jedes Transportmittel kennen, da man gewöhnlich vor irgendwem davonrannte.Also wusste ich nach wie vor, wo ich langgehen musste, weil selbst nach der Verschönerung die Aus- und Einfahrten immer noch so ziemlich an derselben Stelle liegen wie eh und je. Was ein Glück war, weil ich nur zwölf Minuten hatte, um einen wieselflinken Jungen an einem Ort zu finden, der an jedem beliebigen Tag Umschlagplatz für zweihunderttausend Menschen ist.
    Der Schweiß tropfte mir vom Gesicht und tränkte mein Hemd, während ich keuchend versuchte, konzentriert zu bleiben und weiterzulaufen, bis ich Gate 14 erreichte, wo der Wagen der Peter-Pan-Busgesellschaft nach Washington, D.C., in einer Minute abfahren sollte.
    Ich erreichte den Bus, bevor er den Bogen vollendet hatte, mit dem er auf die Straße einbiegen konnte. Als der Fahrer mein Klopfen an der Tür ignorierte, ließ ich meine falsche Marke aufblitzen. Auf städtischen Grund und Boden und mit Sicherheitsleuten und Polizisten überall war diese Amtsanmaßung etwas heikler, aber mir blieb keine Wahl, weil Harpo Digger meine einzige Spur war.
    »John Gibgniew«, sagte ich, als die Tür sich öffnete. »NYPD. Wir glauben, dass ein Flüchtiger in diesem Bus ist. Ein Minderjähriger. Wir müssen ihn befragen.«
    »Okay«, sagte der Fahrer, der das lange graue Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst hatte. Er sackte in seinem Sitz zusammen und trommelte mit den Fingern auf das große Lenkrad ein. »Lassen Sie mich

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