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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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Mädchen, das aussah wie sechzehn oder siebzehn.
    »Nun ja, weil ich sage, sie ist echt«, erwiderte ich freundlich. »Ich kann Ihnen meinen Ausweis und meine Waffe zeigen, wenn Sie wollen. Aber in diesem Flur ist es ganz schön heiß.«
    »Na gut«, sagte sie und öffnete die Tür. »Sie ham keine Uniform.«
    »Richtig.«
    »Weil Sie ’n Bulle in Zivil sind, stimmt’s?«, fragte sie.
    »Stimmt genau«, erwiderte ich. »Darf ich hereinkommen?«
    »Ja«, entgegnete sie. »Kommen Sie rein!«
    Sie war ein dürres Mädchen, bloß Haut und Knochen und ein hoher dürrer Hintern. Sie trug superknappe Shorts, Plateausohlen und eine knappe Bluse mit unpassenden Rüschen. Ihr Haar sah aus wie zwischen zwei Friseurterminen, und sie hielt ein nacktes Baby im Arm – vielleicht ein Jahr alt.
    »Da is meine Mom«, sagte das Mädchen. »Die hat keinen Bock auf Reden.«
    Hinter ihr saß Mary Digger auf einem derart ausgeleierten Sofa, dass sie fast den Boden berührte. Der große Flachbildschirm, neuestes Modell, stand ein kurzes Stück entfernt. Eine wunderschöne Blondine machte Reklame für eine neue Gesichtscreme, die, wie wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, Falten innerhalb von sechs Wochen um 40 Prozent verringerten.
    Mrs Digger trug eine Variante des Outfits ihrer Tochter. Sie war vermutlich kaum älter als fünfunddreißig – sah jedoch alt aus. Müde. Allerdings nicht wie ein Junkie. Bloß nicht mehr daraufhoffend, mehr abzubekommen als eine magische Gesichtscreme oder einen größeren Fernseher. Sie hielt ein Bier in einer Hand und eine Zigarette in der anderen. Ein Aschenbecher voller Stummel balancierte auf der Lehne des Sofas.
    Ich stellte mich vor – John Gibgniew.
    »Ich möchte Ihre Zeit nicht zu sehr in Anspruch nehmen, Mrs Digger«, sagte ich.
    »Bleibt mir kaum was anderes übrig«, sagte sie, »oder?«
    »Nun, ich habe eine Frage«, begann ich.
    »Die ist …«, sagte sie vorsichtig.
    »Wo ist Po?«
    »Weiß nich«, erwiderte sie, drückte eine Kool Menthol in dem Aschenbecher aus und zündete eine weitere an, während die erste noch kokelte.
    »Er ist nicht in Schwierigkeiten«, sagte ich. »Wir müssen bloß mit ihm reden.«
    »Wenn er keine Schwierigkeiten nich mit der Polizei hat«, sagte sie, »steckt er woanders in der Klemme. Er hat Schiss. Er is weg.«
    Genau in diesem Moment kam ein anderes Baby, älter, jedoch noch immer krabbelnd, ins Zimmer, das eine schmutzige Windel über den Boden schleifte. Ein drittes Kind, ein kleines Mädchen, nackt, folgte ihm und trat ihm kräftig in den Hintern, anscheinend einfach bloß aus Spaß an der Freude.
    »Was machst du da, zum Teufel?«, kreischte die Teen-Mama.
    Und das kleine Mädchen begann zu jammern – sodass jetzt drei kreischende Kinder in einem heißen Zimmer waren, in dem es nach Dingen stank, die ich nicht ergründen wollte. Die Mama, die vielleicht siebzehn und nicht fünfzehn war, scheuchte sie aus dem Raum.
    Wenig später – und in dieser Zeit wiederholte Mary Digger, dass sie keine Ahnung habe, wo ihr Sohn sei – kehrte das magere Mädchen ohne die Kinder zurück, die beunruhigend leise waren.
    »Weiter«, sagte Mary Digger. »Fragen Sie Sherice – wir wissen nich, wo Harpo is – er könnte überall hin sein.«
    »Mein Name is Beyoncé«, sagte Sherice. »Ich hab ihn geändert.«
    »Nun, Beyoncé«, sagte ich, »wenn du raten müsstest, wo dein Bruder ist, was würdest du sagen?«
    Sie warf ihrer Mutter einen Blick zu und schüttelte den Kopf.
    »Wissen wir nich«, sagte Mary Digger.
    »Sie haben nicht gefragt, weshalb ich mit ihm reden möchte«, sagte ich.
    »Wissen wir doch«, meinte Sherice.
    »Okay«, sagte ich. Geduldig. Freundlich.
    »Wir wissen, dass diese Woche was passiert is«, sagte Sherice.
    »Hat ihm ’ne Scheißangst eingejagt – ich hab ihm gesagt, er wär blöd, mit diesen Skatern da rumzuhängen, diesen weißen Jungs. Die wollen ihn nich – ihn oder sogar Jamal.«
    Endlich Red Hawks Name. Jamal.
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    »Weiß nich«, erwiderte Sherice.
    »Sehen Sie mal, meine Damen, ich habe eine sehr schlechte Nachricht.«
    »Oh nein nein nein«, schrie Mary Digger. »Was is mit ihm passiert?«
    »Nichts ist Ihrem Sohn passiert, soweit ich weiß. Aber einer der Skater ist tot. Der, den sie Red Hawk nennen. Pos Freund. Jamal.«
    »Diese verdammten Ärscher«, sagte Sherice. »Die glauben, die können alles. Diesen blöden Scheiß mit über die Autos springen mit ihren

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